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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wo sind die echten Haster?
Zwischenüberschrift:
Ein „planloser″ Rundgang durch Osnabrücks Stadtteile – Heute: Haste
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Sonnenschein und gute Laune eine gute Gelegenheit für einen Spaziergang durch Haste. Der Stadtteil im Norden von Osnabrück präsentiert sich von seiner besten Seite. Freundliche Bewohner, lebendiges Treiben und ein gepflegtes Stadtbild.
Osnabrück. Unser Rundgang beginnt an der Bram straße. Um 13 Uhr ist hier normalerweise Hauptverkehrszeit. Die Gymnasiasten von der Angelaschule haben sechs Stunden Unterricht hinter sich und machen sich auf in den freien Nachmittag. Gleichzeitig ist in der Thomas-Morus-Schule Schluss, und Hunderte Schüler gehen nach Hause. Besser gesagt: Sie fahren. Viele sind auf ihren Fahrrädern unterwegs, einige Eltern holen ihre Kinder mit dem Auto ab.
Sobald die Schüler verschwunden sind und es an der Bramstraße etwas ruhiger wird, gönnt sich auch Michael Hörnschemeyer eine kurze Pause. Gemeinsam mit zwei Kollegen ist er als Hausmeister abwechselnd für die beiden gegenüberliegenden Schulen zuständig. Angela und Thomas Morus teilen sich seine Dienste. Gerade hat er eine Hecke geschnitten, als Nächstes stehen Arbeiten im Schulgebäude an. Defekte Lampen auswechseln oder Türschlösser reparieren, das geht eben erst, wenn die Klassenräume leer sind″, sagt der 55-Jährige.
Viel lieber sind ihm aber die Arbeiten im Außenbereich der beiden Schulen. Ich weiß ja nicht, ob sie schon mal im Angelapark waren. Das ist schon ein riesen Areal″, erzählt er der Reporterin stolz. Er kann nicht wissen, dass sie selbst sieben Jahre ihrer Schulzeit die Pausen in ebenjenem Park verbracht hat. Hörnschemeyer selbst macht seit neun Jahren seinen Job hier in Haste, dabei kommt er eigentlich aus Wallenhorst. Seinen Arbeitsweg legt er jeden Tag auf dem Rad zurück. Wenn er um 17 Uhr Feierabend hat, liegt der anstrengende Teil des Arbeitsweges noch vor ihm. Ob er über Pye oder über Lechtingen fährt erst einmal muss er einen Berg bezwingen.
An diesem Dienstag sind in Haste viele Menschen anzutreffen, die wie Michael Hörnschemeyer hier arbeiten oder ihre Freizeit genießen. So hält es auch Ulli Gies, der erst in Melle, dann in der Dodesheide wohnte, aber immer nach Haste kam, um sein Hobby auszuüben: Tennis. Nur wenige Meter von den beiden großen Schulen liegen die vier Tennisplätze des TuS Haste. Ich meine, es ist die schönste Tennisanlage im ganzen Landkreis von Osnabrück″, schwärmt Gies.
Fünf Jahre für den Verein
Er selbst ist an der Schönheit nicht ganz unbeteiligt. Seit fünf Jahren ist er im Vorstand der Tennisabteilung aktiv. In der Zeit sorgte er dafür, dass die Terrasse des Vereinsheims überdacht, neue Gartenmöbel samt bequemen Auflagen angeschafft und der klapprige Vereins-Grill durch eine Outdoorküche ersetzt wurden. Kurzfristig war Gies im Verein sogar erster Vorsitzender, stellvertretender Vorsitzender, Kassen- und Jugendwart in Personalunion. Zum Glück haben sich inzwischen aber drei weitere Ehrenamtliche gefunden, sodass Gies wieder mehr Zeit hat für seine eigentliche Leidenschaft: die Events und das Kochen.
Als gelerntem Koch macht es ihm Spaß, die Anlage für den kommenden Ladys Day″ vorzubereiten. Mittwochs zwischen 15 und 18 Uhr kommt hier kein Mann auf den Platz″, sagt Gies. Dazu kommt in dieser Woche das Frühstücksturnier der Alten Hasen″. Die Mitglieder der Damenmannschaft sind alle über 70 und treffen auf gleichaltrige Gegnerinnen vom TSV. Um 10.30 Uhr geht es los, gegen Mittag wird gegrillt, und abends geht es dann rund″, so Gies. Garnelenspieße und Bratwürste sind schon vorbereitet, jetzt wollen noch die Tische eingedeckt werden.
Da möchte die Reporterin nicht weiter stören und macht sich auf den Weg in das grüne Herz von Haste: das Nettetal. Nur ein Teil davon gehört noch zum Stadt-Gebiet von Osnabrück, mitten im Wald liegt die Grenze nach Wallenhorst, genauer zum Ortsteil Rulle. Von der kommt auch Reiterin Ingrid. Mit ihrem Goldie wollte sie vom Hof Hardinghaus eine neue Geländestrecke erkunden und kam unweit des Klosters Nette aus dem Wald. Der 13-jährige Wallach ist etwas aufgeregt durch den unangekündigten Pressebesuch, deshalb bleibt Ingrid nur zu sagen: Es ist wunderschön hier. Ich genieße die Ausritte jedes Mal.″ Dann müssen die beiden weiter.
Folgt man dem Lauf der Nette aus dem Tal heraus, kommt man unweigerlich an der Nackten Mühle vorbei. Der Ort ist weit weniger obszön, als es der Name vermuten lässt. Hier finden sich ein historisches Sägewerk und ein sogenannter ökologischer Lernort″ für Kinder. Was genau damit gemeint ist, weiß Ricarda Oßowski. Die 28-Jährige arbeitet seit zwei Jahren an der Mühle und begleitet Gruppen wie die Spürnasen″ in die Natur.
Meine Kids kommen gleich um drei Uhr und dann gehen wir wahrscheinlich an den Fluss und schauen, was für Tiere dort wohnen″, sagt sie. Vom Bachflohkrebs über kleine Muscheln bis zum Fisch könne alles dabei sein. Die Vier- bis Sechsjährigen lassen sich leicht für die Natur begeistern. Das sind elementare Erfahrungen, die die Kinder sonst nicht machen″, so Oßowski.
Wie ausgestorben
Sie selbst war ebenfalls sofort von der Nackten Mühle begeistert. Zum ersten Mal kam sie während ihres Studiums der Landschaftsentwicklung an der Hochschule in Haste hierher zum Praktikum. Das war 2009, seitdem hat sie der Ort nicht mehr losgelassen. Vor zwei Jahren war eine feste Stelle im fünfköpfigen Team der Umweltbildung frei, und die gebürtige Göttingerin blieb in Osnabrück. Nach Feierabend fährt sie in den Nachbar-Stadtteil Dodesheide, wo sie wohnt.
Finden sich in Haste denn gar keine echten Haster? Nicht an diesem Dienstag. Dabei hat es die Reporterin wirklich versucht. Aber auch im Traditionshotel Osterhaus hieß es: Der Chef ist verreist. In der Bäckerei Welp: Der Chef ist außer Haus. Im Mehrgenerationenhaus: niemand anzutreffen. Die Wohnsiedlungen: wie ausgestorben.
Es scheint, als wären die einzigen beiden, die heute ganz sicher ihre Nacht in Haste verbringen, Ralf und Sigrid. Sie haben ihr Wohnmobil am Nettebad genau auf der Grenze zwischen Haste und der Dodesheide geparkt. Viel ist über sie nicht herauszufinden. Aber laut Kennzeichen kommt das Paar aus Süddeutschland und mag die wildromantische Natur. Zumindest sind auf der Motorhaube Fichtenwälder und heulende Wölfe im Sonnenuntergang abgebildet. Die beiden werden über Nacht in Haste bleiben.

Bildtext:

Hobby-Koch und Tennis-Fan: Ulli Gies vom TuS Haste.

Der Ausgangspunkt des Rundgangs: die Angelaschule an der Bramstraße. Fotos: Jörn Martens

Natur erleben an der Nackten Mühle mehr als ein Motto.
Autor:
Louisa Riepe


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