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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Fäkalien und Kondome: Anlieger sauer auf die Stadt
Zwischenüberschrift:
Diskussion über den Straßenstrich im Hasepark geht weiter
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Nachdem unsere Redaktion darüber berichtet hatte, dass sich Hasepark-Anlieger über die Verschmutzung ihrer Grundstücke durch Prostituierte beklagen, wurde im Internet intensiv über das Thema diskutiert. Wir sind den dabei aufgeworfenen Fragen nachgegangen.

Osnabrück. Könnte man am Straßenstrich nicht ein mobiles Klo aufstellen? Mehrere Leser machten diesen Vorschlag zur Lösung eines ekelhaften Problems: Laut einiger Anlieger der Franz-Lenz-Straße verrichten die Prostituierten regelmäßig ihr Geschäft vor deren Geschäft. Die Idee, ein Dixie-Klo zu benutzen, haben wir schon mit der Stadt diskutiert″, sagt dazu Markus Bröcker von Metallbau Bröcker. Die Verwaltung habe dazu aber eine klare Meinung: Diese Dinger müssen gepflegt werden. Und wenn man so was nicht täglich reinigt, wird es nicht mehr benutzt.″ Jürgen Wiethäuper, zuständiger Fachdienstleiter bei der Stadt, bestätigte diese Haltung im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Alternative wäre eine fest installierte Toilette, die natürlich noch deutlich teurer wäre als das blaue Plastik-Klo. Der finanzielle Aufwand ist laut Jürgen Wiethäuper aber nicht entscheidend: Wir wollen es den Damen nicht zu nett machen.″ Zwar betrachtet die Stadt den Hasepark als bestmöglichen Ort für die Straßenprostitution in Osnabrück doch am liebsten hätte man überhaupt keinen Straßenstrich. Deshalb wäre es laut Wiethäuper ein falsches Signal, den Prostituierten an ihrem Arbeitsplatz ein Toilettenhaus zu bauen.

Während Anlieger wie Markus Bröcker oder Philipp Glanemann vom benachbarten Autohaus Hasepark für die Haltung Wiethäupers in diesem Punkt durchaus Verständnis haben, sind sie über andere Äußerungen des Verwaltungsmannes stinksauer. Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte der Chef des Ordnungsamtes gesagt, die Mitarbeiter des OS-Teams hätten bei ihren Routine-Kontrollen auf den Grundstücken der Anlieger praktisch nie Fäkalien oder größere Mengen Müll gefunden. Was Herr Wiethäuper da behauptet, empfinde ich als eine Frechheit″, sagt Philipp Glanemann, er fühle sich als Lügner hingestellt. Ähnlich sieht es Anna Maria Schnieder, Hausmeisterin bei Metallbau Bröcker und die Einzige, die in der Franz-Lenz-Straße wohnt. Darüber kann ich nur noch leise lächeln.″ Auf Wiethäupers Aussage, er könne sich nur schwer vorstellen, dass sich die Prostituierten auf den Anlieger-Grundstücken erleichtern, schließlich würden die Damen doch in der Nähe wohnen, reagiert Anna Maria Schnieder mit einer rhetorischen Frage: Geht er denn nach Hause zur Toilette, wenn er Dienst hat?

Wie sich in den Reaktionen auf unseren ersten Artikel zeigte, ist Anna Maria Schnieder nicht die einzige Anwohnerin, die sich durch den Straßenstrich belästigt fühlt. Nadja und Björn Kindscher wohnen in der Rotenburger Straße, also auf der anderen Seite des Haseparks. Freier und Prostituierte nutzen ihren Angaben zufolge regelmäßig ihren Hinterhof, um dort im Auto Sex zu haben. Es kann sein, dass vier bis fünf Autos am Abend kommen″, sagt Björn Kindscher.

Am nächsten Morgen fänden sich dann im Hof benutzte Kondome, anderer Müll und teilweise Exkremente. Auch bei unserem Besuch liegen am Gartenzaun des großen Hinterhofs, auf dem Garagen für zahlreiche Anwohner stehen, mehrere Präservative. Immer wieder, sagt Björn Kindscher, habe er das Problem bei den Behörden vorgebracht. Die Stadt haben wir angesprochen, die Polizei haben wir angesprochen. Aber der schwarze Peter wird immer hin und her geschoben.″

Auch Stephanie und Heinz-Hermann Lünnemann beklagen die Auswirkungen des Strichs. Das Ehepaar wohnt am Schützenhof, einen knappen Kilometer entfernt. Mein Mann macht um 23 Uhr seine letzte Runde, und dann fahren die Damen mit den Freiern auf den Real-Parkplatz, um da ihre Arbeit zu verrichten″, sagt Stephanie Lünnemann. Mit seinem altersschwachen, aber ziemlich großen Hund Basko geht Lünnemann dann auf die Autos zu, um Freier und Prostituierte zu vertreiben auch wenn er auf dem Grundstück des Verbrauchermarktes natürlich keinerlei Hausrecht hat. Bei seiner Runde durch die Nachbarschaft, in der auch ein Bolzplatz liegt, findet Lünnemann auch die üblichen Spuren des Horizontalgewerbes, meist Taschentücher und benutzte Kondome. Ich möchte nicht wissen, wenn so ein kleines Kind mal wieder so ein Tütchen aufhebt und sagt: Guck mal, was ist das für ein toller Luftballon...″, sagt Lünnemann und spricht damit offenbar vielen aus der Seele. Auch Anwohner Björn Kindscher und zahlreiche Nutzer des Internet-Netzwerks Facebook befürchten, dass Kinder im Hasepark und in dessen Nähe Kondome finden könnten.

Meiner Meinung nach ist es genauso problematisch, wenn sie sonstigen Müll finden″, sagt Dr. Marianne Schneider, Lehrbeauftragte für pädagogische Psychologie an der Universität Osnabrück. Die Psychologin versteht nicht, warum benutzte Kondome an Wegen oder in Gebüschen für Kinder ein besonderes Problem darstellen sollen. Die Eltern müssen das eben erklären. Irgendwann werden die Kinder aufgeklärt, dann steht das Thema Kondome doch ohnehin an.″ Dass es Menschen gebe, die mit ihrer Sexualität Geld verdienen, sei ebenfalls keine Information, die man Kindern verheimlichen müsse, sagt die Expertin.

Stellt sich die Frage, ob hinter der Angst vor Schäden an Kinderseelen nicht in den meisten Fällen die Ansicht steht, Prostitution sollte in Osnabrück grundsätzlich verboten werden. Derzeit kann das älteste Gewerbe der Welt″ nach geltender Rechtslage aber höchstens in Wohngebieten untersagt werden was auf den Hasepark nun einmal nicht zutrifft. Marco Ellermann, Sprecher der Polizeidirektion Osnabrück: Die Einrichtung eines Sperrbezirks im Hasepark ist momentan aus unserer Sicht nicht möglich.″

Ein Video finden Sie auf noz.de

Bildtexte:
Anna Maria Schnieder ist die Einzige, die an der Franz-Lenz-Straße wohnt. Über die Aussagen der Stadt, das OS-Team habe auf ihrem Grundstück keine Fäkalien gefunden, kann sie nur leise lächeln″.
Über die Einrichtung eines Sperrbezirks im Hasepark würde die Polizeidirektion Osnabrück entscheiden. Laut deren Sprecher Marco Ellermann gibt es dafür aber derzeit keine rechtliche Grundlage.
Dr. Marianne Schneider, Psychologin an der Universität Osnabrück, hält den Straßenstrich im Hasepark und benutzte Kondome an den Wegen für keine Bedrohung für Kinderseelen.
Fotos:
Screenshot noz.de
Autor:
Hendrik Steinkuhl


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