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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
VCD: Busfahren darf nur 1 Euro kosten
Zwischenüberschrift:
Verkehrsclub hält Preiserhöhung für falschen Weg – Stadtwerke-Aufsichtsrat entscheidet morgen
Artikel:
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Originaltext:
Busfahrpreise runter statt rauf, fordert der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Osnabrück. Gemessen an dem ÖPNV-Angebot anderer Städte, dürfe ein Einzelticket in Osnabrück höchstens 1 Euro kosten, sagt VCD-Sprecher Jörn Keck.
Osnabrück. 2, 70 Euro kassieren die Stadtwerke Osnabrück zurzeit für eine Busfahrt in der Tarifzone 0 (Osnabrück/ Belm). Ab 2017 sollen es nach Informationen unserer Redaktion sogar 2, 90 Euro sein. Am Mittwochabend diskutiert der Aufsichtsrat die geplante, neue Tarifstruktur. Die meisten der vertretenen Ratsfraktionen haben bereits angekündigt, eine weitere Preiserhöhung nicht mitzutragen.
Auch der VCD Osnabrück hält immer teurere Fahrscheine für die falsche Strategie, um mehr Menschen in der Stadt zum Umstieg vom Auto auf den Bus zu bewegen. Dies gelte erst recht für das prestigeträchtige Einzelticket, welches vom kommunalen Verkehrsbetrieb selbst regelmäßig für Preisvergleiche herangezogen werde. Dann gern versehen mit dem Hinweis, dass die Fahrpreise in Osnabrück doch durchschnittlich seien.
VCD-Sprecher Jörn Keck rechnet anders: In Münster und Bremen etwa ist die Tarifzone Stadt dreimal so groß wie in Osnabrück, in Hannover immerhin doppelt so groß. Das heißt, man kann dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln viel weiter fahren als hier bei gleichen Preisen.″ Zudem gebe es andernorts nicht nur Busse, sondern teilweise sogar Straßenbahnen und S-Bahnen, was gleichbedeutend sei mit mehr Komfort und mehr Geschwindigkeit. In Osnabrück dagegen stehe der Bus mit den Autos im Stau. Mit der Folge, dass es oft keine verlässlichen Anschlüsse gebe.
Gemessen an dem, was Kunden in anderen Städten beim öffentlichen Personennahverkehr geboten wird, dürfte eine Einzelfahrt in der Tarifzone 0 bei uns höchstens 1 Euro kosten″, findet Keck. Der VCD-Sprecher schlägt für Osnabrück eine Fünferkarte zum Preis von 5 Euro vor. Dieses Sonderangebot sei geeignet, viele Fahrgäste zu gewinnen.
Münster macht′s vor
Als Beispiel diene die Deutsche Bahn, die 1995 das nur 15 D-Mark teure Schönes-Wochenende-Ticket einführte und so im Handumdrehen ihre bis dahin samstags und sonntags gähnend leeren Nahverkehrszüge füllte. Einen tollen Ansatz″ nennt Keck auch ein neues Busticket der Stadtwerke Münster, das 2 Euro kostet und 90 Minuten lang gilt.
Die Stadtwerke Osnabrück seien dagegen im Begriff, mit den zum Jahreswechsel geplanten Änderungen im Tariftableau weiter Fahrgäste und potenzielle Kunden zu vergraulen. Dabei habe eine 2013 erstellte, deutschlandweite Studie der TU Dresden zur Verkehrsmittelwahl belegt, dass Osnabrücks Stadtbus insbesondere auf Kurzstrecken schlecht abschneide. Demnach greifen bei Entfernungen zwischen einem und drei Kilometern 42 Prozent der Befragten auf das eigene Auto zurück, aber nur 6 Prozent auf den Bus.
Vor diesem Hintergrund hielte es der VCD für absurd, in Osnabrück wie angeblich vorgesehen das 1-Euro-Cityticket durch ein neues Kurzstreckenticket zu ersetzen, das zwar in allen Tarifzonen gelten, aber ebenfalls nur vier Haltestellen umfassen soll. Jörn Keck: Um attraktiv zu sein, müssten es mindestens acht bis neun Haltestellen sein.″ Andernfalls sei es deutlich billiger, selbst bei geringen Distanzen den eigenen Kleinwagen zu nehmen.

Bildtext:

Mehr als einen Euro sei eine Busfahrt in Osnabrück nicht wert, meint der Verkehrsclub Deutschland. Aktuell kostet der Einzelfahrschein für eine Busfahrt 2, 70 Euro.
Foto: Jörn MArtens

Kommentar:

Ausgereizt

Die Forderung des Osnabrücker VCD nach einem wichtigen Bus ticket zum Spottpreis mag unrealistisch sein. In der 1-Euro-Idee spiegelt sich gleichwohl die gereizte Stimmung vieler Fahrgäste und potenzieller ÖPNV-Kunden in der Stadt wider. Sie haben es satt, für den Bus jährlich mehr zu bezahlen, ohne dafür eine erkennbar bessere Gegenleistung zu erhalten. Klar, Busfahrer sollen gutes Geld verdienen, Sprit und Fahrzeuge gibt es auch nicht umsonst, und die Einnahmen aus dem Ticketverkauf decken die Kosten der Verkehrsbetriebe bloß zur Hälfte. Doch wären moderate Preisanstiege in unregelmäßigen Abständen gewiss leichter zu verkraften, wenn damit das sichere Gefühl einherginge, das ÖPNV-Angebot entspreche in bestmöglicher Weise auch den tatsächlichen Bedürfnissen derer, die es nutzen (sollen). Hier ist aber viel Vertrauen zerstört worden, wie der immer leidenschaftlicher geführte Streit über Fahrpreise und Fahrpläne zeigt. Um es wiederherzustellen, ist eine echte Serviceoffensive nötig.
Autor:
Sebastian Stricker


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