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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wohin entwickelt sich die Maiwoche?
Zwischenüberschrift:
Schausteller besorgt: Zu wenig Unterstützung für regionale Künstler
Artikel:
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Originaltext:
Eine massenwirksame Geldmaschine oder ein subventioniertes Kulturfest mit regionalem Schwerpunkt: Wohin entwickelt sich die Maiwoche? Norddeutschlands großes Stadtfest steht am Scheideweg das meinen zumindest die Schausteller.

Osnabrück. Zum ersten Mal in der 44-jährigen Geschichte des Volksfestes vergibt die Stadt die Standflächen in den drei Zonen Nikolaiort/ Domhof, Große Straße/ Jürgensort und Ledenhof für die kommenden fünf Jahre in einem Interessenbekundungsverfahren. Veranstalter sind aufgefordert, ihr Konzept vorzustellen. Eine Auswahlkommission trifft anhand eines 25 Punkte umfassenden Kriterienkatalogs in den kommenden Wochen eine Entscheidung.

Dieser Kriterienkatalog setzt nach Ansicht der Schausteller falsche Anreize. Henning Hammoor, Vorsitzender des Schaustellervereins Laterna Magica, vermisst Impulse für eine Fortentwicklung der Maiwoche und fürchtet, dass die regionale Musikkultur unter die Räder kommt.

Jedes der 25 Kriterien fließt mit einer bestimmten Gewichtung ausgedrückt in Prozent in die Gesamtbewertung ein. Bei der Vergabe des Spielortes Nikolaiort/ Domhof hat das größte Gewicht mit acht Prozent die Produktvielfalt″ bei Gastronomie und Warenangebot″. Am Ende der Liste mit einem Gewicht von zwei Prozent steht die Einbeziehung regionaler Künstler. Hier wird klar und deutlich ein Zeichen gegen die Unterstützung regionaler Musikkultur gesetzt″, sagt Hammoor.

Der Vereinsvorsitzende fordert die Politik auf, das Bewertungsschema zu überprüfen. Darüber hinaus müsse der Stadtrat den finanziellen Druck auf die Veranstalter lockern und sich zu einer Subventionierung des Volksfestes entschließen, um die Stagnation zu beenden.

Der Verein, der die Kirmes- und Volksfestkultur fördern will, hat sich mit einem neuen Konzept um die Fläche Nikolaiort/ Domhof beworben. Kernpunkte sind ein aufgefrischtes Europadorf, spektakuläre Straßenkünstler, moderne Street-Food-Trucks und vor allem ein Musikprogramm mit aufstrebenden regionalen Bands. Das Ganze funktioniert allerdings nur mit einer städtischen Anschubfinanzierung.

Hammoor rechnet vor, dass das Volksfest der Stadt über die Umwegrentabilität (mehr Steuereinnahmen oder Parkgebühren) 700 000 Euro in die Kasse bringt. Ein Teil sollte zeitlich befristet zur Refinanzierung eingesetzt werden. Langfristig, so meint Hammoor, könne die Finanzierung durch die Einführung eines Friedensthalers″ als Lokalwährung gelingen.

Das Geld ist auch der Grund, warum Stephan Viehoff, Chef der Agentur Royal Concepts, sich für 2017 nicht um den Betrieb einer Bühne auf dem Ledenhof bewirbt. Zur vergangenen Maiwoche war dort auf den letzten Drücker ein viertägiges Programm für junge Leute auf die Beine gestellt worden nach Intervention der SPD-Fraktion und mit einem städtischen Zuschuss von 10 000 Euro. Damit konnte Viehoff die erstmals erhobene Sondernutzungsgebühr bezahlen. Einen Überschuss erwirtschaftete er nach eigenen Angaben trotzdem nicht. Die Organisation dauert locker ein halbes Jahr. Wenn es dann am Ende plus/ minus null ausgeht, sollte man den Aufwand nicht treiben.″

2015 beschloss der Rat, die Standgebühren auf den Osnabrücker Märkten anzupassen. Ziel ist ein Kostendeckungsgrad von 100 Prozent, der zum Beispiel beim Weihnachtsmarkt erreicht wird. Die Maiwoche war in den vergangenen Jahren ein Zuschussgeschäft für die Stadt mit einem Kostendeckungsgrad von unter 80 Prozent. 2014 setzte die Stadt knapp 25 000 Euro zu.

Ob der Neumarkt auch 2017 bespielt werden kann, ist noch unklar . Der Platz ist nicht in das Interessenbekundungsverfahren aufgenommen worden, weil die politischen Entscheidungen zur künftigen Gestaltung des Platzes noch ausstehen und die Auswirkungen der geplanten Bauarbeiten nicht abschätzbar sind. Wir können aber den Neumarkt nachschieben, wenn wir Gewissheit haben″, sagt Sandra Solf, Leiterin des städtischen Fachbereichs Bürger und Ordnung.

Bildtext:

Die Greenbeats″ auf der Maiwoche 2016 am Nikolaiort. Ist für lokale Bands künftig noch Platz? Foto: David Ebener

Kommentar:

Die richtige Mischung

Aus finanzpolitischer Sicht war es durchaus gerechtfertigt, die Standgebühren für die Maiwoche auf ein auskömmliches Maß zu erhöhen. Es kann schließlich nicht Aufgabe der öffentlichen Hand sein, Gewerbetreibende zu subventionieren. Doch die Maiwoche ist ein Sonderfall.

Ein Gemeinwesen braucht einen Ort, einen Anlass und einen Zeitpunkt, um sich selbst zu finden und zu bestätigen. Die Maiwoche schafft diesen Sammlungsort– solange sie noch alle Zielgruppen erreicht und den gemeinsamen Gesprächsstoff liefert, der wie Kitt eine in Kleingruppen zerfallende Gesellschaft zusammenhält.

Wenn die Stadt allerdings den finanziellen Druck auf die Veranstalter fortsetzt, besteht die Gefahr, dass die Maiwoche langfristig zum Ballermann-Festival wird gewinnbringend zwar, aber fokussiert auf eine einzige feierwütige Zielgruppe. Die Politik sollte die Entwicklung aufmerksam im Blick behalten.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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