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1.
Erscheinungsdatum:
29.07.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Am Dom gibt es Butter auf graue Kontrollnummern
Zwischenüberschrift:
Juli 1916: Kartoffeln knapp, Butter knapp, dafür Bickbeeren in großen Mengen – Kautschukmangel führt zu Radfahrverbot
Artikel:
Originaltext:
Der
Erste
Weltkrieg
tobt
seit
fast
zwei
Jahren.
Die
Ernährungslage
bleibt
Thema
Nummer
eins
in
der
Lokalberichterstattung
der
Osnabrücker
Zeitungen.
Im
Kirchlichen
Amtsblatt
ruft
Bischof
Berning
die
Landbevölkerung
dazu
auf,
Kartoffeln
freiwillig
an
die
Stadtbevölkerung
abzugeben.
Osnabrück.
Die
„
wirtschaftliche
Einschnürung
des
Vaterlandes
durch
unsere
Feinde″
habe
teilweise
einen
erheblichen
Notstand
an
Lebensmitteln
zur
Folge,
schreibt
der
Oberhirte.
Da
er
sich
in
den
Städten
stärker
als
auf
dem
Land
bemerkbar
mache,
bittet
Berning
die
Bauern,
„
aus
christlicher
Nächstenliebe
und
vaterländischer
Gesinnung″
freiwillig
den
städtischen
Verwaltungen
Kartoffeln
zu
den
festgesetzten
Preisen
anzubieten.
Gewiss
werde
sich
die
ländliche
Bevölkerung,
wenn
erforderlich,
zu
diesem
Zwecke
einige
Beschränkungen
wie
den
einen
oder
anderen
kartoffellosen
Tag
auferlegen.
„
Die
Herren
Seelsorgsgeistlichen
auf
dem
Lande
veranlasse
ich
hierdurch,
ihren
ganzen
Einfluss
in
diesem
Sinne
alsbald
geltend
zu
machen
und
ihre
Pfarrkinder
nachdrücklich
zu
ermahnen,
dass
sie
in
der
gemeinsamen
Not
ihr
eigenes
Interesse
dem
Wohle
des
Ganzen
unterordnen″,
appelliert
der
Bischof.
Die
Versorgung
mit
tierischen
Produkten
ist
noch
kritischer.
Die
„
Osnabrücker
Volkszeitung″,
das
Organ
der
Zentrumspartei,
lobt
eine
Aktion
der
Gemeinde
Glandorf,
bei
der
160
Pfund
„
gute
Butter″,
36
Eier
und
einige
Pfund
Speck
an
Bedürftige
in
der
Stadt
gespendet
worden
sind.
Organisiert
hat
die
Spende
der
Osnabrücker
Elisabeth-
Verein,
ein
1870
gegründeter,
päpstlich
bestätigter
Verein
bürgerlicher
katholischer
Frauen,
die
sich
den
Idealen
der
heiligen
Elisabeth
verpflichtet
fühlen
und
sich
als
Brücke
zwischen
Arm
und
Reich
verstehen.
Die
Damen
vom
Vorstand
haben
an
320
bedürftige
Familien
je
ein
halbes
Pfund
Butter
verteilt.
„
Es
ist
das
bei
der
gegenwärtigen
Fettknappheit
ein
sehr
schöner
Erfolg″,
schreibt
die
„
Volkszeitung″.
Und
weiter:
„
Wenn
die
Glandorfer
Damen,
die
die
Butter
eingesammelt
haben,
und
der
Herr
Pfarrer
von
Glandorf,
dem
die
Anregung
zu
verdanken
ist,
gesehen
hätten,
mit
welcher
Freude
die
Sendung
in
den
einzelnen
Familien
aufgenommen
wurde,
so
würden
sie
reichlich
belohnt
sein.
Das
Vorgehen
der
Gemeinde
Glandorf
zeugt
von
sozialem
Verständnis
und
wird
jedenfalls
dazu
beitragen,
etwa
bestehende
Gegensätze
zwischen
Stadt
und
Land
auszugleichen.
Möchten
doch
recht
viele
andere
Landgemeinden
dem
Beispiele
Glandorfs
folgen!
″
Die
Stadt
leistet
mit
preisgestützten
Butterverkäufen
das
Ihrige,
um
das
begehrte
Fett
rationiert
auch
an
Ärmere
abgeben
zu
können.
Oftmals
gehen
die
Schlange
Stehenden
aber
leer
aus,
wenn
der
Vorrat
vorzeitig
erschöpft
ist.
Am
4.
Juli
lesen
wir
in
der
„
Volkszeitung″:
„
Der
städtische
Butterverkauf
erfolgt
am
morgigen
Mittwoch
nur
an
diejenigen,
welche
am
letzten
Sonnabend
eine
Kontrollnummer
erhielten,
aber
infolge
des
großen
Andranges
nicht
befriedigt
werden
konnten.
Die
Inhaber
grauer
Kontrollnummern
müssen
Butter
an
der
Verkaufsstelle
am
Domhof
entgegennehmen,
diejenigen
gelber
am
Ledenhof,
diejenigen
weißer
am
Rosenplatz.″
Bickbeeren
gefragt
Eine
leckere,
kostenlose
und
daher
besonders
beliebte
Nahrungsergänzung
sind
die
Bickbeeren
(Heidelbeeren,
Blaubeeren)
.
Anfang
Juli
hat
die
Ernte
begonnen.
Große
Scharen
sieht
man
morgens
schon
in
aller
Frühe
teils
zu
Fuß,
teils
per
Bahn
die
umliegenden
Berge
aufsuchen,
vermeldet
die
„
Volkszeitung″.
Der
Landrat
des
Kreises
Iburg
ersucht
alle
Gemeindevorsteher,
das
Beerensammeln
so
zu
regeln,
dass
die
auswärtigen
Sammler
an
dem
betreffenden
Bahnhofe
für
eine
mäßige
Gebühr
Erlaubnisscheine
für
die
ganze
Gemeinde
erhalten
können.
Ferner
wird
empfohlen,
zum
Schutze
der
Schonungen
zuverlässige
Personen
mit
der
Aufsicht
zu
betrauen.
Die
Bickbeerensucher
mögen
bitte
bedenken,
lautet
der
Appell,
dass
es
fremder
Grund
und
Boden
ist,
auf
dem
man
die
Erlaubnis
zum
Beerensuchen
erhalten
hat.
Sonst
könne
man
es
dem
Waldbesitzer
nicht
übel
nehmen,
wenn
er
bei
vorkommenden
Beschädigungen
seiner
Besitzung
das
Beerensuchen
verbietet.
Der
Gebrauch
von
Bickbeer-
Kämmen
ist
verboten,
weil
beim
ungezielten
Abstreifen
die
Pflanzen
geschädigt
werden
können.
Vielfach
werden
auch
schon
Kronsbeeren
(Preiselbeeren)
gepflückt.
Das
ist
aber
polizeilich
erst
ab
15.
Juli
erlaubt,
weil
sie
zuvor
noch
unreif
sind.
Gegen
das
unbefugte
Sammeln
unreifer
Kronsbeeren
soll
scharf
vorgegangen
werden.
Auf
den
Bahnhöfen
soll
eine
allgemeine
Revision
stattfinden.
Alle
müssen
ihre
Sammelbehälter
vorzeigen.
Wer
Kronsbeeren
darunter
hat,
dem
wird
die
gesamte
Ernte
abgenommen,
und
er
muss
mit
einer
Geldstrafe
rechnen.
Die
Kreuzottergefahr
beim
Bickbeerensuchen
werde
vielfach
überschätzt,
schreibt
die
„
Volkszeitung″.
Vorsichtshalber
verteilt
sie
dennoch
ein
paar
Ratschläge:
„
Man
ziehe
derbes
und
hohes
Schuhzeug
an
und
errege
bei
der
Pflückstelle
Lärm
durch
Anschlagen
an
die
Baumstämme,
besonders
bei
Sonnenschein
und
Wärme.
Die
furchtsame
Kreuzotter
sucht
dann
sofort
ihre
Schlupflöcher
auf.
Sie
beißt
nur,
wenn
sie
gereizt
oder
getreten
wird.
Wer
von
der
Schlange
gebissen
ist,
hat
die
Bissstelle
einzuritzen,
tüchtig
auszusaugen,
das
gebissene
Glied
straff
abzubinden
und
sofort
einen
Arzt
aufzusuchen.″
Fahrradfahren
verboten
Zur
Schonung
kriegswichtiger
Kautschuk-
Vorräte
hat
das
Stellvertretende
Generalkommando
ein
allgemeines
Radfahrverbot
erlassen.
Genau
genommen
ist
nicht
das
Radfahren
an
sich
verboten,
sondern
die
Nutzung
von
Mantel
und
Schlauch.
Aber
wer
fährt
schon
gern
auf
nackten
Felgen?
Ab
dem
12.
August
1916
gelten
alle
Fahrradbereifungen
als
beschlagnahmt.
Sie
dürfen
nur
benutzt
werden
von
Inhabern
einer
Radfahrkarte.
Die
kann
man
für
Fahrten
zur
Arbeitsstelle
beantragen,
wenn
diese
wenigstens
drei
Kilometer
entfernt
ist
und
wenn
es
keine
öffentlichen
Verkehrsmittel
dorthin
gibt.
Die
Erlaubnis
gilt
dann
nur
für
den
kürzesten
fahrbaren
Weg,
Umwege
sind
verboten.
Anträge
sind
auf
amtlichem
Vordruck
zu
stellen,
der
bei
den
Polizeibehörden
erhältlich
ist.
Bei
all
den
Entbehrungen
darf
eines
jedoch
nicht
zu
kurz
kommen:
Sitte
und
Anstand.
Vom
4.
Juli
an
beginnen
im
Großen
Klub
wieder
Kurse
in
Anstandslehre.
Angesprochen
sind
Schüler,
Schülerinnen,
erwachsene
Einzelpersonen
sowie
Zirkel
von
Damen
und
Herren,
die
sich
aussuchen
dürfen,
ob
sie
nach
Geschlechtern
getrennt
oder
vereint
teilnehmen.
Anmeldungen
nimmt
Herr
von
der
Heyde,
Große
Hamkenstraße
33,
entgegen.
So
war
es
früher:
Berichte
aus
der
Osnabrücker
Geschichte
auf
noz.de/
historisch-
os
Bildtext:
Der
Kartoffelernte
1916
sieht
man
schon
im
Sommer
sorgenvoll
entgegen.
Tatsächlich
soll
sie
nur
die
Hälfte
eines
Normaljahres
erbringen.
Die
öffentlichen
Verwaltungen
leiten
die
Rationierung
auch
dieses
Grundnahrungsmittels
ein.
Das
Foto
aus
der
Sammlung
Georg
Dirks
(Schüttorf)
ist
erschienen
in:
Robben/
Lensing,
„
Wenn
der
Bauer
pfeift…
–
Betrachtungen
zum
Heuerlingswesen
in
Nordwestdeutschland″,
Haselünne
2014.
Autor:
Joachim Dierks