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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Sondengänger rettet wertvolle Stücke
Zwischenüberschrift:
Archäologen sichern Schmuck und Axt – 4500 Jahre alt?
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Jahrtausendealter Halsschmuck und eine Axt: In Lüstringen haben Archäologen bedeutende Stücke″ freigelegt, die fast verloren gegangen wären.

Osnabrück. Vielleicht wären die Funde für immer in der Versenkung der Geschichte verschwunden. Dem Einschreiten der Experten von Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück ist es zu verdanken, dass in der Friedensstadt mehrere archäologische Highlights ans Tageslicht befördert wurden.

Für das Grabungsgebiet an der Sandforter Straße nahe dem Umspannwerk in Lüstringen ist der Bau eines Regenrückhaltebeckens vorgesehen. Die Pläne stammen aus dem Jahr 2006. Diese Information lag dem zuständigen Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege aber nicht vor, und auch wissenschaftliche Hinweise, dass etwas Wertvolles im Boden schlummern könnte, gab es nicht. Normalerweise würde ein sogenanntes Eschboden-Gelände wie in Lüstringen immer geprüft, bevor es für eine Baumaßnahme freigegeben werde, so Prof. Dr. Stefan Winghart, Präsident des Landesamtes. Bildlich gesprochen, rollen die Bagger schon an, als sich die Experten der Stadt- und Kreisarchäologie um Leiter Bodo Zehm einschalteten. Zehm beauftragte einen Sondengänger, der das einen halben Hektar große Gelände mit einem Metalldetektor absuchte.

Der Mann stieß im Boden in Oberflächennähe auf drei Hals- und Brustschmuckstücke. Dabei handele es sich unter anderem um sogenannte Lunulas, halbmondförmige Objekte, die um den Hals gelegt wurden, so Winghart. Im Weiteren fand der Sondengänger eine frühe Axt, die er vor einer möglichen Zerstörung sicherte.

Er informierte die Stadt- und Kreisarchäologie, die in den vergangenen Wochen mit bis zu sieben Mitarbeitern vorsichtig weitergrub. Sie entdeckten Bruchstücke, die zu den Hauptfunden gehören, und stellten diese mittels einer sogenannten Blockbergung sicher. Ein solches Verfahren werde angewendet, wenn eine Freilegung komplizierter oder empfindlicher Funde nicht direkt im Feld möglich ist oder Zeitdruck besteht. Im Fall Lüstringen bargen die Experten einen etwa 500 Kilogramm schweren Erdblock, in dem die Fragmente noch eingeschlossen waren, und transportieren ihn zu Untersuchungszwecken ab.

Kupfer oder Bronze

Über das Material und die Datierung können die Experten aus Osnabrück und Hannover noch keine konkreten Angaben machen. Sie gehen davon aus, dass es sich um Kupfer oder Bronze handelt und die Funde entsprechend der Kupfersteinzeit oder der darauf folgenden Bronzezeit zuzurechnen sind. Das Alter könne sehr grob auf rund 4500 Jahre geschätzt werden. Stefan Winghart betonte aber, dass es für eine exakte Datierung noch zu früh sei. Die Stücke befänden sich aktuell im Landesamt und müssten noch eingehend untersucht werden. Ein Ergebnis werde voraussichtlich in der zweiten Augusthälfte vorliegen.

Es spielt heute den Archäologen im Osnabrücker Land in die Hände, dass die Menschen vom Mittelalter bis in die Neuzeit die sogenannte Plaggeneschwirtschaft betrieben. Dabei trugen die Bauern Grassoden oder Heide sowie Humus und Stallmist auf den Boden auf, um dessen Fruchtbarkeit zu verbessern. Archäologische Objekte wurden so, wie in Lüstringen oder im Museum und Park Kalkriese, besonders gut konserviert.

Auf eine Stufe mit den Funden in Kalkriese wollte Winghart die Objekte aus Lüstringen nicht stellen. Mit der Entdeckung der eisernen, einst mit Silberblech überzogenen Gesichtsmaske im Jahr 1990 sowie weiteren Stücken sei es in Kalkriese gelungen, die Varusschlacht als historisches Ereignis zu verifizieren. Vergleichbares sei in Lüstringen nicht der Fall, gleichwohl handle es sich um bedeutende Funde″.

Nach Oldenburg

Allerdings, so Winghart weiter, sei es sehr wahrscheinlich″, dass die Schmuckstücke und Axt in Zusammenhang mit Großsteingräbern wie den Teufelssteinen stehen. Diese liegen nur etwa einen Kilometer vom Fundort entfernt und entstanden zwischen 3500 und 2800 vor Christus.

Die Lüstringer Funde seien zwar jünger als diese Begräbnisstätte, betonte die Stadt- und Kreisarchäologie, das Landesamt sieht aber eine Verbindung in einem kulturell-soziologischen Rahmen. Genaueres stehe erst nach den Untersuchungen fest, so Winghart.

Da es sich bei den Ausgrabungen um Landessache handelte, werden der Schmuck und die Axt nach Abschluss der Untersuchungen nicht dauerhaft in Osnabrück zu sehen sein, so Winghart, sondern dem Niedersächsischen Landesmuseum in Oldenburg übereignet. Er gehe aber sehr stark davon aus, dass eine Vereinbarung geschlossen werde und die Stücke auch in der Friedensstadt ausgestellt würden.

An der Fundstelle sind die Forschungen derweil abgeschlossen, und das Landesamt für Denkmalpflege hat das Gelände wieder freigegeben. Damit ist der Weg frei für den Bau des geplanten Regenrückhaltebeckens.

Bildergalerie auf www.noz.de

Bildtext:
An der Sandforter Straße in Lüstringen haben Archäologen offenbar sehr Wertvolles zutage gefördert. Ein Sondengänger hatte die Fläche vorsorglich abgesucht, weil dort ein Regenrückhaltebecken entstehen soll.
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Ulrich Eckseler


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