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1.
Erscheinungsdatum:
26.07.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Beschwerdebrief kostete die Karriere und vorübergehend die Freiheit
Zwischenüberschrift:
Der Osnabrücker Hugo Krones war kein bedeutender Widerstandskämpfer, steht aber beispielhaft für viele, die die Willkür der Nazis zu spüren bekamen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Hugo
Krones
war
während
der
Nazizeit
als
Lehrer
in
Osnabrück
tätig.
Er
gehört
nicht
in
die
Reihe
der
Widerstandskämpfer,
die
den
Umsturz
des
Hitlerregimes
planten
und
dafür
mit
ihrem
Leben
bezahlten.
Er
ist
auf
keiner
Sonderbriefmarke
und
auf
keinem
Straßenschild
verewigt.
Aber
auch
er
war
ein
mutiger
Mann,
der
für
seine
Überzeugungen
eintrat
und
die
Konsequenzen
dafür
tragen
musste:
Seine
Nähe
zur
SPD
und
ein
übereifriger
NSDAP-
Funktionsträger
brachten
ihn
ins
Emslandlager
und
zerstörten
fürs
Erste
seine
bürgerliche
Existenz.
Da
Krones
keine
Nachkommen
hat,
drohte
sein
Schicksal
endgültig
in
Vergessenheit
zu
geraten.
Nur
durch
einen
Zufall
fielen
dem
Osnabrücker
Historiker
Volker
Issmer
persönliche
Unterlagen
von
Hugo
Krones
in
die
Hände.
Issmer,
dem
die
Aufarbeitung
der
regionalen
NS-
Geschichte
seit
Langem
ein
großes
Anliegen
ist,
forschte
weiter
und
konnte
so
den
Lebensweg
des
Mannes
rekonstruieren
–
wenn
auch
noch
lückenhaft.
Die
Biografie
Krones
fängt
recht
unspektakulär
an:
1897
kommt
er
in
Schneidemühl
(Westpreußen)
zur
Welt.
Von
1916
bis
1918
kämpft
er
als
Soldat
auf
dem
Balkan,
wird
verschiedentlich
ausgezeichnet
und
zum
Unteroffizier
befördert.
1922
heiratet
er
Hedwig
Borrmann
aus
Kamen.
Westfalen
wird
zu
seiner
neuen
Heimat,
er
durchläuft
die
Seminarausbildung
zum
Volksschullehrer
und
erhält
Anstellung
in
Bockum
bei
Hamm.
1928
wird
er
zum
Rektor
ernannt.
Als
angesehenem
Mann
trägt
man
ihm
verschiedene
Ehrenämter
an.
So
wird
er
in
den
Gemeinderat
und
in
den
Vorstand
der
Kreissparkasse
gewählt,
Krones
fungiert
als
Wahlleiter
seiner
Kommune
und
als
Schöffe
am
Landgericht
Münster.
Der
Karriere-
Abriss
geschieht
kurz
nach
der
Machtergreifung
der
Nazis.
Auslöser
ist
–
neben
Krones
Mitgliedschaft
in
der
SPD
–
vermutlich
ein
Beschwerdebrief,
den
Krones
am
9.
Juni
1933
an
das
Wissenschaftsministerium
gerichtet
hat.
Darin
verwahrt
er
sich
dagegen,
dass
die
SA
bei
einigen
seiner
Schüler
Haussuchungen
vorgenommen
und
anschließend
„
der
Schule
gehörende
Klassenlesestoffe
beschlagnahmt
und
verbrannt″
habe.
Krones
identifiziert
später
den
von
der
NSDAP
als
kommissarischen
Bürgermeister
des
Amtes
Bockum/
Hövel
eingesetzten
Erich
Lorek
als
denjenigen,
der
ihn
und
einige
weitere
Lehrer
zu
Fall
gebracht
habe.
Denn
sein
Brief
hat
Konsequenzen:
Am
22.
Juni
1933
wird
Krones
mit
sofortiger
Wirkung
seines
Dienstes
enthoben.
Krones
verlässt
daraufhin
sein
westfälisches
Umfeld
und
zieht
nach
Osnabrück.
Der
Grund
für
diese
Wohnortwahl
ist
bislang
nicht
bekannt.
Zwei
Wochen
später
nimmt
ihn
aber
die
Polizei
Osnabrück
fest
und
überstellt
ihn
ins
KZ
Esterwegen
(Emslandlager
Börgermoor)
.
Ehefrau
Hedwig
Krones
ist
entsetzt
und
fassungslos.
Sie
schreibt
an
den
Regierungspräsidenten
und
bittet
um
Haftentlassung
ihres
Mannes.
Der
Antwortbrief
ist
erhalten
geblieben.
Darin
heißt
es
unter
anderem,
dass
die
plötzliche
Abreise
nach
Osnabrück
nach
der
Amtsenthebung
ein
Indiz
gewesen
sei,
dass
Krones
sich
„
der
polizeilichen
Inschutznahme″
entziehen
wollte.
Und
weiter:
„
Auf
Grund
seiner
außerordentlich
regen
marxistischen
Betätigung
ist
er
dann
im
Interesse
der
Staatssicherheit
als
Führer
der
S.P.D.
von
der
Polizeibehörde
in
Osnabrück
festgenommen
worden.
Da
nach
der
bisherigen
staatsgefährdenden
Tätigkeit
Ihres
Mannes
eine
Entlassung
vorläufig
nicht
in
Erwägung
gezogen
werden
konnte,
wurde
derselbe
am
17.
desselben
Monats
in
das
Konzentrationslager
Boerger-
Moor
überführt.″
Ohne
Gerichtsverfahren
inhaftiert
und
zu
Zwangsarbeit
genötigt,
kommt
Krones
gegen
Jahresende
1933
plötzlich
wieder
frei:
Der
großen
Verhaftungswelle
des
Sommers,
die
als
„
Warnschuss″
der
Nazis
gegen
die
Anhänger
von
SPD
und
KPD
gedacht
war,
ist
eine
ebenso
unvermittelte
Massenentlassung
gefolgt.
Krones
und
seine
Frau
scheinen
in
Osnabrück
in
den
Folgejahren
ein
eher
kümmerliches
Leben
gefristet
zu
haben.
Das
geht
aus
dem
Brief
eines
Nachbarn
in
der
Rosemannstraße
hervor,
der
zwar
Verständnis
für
die
schlechte
wirtschaftliche
Lage
des
Ehepaares
zeigt,
dennoch
Einspruch
gegen
eine
Kaninchenhaltung
im
Garten
zum
Zwecke
der
Selbstversorgung
einlegt.
Krones
arbeitet
nun
als
Versicherungsvertreter.
Seine
regelmäßigen
Anträge
auf
Rückkehr
in
den
Schuldienst
werden
zurückgewiesen.
Zu
Beginn
des
Zweiten
Weltkriegs
wird
Hugo
Krones
eingezogen.
Er
leistet
Dienst
in
einer
Sanitätsstaffel,
aber
nur
bis
September
1940.
Da
viele
waffenfähige
Lehrer
an
der
Front
sind,
Krones
andererseits
möglicherweise
als
unsicherer
Kantonist
im
Waffenrock
angesehen
wird,
gibt
man
jetzt
doch
seinem
Wunsch
nach
Rückkehr
in
den
Schuldienst
statt.
„
Auf
jederzeitigen
Widerruf″
darf
er
vertretungsweise
an
verschiedenen
Osnabrücker
Volksschulen
unterrichten.
Belegt
sind
Einsätze
an
Ledenhofschule,
Johannisschule,
Neustädter
und
Haster
Schule.
Krones
bemüht
sich
um
eine
Wiedereinstellung
auf
Lebenszeit
und
den
ihm
zustehenden
Posten
eines
Rektors,
aber
vergeblich.
Gegen
Kriegsende
wird
Krones
noch
einmal
eingezogen,
gerät
in
amerikanische
Kriegsgefangenschaft
und
kommt
nach
drei
Monaten
wieder
frei.
Er
geht
offensichtlich
zurück
in
den
Schuldienst,
denn
sein
späteres
Testament
unterschreibt
er
mit
„
Schulrat
a.
D.″.
Sonst
ist
über
Krones′
Lebensweg
im
Nachkriegsdeutschland
fast
nichts
bekannt.
Er
stirbt
am
16.
Juni
1967
in
Bonn.
Historiker
Volker
Issmer
erhielt
die
lückenhaften
Hinterlassenschaften
des
Ehepaares
Krones
über
den
hochbetagten
Osnabrücker
Günther
Weghorst,
der
Kontakt
zu
der
Witwe
hatte.
Weghorst
ist
mittlerweile
verstorben
–
fast
wäre
hier
vieles
an
Wissen
und
Zeugnissen
verloren
gegangen.
„
Hugo
Krones
hat
sicherlich
nicht
den
Lauf
der
Geschichte
verändert,
aber
er
steht
beispielhaft
für
viele
ähnliche
Lebensläufe,
die
Wichtiges
über
die
unheilvollen
Zeitumstände
aussagen.
Sie
dürfen
doch
nicht
einfach
vergessen
werden!
″,
meint
Volker
Issmer.
Deshalb
wünscht
er
sich
eine
Anlauf-
und
Sammelstelle
für
persönliche
Unterlagen,
Dokumente
und
Fotos,
wie
sie
noch
in
vielen
Familien
vorhanden
sind.
Viele
wertvolle
Geschichtsquellen
dürften
zum
Beispiel
noch
auf
Dachböden
oder
in
Kellern
schlummern,
und
es
besteht
die
Gefahr,
dass
sie
eines
Tages
bei
einer
Haushaltsauflösung
oder
einer
Aufräumaktion
achtlos
im
Müll
landen.
„
Viele
Nachkommen
wissen
nichts
damit
anzufangen.
Sie
halten
das
Material
für
nicht
so
bedeutend,
als
dass
das
Niedersächsische
Landesarchiv
sich
dafür
interessieren
würde.
Mag
sein.
Aber
trotzdem
sollte
es
für
die
Forschung
und
das
kollektive
Gedächtnis
der
Menschen
in
unserer
Region
erhalten
bleiben″,
appelliert
Issmer.
Wie
das
Ganze
zu
organisieren
wäre,
ob
vielleicht
doch
das
Landesarchiv
oder
das
Medienzentrum,
das
Historische
Seminar
der
Universität,
das
Kulturgeschichtliche
Museum,
das
Diözesanmuseum
oder
das
Remarque-
Friedenszentrum
für
solche
privaten
Dokumente
zu
interessieren
wären,
bliebe
weiteren
Gesprächen
vorbehalten.
So
war
es
früher:
Berichte
aus
der
Osnabrücker
Geschichte
auf
noz.de/
historisch-
os
Bildtext:
Hugo
Krones
(1897–1967)
war
ein
von
den
Nazis
verfolgter
Schulrektor,
der
an
verschiedenen
Osnabrücker
Volksschulen
Dienst
tat.
Das
Foto
aus
dem
Familienarchiv
Weghorst
zeigt
ihn
vermutlich
in
der
Zeit
vor
1933.
Autor:
Joachim Dierks