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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Hasepark: Anwohner klagen über Dreck
 
Verschmutzung durch Straßenprostitution
Zwischenüberschrift:
Anwohner-Ärger im Gewerbegebiet Hasepark
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. Zwei Unternehmen aus dem Hasepark beklagen sich, dass Prostituierte Fäkalien und Müll auf den Grundstücken hinterlassen. Die Stadt betont, der Hasepark sei der bestmögliche Ort für die Straßenprostitution.

Großer Ärger in der Franz-Lenz-Straße: Zwei Unternehmen aus dem Hasepark klagen darüber, dass Prostituierte Fäkalien und Müll auf ihren Grundstücken hinterlassen. Die Stadt sieht das anders und betont, der Hasepark sei der bestmögliche Ort für die Straßenprostitution.

Osnabrück. Wer will es Anna Maria Schnieder verdenken: Sie wusste, dass heute jemand von der Presse kommt, und um ihre Klagen zu belegen, hat sie den menschlichen Kothaufen dieses Mal nicht entsorgt. Hier liegt eigentlich ständig etwas″, sagt sie und zeigt dann auf die von dicken Brummern umschwirrten Fäkalien. Anna Maria Schnieder ist Hausmeisterin beim Unternehmen Metallbau Bröcker″ an der Franz-Lenz-Straße 14 im Hasepark; außerdem ist sie die einzige Bewohnerin des Gewerbegebietes.

Seit 2006 wohnt sie an der Franz-Lenz-Straße, und in den letzten Jahren werde es immer schlimmer, sagt sie. Gelegentlich Spritzen, häufig Kondome, vor allem aber die Ausscheidungen der Prostituierten: All das entdecke sie Tag für Tag in den Grünanlagen rund um das Gebäude.

Keine Handhabe

Das ist ekelhaft und absolut geschäftsschädigend″, sagt Markus Bröcker, Mitglied der Geschäftsleitung im Metallbau-Unternehmen und nebenbei Neffe von Anna Maria Schnieder. Der Ingenieur wirkt ein wenig resigniert, seit Jahren müsse sich sein Familienbetrieb mit den Hinterlassenschaften der Prostituierten herumärgern und Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, gebe es praktisch nicht.

Soll ich das Gelände mit Kameras überwachen und von den Haufen dann eine DNA-Analyse machen lassen?″, fragt Bröcker mit verzweifeltem Lachen. Wenn sich nichts ändere, werde wohl alles darauf hinauslaufen, dass sie die kompletten Grünanlagen entfernen und zusätzlich das ganze Gelände um das Firmengebäude mit Strahlern ausleuchten.

Für Philipp Glanemann ist die Situation mindestens genauso lästig. Der kaufmännische Leiter der Walkenhorst-Gruppe hat seinen Arbeitsplatz auf dem Nachbargrundstück im Autohaus Hasepark. Er muss immer wieder miterleben, wie Fäkalien zwischen den draußen ausgestellten Autos entdeckt werden. Das ist nun wirklich das Letzte, was ein Kunde beim Autokauf sehen will.″

Anlieger wollen Verbot

Glanemann und Bröcker machen auch keinen Hehl daraus, dass sie den Straßenstrich im Hasepark verboten sehen wollen. Das ist natürlich grundsätzlich unser Ziel″, sagt Glanemann.Weiterlesen: Straßenstrich im Hasepark: Eine Streetworkerin berichtet

Dass in der Franz-Lenz-Straße käuflicher Sex angeboten wird, liegt daran, dass vor Jahren die Straßenprostitution im Bahnhofsviertel untersagt wurde und die Sexarbeiterinnen daraufhin einige Hundert Meter weiter Richtung Nordosten zogen. Und laut Jürgen Wiethäuper, Fachdienstleiter für Ordnung und Gewerbe bei der Stadt, stehen die Damen dort auch ziemlich gut. Es ist durchgehend ausgeleuchtet, der Durchgangsverkehr ist nicht so hoch, dass es ständig gefährlich wird, wenn ein Freier plötzlich anhält, und es gibt durch die Supermärkte große Parkplätze.″

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wenn es nach Wiethäuper ginge, gäbe es in Osnabrück überhaupt keinen Straßenstrich. Da das aber unrealistisch ist, zeigt sich der Fachdienstleiter froh darüber, dass der Strich von der Eisenbahnstraße in den Hasepark umgesiedelt ist.

Zehn bis zwölf Damen

Im Gegensatz zu anderen Städten ist der Strich in Osnabrück auch beinahe familiär. Es sind immer so zehn bis zwölf Damen, und die kennen wir auch alle.″ Vom Austausch mit Kollegen aus Dortmund wisse er, dass auf dem dortigen Straßenstrich knapp 300 Frauen anschaffen würden.

Für die Klagen der Anwohner schließlich äußert Wiethäuper grundsätzlich Verständnis. Man könne sich in ihre Lage hineinversetzen, das gesteht er zu doch einige Einschätzungen und Wahrnehmungen kann er nicht teilen. Was etwa die Verunreinigung der Grundstücke mit Fäkalien angehe, hätten ihm die Mitarbeiter des OS-Teams anderes berichtet als die Anwohner. Unsere Kollegen gehen auch auf die Grundstücke, und die finden da eigentlich nie was.″ Er könne sich auch nur schwer vorstellen, dass sich die Damen in den Büschen oder zwischen den Autos erleichtern. Die meisten von denen wohnen doch ganz in der Nähe.″

Zwei Runde Tische″

Um auf die Wünsche der Anwohner einzugehen, hat die Stadt bereits zwei Runde Tische″ veranstaltet. In der Folge habe man zügig ein Bushäuschen in der Franz-Lenz-Straße abmontiert,
da der Stadtbus dort nicht mehr halte und wir es den Damen auch nicht zu gemütlich machen wollen″. Außerdem habe die Stadt drei Mülleimer in der Straße aufgestellt.

Einen Sperrbezirk einzurichten, die Prostitution im Hasepark also zu verbieten, sei übrigens keine Entscheidung der Stadt, sondern der Polizei, sagt Jürgen Wiethäuper. Doch auch die müsse sich an Gesetze halten, und die würden die Einrichtung einer Verbotszone für den Straßenstrich zwar in Wohngebieten grundsätzlich möglich machen. Im Gewerbegebiet aber eigentlich nicht, das hat uns die Polizeidirektion in Bezug auf den Hasepark auch noch mal bestätigt.″

Was man, so Wiethäuper, außerdem nie vergessen dürfe: Prostitution, auch Straßenprostitution, ist in Deutschland nicht verboten.

Mehr lokale Berichte auf www.noz.de/ os

Bildtext:
Haben genug von Müll und Fäkalien auf ihren Grundstücken im Hasepark: Anna Maria Schnieder, Markus Bröcker und Philipp Glanemann (von links).
Foto:
Hendrik Steinkuh
Autor:
Hendrik Steinkuhl


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