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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Streit um Kalla Wefels „Heimatabend″
 
Streit um „Heimatabend″-Gästeliste
Zwischenüberschrift:
Kalla Wefel reagiert mit Spott auf Rassismus-Vorwurf
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Kalla Wefels Heimatabend″ zur Kommunalwahl liegt schon einige Tage zurück, aber jetzt ist ein Streit darüber entbrannt, welche Partei dabei am Tisch sitzen darf und welche nicht. Das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit″ (BIG) wirft dem Kabarettisten Kalla Wefel Rassismus und Integrationsfeindlichkeit vor, weil es nicht eingeladen war. BIG wird vertreten von Erhat Toka, der vor zwei Jahren in die Medien geraten war, nachdem er den Comedian Dieter Nuhr als Hassprediger″ bezeichnet hatte. Sein Bündnis sei eine Migrantenpartei, sagt Toka, der Ausschluss von der Veranstaltung sei eine Diskriminierung von Menschen, die anders aussehen″. Kalla Wefel kontert, er habe Toka absichtlich nicht eingeladen, weil der mit antisemitischen Sprüchen in Erscheinung getreten sei.

Die von Muslimen gegründete Partei BIG fühlt sich vom Osnabrücker Kabarettisten Kalla Wefel diskriminiert, weil sie zu dessen Heimatabend″ nicht eingeladen wurde. Kalla Wefel kontert, BIG sei antisemitisch und deshalb nicht willkommen.

Osnabrück. BIG hinter diesen drei Buchstaben steckt das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit″, das der Osnabrücker Erhat Toka ins Leben gerufen hat. Als Kreisverbandsvorsitzender kandidiert er im Wahlbereich 1 für die Kommunalwahl. Vor fünf Jahren war er mit seiner Muslimisch-Demokratischen Union (MDU) schon einmal angetreten, hatte aber nicht genug Stimmen für ein Ratsmandat bekommen.

Über Osnabrück hinaus bekannt wurde der Inhaber einer Kampfsportschule, als er vor zwei Jahren den Kabarettisten Dieter Nuhr einen Hassprediger″ nannte und zu einer Demonstration vor der Stadthalle aufrief. Auf seiner Internetseite schreibt der BIG-Politiker, dass er den Muslimen eine Stimme geben wolle.

Sein aktuelles Bündnis BIG sei nicht muslimisch festgelegt, sondern eine Migrantenpartei″, erklärt Toka. In einer Pressemitteilung erhebt der streitbare Parteigründer den Vorwurf, Kalla Wefel verhalte sich parteiisch und undemokratisch. Beim Heimatabend″ in der Lagerhalle hätten nun Bewerber aller Parteien″ Gelegenheit bekommen, ihre Vorstellungen zur Kommunalwahl darzulegen – „ alle, außer der BIG″, wie Toka in seiner Erklärung kritisiert.

Seine Partei sei von Migranten gegründet worden. Ist Osnabrück nicht unsere Heimat?″, fragt der Kreisverbandsvorsitzende. In Osnabrück laufe eine rassistische Kampagne gegen die BIG″. Diese Integrationsverweigerer″ sollten zur Kenntnis nehmen, dass es jetzt auch Deutsche gibt, die anders aussehen″. Und die demnächst auch im Stadtrat sitzen würden.

Heimatabend″-Veranstalter Kalla Wefel hat auf solche Schuldzuweisungen schon gewartet. Wer sich hinter Smilies und Burkas versteckt, den will ich nicht auf der Bühne haben″, lautet seine erste Reaktion. Damit bezieht er sich auf ein Foto von der BIG-Internetseite, das Toka mit vier Frauen zeigt, deren Gesichter nachträglich mit Smilies unkenntlich gemacht wurden. Er habe die Partei aber vor allem deshalb nicht eingeladen, weil deren Sprecher Erhat Toka behaupte, er wolle die Israelis ins Meer treiben. Das sei antisemitisch und völlig unakzeptabel, sagt Kalla Wefel. Kriegstreiber hätten bei seinem Heimatabend″ nichts zu suchen.

Toka bestreitet nicht, dass er den Satz mit den Israelis im Zusammenhang mit dem Palästinenserkonflikt verwendet hat. Gegenüber unserer Redaktion bringt er es auf die Formel: Ich bin kein Antisemit, ich bin Antizionist! Kalla Wefel regen solche Sätze eher zu kabarettistischen Einlagen an. Er werde vom israelischen Geheimdienst Mossad finanziert, behauptet der Spaßmacher, und ich glaube nicht, dass Erdogan so viel zahlen kann, wie ich vom Mossad bekomme!

Der Hintergrund: Einen Bericht vom Heimatabend″ lesen Sie auf noz.de

Bildtexte:
Rassismus, Antisemitismus, Integrationsfeindlichkeit: Kabarettist Kalla Wefel (links) ist jetzt auch zur Zielscheibe von Erhat Tokas Kritik geworden.
Fotos:
PR-Pollert/ Parton

Kommentar

Ins Abseits

Kalla Wefel ist keine öffentlich-rechtliche Institution. Wen er zu seinem Heimatabend einlädt und wen nicht, darf er mit sich selbst ausmachen. Gründe für eine Ablehnung muss er nicht nennen. Gleichwohl hatte der Kabarettist gute Gründe, Erhat Toka und sein Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit BIG nicht an den Tisch zu holen. Der Mann, der andere gern als Hassprediger bezeichnet, hat sich mit seinen Verbalattacken selbst disqualifiziert.

Ihr verdammten Israelis. Ich freue mich auf den Tag, an dem wir euch ins Meer treiben werden, ihr Hunde.″ Das ist der Satz, den Toka im vergangenen Jahr auf seiner Facebook-Seite in die Welt geschrien hat. Der Zorn auf den Staat Israel mag legitim sein, aber der Hass, der aus seinen Zeilen trieft, passt nicht zum Anspruch, für Demokratie und Integration einzutreten.

Toka könnte sich distanzieren oder eingestehen, dass ihm das hässliche Zitat aus einer Emotion heraus unterlaufen ist. Stattdessen gießt er Öl ins Feuer und inszeniert sich als Opfer einer rassistischen Kampagne. Wer so argumentiert, stellt sich selbst ins Abseits.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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