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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Blindgänger gesprengt
 
Weltkriegsbombe erfolgreich gesprengt
Zwischenüberschrift:
Problemlose Räumung in Osnabrück
 
Blindgänger im Stadtteil Schinkel-Ost steckte senkrecht im Acker – Riesige Wassersäcke
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. 4000 Menschen aus den Stadtteilen Schinkel-Ost und Lüstringen mussten am Sonntag ihre Wohnungen verlassen, weil ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg geräumt wurde. Die Bombe, die senkrecht in einem Acker steckte, wurde ohne Probleme gesprengt. Eine Entschärfung wäre den Angaben zufolge zu riskant gewesen. Um die Sprengkraft der amerikanischen Fünf-Zentner-Bombe abzuschwächen, wurde die Fundstelle mit riesigen Wassersäcken abgedeckt. Evakuierung und Sprengung verliefen planmäßig. Gegen 16 Uhr konnten die Anwohner zurück in ihre Häuser.

Der Bombenblindgänger, der vorige Woche im Osnabrücker Stadtteil Schinkel-Ost gefunden wurde, ist am Sonntag gegen 15.30 Uhr gesprengt worden. Das Risiko einer unkontrollierten Explosion beim Entschärfen wäre zu groß gewesen.

Osnabrück. Alles ist hundertprozentig geglückt″, sagte Sprengmeister Hans Mohr kurz nach der Sprengung. Die Fünf-Zentner-Bombe steckte senkrecht im Boden. Um die Art des Zünders zu bestimmen, wären Grabearbeiten erforderlich gewesen, die im Ackerboden unvermeidlich Erschütterungen verursacht hätten. Deshalb entschied Hans Mohr, den sicheren Weg zu gehen und den Blindgänger zu sprengen.

Alle drei verfügbaren Wassersäcke wurden über der Bombe platziert, um die Wucht der Explosion abzufangen und die Druckwelle nach oben zu lenken. Die Bezeichnung Wassersäcke″ ist in diesem Zusammenhang möglicherweise irreführend, weil stark untertrieben, wenn man sich deren Volumen ansieht: Jeder einzelne Wassersack fasst 25 000 Liter, 45 Minuten dauert die Befüllung. In der jüngsten Vergangenheit hat es häufiger Sprengungen gegeben. Sie bergen das geringste Risiko für den Sprengmeister″, erklärte Jürgen Wiethäuper, Fachdienstleiter Ordnung und Gewerbe der Stadtverwaltung.

Von der Detonation war gegen 15.30 Uhr weniger zu sehen als ursprünglich erwartet. Die 60 Meter hohe Erd- und Sandfontäne blieb aus. Ein Schachtring aus Aluminium wurde durch die Wucht der Explosion total deformiert.

Im Vorfeld der Sprengung mussten mehrere Siedlungen im Osten von Osnabrück evakuiert werden. 4000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Bis 12 Uhr sollte das Sperrgebiet in Schinkel-Ost und Lüstringen vollständig geräumt sein. Erwartungsgemäß verließen nicht alle Bewohner selbstständig ihre Wohnungen. Beispiel: In einer Wohnanlage für rund 200 Familien am Klosterhügel sprechen viele der Mieter kein oder wenig Deutsch und wussten entsprechend nicht, was los war. Feuerwehr und Polizei räumten die Anlage. Einen älteren Mann begleiteten die Beamten noch einmal in seine Wohnung, um Medikamente zu holen.

Im Evakuierungsgebiet war auch ein Sonderbus im Einsatz. Marina Rusu steuerte fünf Touren, bevor sie von einer Kollegin abgelöst wurde. Einige Bewohner fanden sich im Evakuierungszentrum in der Gesamtschule Schinkel ein, wo die Stimmung größtenteils entspannt war. Mit Spielen konnten sich Kinder und Erwachsene die Zeit vertreiben.

Laut Philip Hergt vom Deutschen Roten Kreuz war für 200 Personen vorgesorgt, es kamen aber nur gut 80. Die Zahl der bereitgestellten Plätze wird anhand von Erfahrungswerten berechnet, als bestimmter Prozentsatz aller Bewohner des Sperrgebietes. Bei gratis Gulaschsuppe, Keksen und Kaffee warteten die Evakuierten darauf, wieder in ihre Wohnungen zurückkehren zu können, was kurz nach 16 Uhr dann auch planmäßig möglich war.

Jürgen Wiethäuper ist seit 2000 zuständig für die Koordinierung der Bombenräumungen in Osnabrück. Damals haben wir damit gerechnet, dass wir in zehn Jahren fertig sind.″ Diese Annahme hat sich längst als zu optimistisch erwiesen. Das Stadtgebiet wird den Angaben zufolge systematisch abgesucht. Dabei sind weitere Bombenfunde jederzeit möglich.

Rund 80 Bombenräumungen gab es in Osnabrück und Umgebung. Auch die Nachbargemeinde Belm war mehrfach betroffen, wo im Zuge der neuen Ortsumgehung der Bundesstraße 51 gezielt nach Blindgängern sondiert wurde.

Den Liveticker zum Nachlesen auf www.noz.de/ os. Dort finden Sie auch eine Bildergalerie und Videos von der Evakuierung und der Sprengung des Blindgängers.

Bildtexte:
Nach der Bombensprengung blieb ein schlammiger Krater übrig (hier mit Sprengmeister Hans Mohr).
Die Evakuierung der betroffenen Siedlungen in Schinkel-Ost und Lüstringen verlief planmäßig. Nicht alle Bewohner hatten mitbekommen, dass sie ihr Haus verlassen mussten.
Nur wenige der Evakuierten verirrten sich in das Evakuierungszentrum in der Gesamtschule Schinkel, wo Spiele und eine heiße Suppe warteten.
Ab 10 Uhr war das Evakuierungsgebiet abgesperrt. Gegen 16 Uhr wurde die Sperrung wieder aufgehoben. 4000 Menschen konnten zurück in ihre Wohnungen.
Fotos:
Michael Gründel

Luftangriffe auf Osnabrück

Alliierte Fliegerverbände flogen im Zweiten Weltkrieg zwischen 1940 und 1945 insgesamt 79 Luftangriffe auf Osnabrück. Die Stadt hatte wegen des Eisenbahnknotenpunktes und des Stahlwerkes strategische Bedeutung. Am 23. Juni 1940 fielen die ersten Bomben auf Osnabrück, als britische Flugzeuge das Klöckner-Gelände angriffen. Besonders schwer waren die Flächenbombardements am 13. September 1944 (ein Feuersturm zerstört die Altstadt) und am Palmsonntag, 25. März 1945. Diesem letzten und besonders heftigen Luftangriff fielen zahlreiche weitere historische Gebäude zum Opfer. Mindestens 178 Menschen starben. In sechs Kriegsjahren wurden über Osnabrück 181 Luftminen, fast 25 000 Sprengbomben, mehr als 650 000 Brandbomben und etwa 12 000 Flüssig-Brandbomben (Kanister) abgeworfen.

Die Statistik meldet als Bilanz des Bombenkrieges 1434 Tote und fast 6000 total zerstörte Wohnhäuser.
Autor:
Markus Strothmann


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