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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Risse in der pompösen Fassade
Zwischenüberschrift:
Umfangreiche Baumaßnahmen an der Villa Schlikker beginnen: Museum ab 1. August geschlossen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die Villa Schlikker am Heger-Tor-Wall ist ein Haus voller Geschichten und Erinnerungen, die allmählich verblassen. Und auch dem über 100 Jahre alten Gebäude setzen die Zeichen der Zeit immer weiter zu, deshalb sind für 2016/ 17 umfangreiche Baumaßnahmen an der Fassade geplant.

Osnabrück. Das Gemäuer zeigt sich pompös am Heger-Tor-Wall, beim genauen Hinsehen fallen jedoch die Risse in den Außenwänden ins Auge. Morsche Pfosten, abgebröckelter Putz und eingefallene Balustraden der Villa Schlikker sieht man ihre 100 Jahre an.

Über den Entschluss, die Fassade der Villa zu restaurieren, statt das Gebäude zu verkaufen, hat sich besonders Eva Berger gefreut. Der Direktorin des Kulturgeschichtlichen Museums liegt besonders die Ausstellung Die Alltagskultur des 20. Jahrhunderts″ im alten Gebäude am Herzen, die sie in Zusammenarbeit mit Kurator Thorsten Heese konzipierte.

Das 1900 gebaute Wohnhaus diente einst der NSDAP in Osnabrück von 1933 bis 1945 als Hauptquartier. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte das Braune Haus″ vorübergehend die britische Besatzung. Im Jahr 1959 wurde es dann der Stadt Osnabrück übergeben und ist gegenwärtig Teil des Kulturgeschichtlichen Museums.

Wie ein roter Faden zieht sich das 20. Jahrhundert durch die Räume und Etagen der Villa. Von den damaligen Möbeln über Radio-Aufzeichnungen von Adolf Hitlers Reden bis zu alten Schreibtischen von den Nationalsozialisten jedes Stück erzählt seine eigene Geschichte.

Um nun die Fassade im alten Stil wiederherzurichten, wird zunächst ab August das Dach in Angriff genommen. Einst waren dort Balustraden angebracht, die jetzt wieder errichtet werden. Ebenso nimmt man sich des Balkons an, der zurzeit abgesperrt ist. Der Balkon ist seit einem Jahr einsturzgefährdet, daher diese Sicherheitsvorkehrung″, sagt Eva Berger, die seit 2000 das Haus leitet.

Anschließend werde gestrichen und die Risse im Gemäuer ausgebessert. Die neoklassizistischen Elemente und den Renaissance-Stil will man weiterhin bewahren.

Es seien lediglich Baumaßnahmen zur Erhaltung des Gebäudes geplant, betont Berger. Sogar der 100-jährige Tulpenbaum bleibt an seinem Platz.

Im kommenden Jahr beginnen dann die Arbeiten an der Rückseite der Fassade. Ab dem 1. August schließt deshalb die Villa Schlikker vorerst: Wir gehen davon aus, dass wir spätestens ab Oktober das Haus wieder geöffnet haben. Aber natürlich ist die Öffnung davon abhängig, wie zügig die Baumaßnahmen erfolgen″, erklärt die Museumsleiterin. In den Innenräumen der Villa seien nach den baulichen Maßnahmen maßgebliche Veränderungen geplant. Um das Museum barrierefrei zu gestalten, ist es nun auch notwendig, einen Fahrstuhl einzubauen″, erklärt Berger.

Eine andere Maßnahme stehe jedoch an vorderster Stelle. Der Keller des Hauses muss zunächst trockengelegt werden″, so Berger, die sich in diesem Jahr als Leiterin des Museums verabschiedet.

Im Keller des Hauses sind ebenfalls viele Exponate aus der Zeit des Krieges ausgestellt. Ein Soldatenhelm, eine alte Militärkiste und Tabak, der damals auf dem Schwarzmarkt sehr begehrt war. Die modrige Kulisse des Kellers spiegelt jedoch derzeit sehr gut die harten Kriegsjahre wider. Die Feuchtigkeit hat sich bereits die Wände hochgezogen, und der Putz bröckelt ab.

Auf ihren Nachfolger wartet zudem eine große Aufgabe, denn nach der Aufbesserung der Außenfassade soll sich auch das Ausstellungskonzept verändern. Wie das im Detail aussehen wird, ist noch unklar. Eva Berger könnte sich jedoch einen stärken Bezug zu dem Osnabrücker Rechtsanwalt Hans Calmeyer vorstellen.

Der Osnabrücker bewahrte Tausende niederländische Juden vor den Gaskammern der Nazis. Seit Jahren ist im Gespräch, die Villa umzubenennen in das Hans-Calmeyer-Haus. Die Ausarbeitung eines neuen Konzeptes überlässt Eva Berger jedoch vollkommen ihrem Nachfolger.

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Bildtext:
Die 100 Jahre sieht man der Villa Schlikker (oben) an. Museumsleiterin Eva Berger schaut hoffnungsvoll durch den Bauzaun auf den Balkon des alten Gebäudes, das ab August restauriert wird. Im Keller des Hauses zieht die Feuchtigkeit bereits die Wände hoch (links). Überall sind Risse im Mauerwerk, und der Putz blättert von der Fassade (rechts).

Fotos:
Michael Gründel
Autor:
Ina Wemhöner
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