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1.
Erscheinungsdatum:
29.08.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wagenburg will sich nicht vertreiben lassen
Zwischenüberschrift:
Stadt plant Neubaugebiet am Finkenhügel – Alternative Wohnszene möchte nicht nach Atter oder in die Gartlage umziehen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Es
gibt
Menschen,
die
lieber
im
Bauwagen
leben
als
in
gemauerten
Wänden.
Zehn
von
ihnen
haben
sich
in
der
Wagenburg
am
Finkenhügel
eingerichtet.
Jetzt
fürchten
sie,
aus
ihrer
kleinen
Wildnis
vertrieben
zu
werden.
Die
Stadt
plant
dort
eine
Wohnsiedlung.
Als
die
Westumgehung
noch
vierspurig
werden
sollte,
sicherte
sich
die
Stadt
hektarweise
Flächen
für
die
Trasse,
die
sie
jetzt
nicht
mehr
braucht.
Dazu
gehört
auch
ein
ehemaliges
Gartengelände
zwischen
dem
Klinikumsparkplatz
und
der
Straße
Am
Hirtenhaus.
Zwischen
Buchen,
Brombeeren
und
Brennnesseln
haben
sich
zehn
Nonkonformisten
mit
ihrem
Wohnprojekt
ihr
eigenes
Idyll
geschaffen,
mit
Lagerfeuer,
Komposttoilette
und
Regenwasserdusche,
aber
ohne
anarchistische
Attitüde.
Zwölf
Bauwagen
mit
zum
Teil
abenteuerlichen
Aufbauten
verstecken
sich
unter
den
Baumkronen.
Für
das
bunte
Völkchen,
Männer
und
Frauen
zwischen
Mitte
20
und
Mitte
40,
spielt
sich
das
Leben
überwiegend
im
Freien
ab.
Im
überdachten
Gemeinschaftsbereich
treffen
sie
sich
zum
Reden
und
Rauchen,
Essen
und
Trinken.
Entscheidungen
werden
nach
dem
Konsensprinzip
getroffen,
niemand
soll
sich
übergangen
fühlen.
Die
Wagenburg
firmiert
als
eingetragener
Verein
Wabos.
Und
das
Camp
ist
selbstverständlich
an
die
städtische
Müllabfuhr
angeschlossen.
Ihren
Strom
für
Laptop,
Musik
und
Handy
erzeugen
die
Einwohner
der
Wildwuchs-
Parzelle
mit
Solarzellen.
Weil
sie
keinen
Stadtwerke-
Anschluss
haben,
schaffen
sie
ihr
Trinkwasser
mit
Kanistern
heran.
Wenn
sie
von
ihrem
alternativen
Alltag
erzählen,
setzen
sich
die
Wabos-
Mitglieder
nicht
als
Aussteiger
in
Szene,
sondern
als
berufstätige
Stadtbewohner,
die
sich
lediglich
für
eine
etwas
andere
Wohnform
entschieden
haben.
„
Wir
sind
der
letzte
Freiraum″,
sagt
Sarah,
die,
wie
sie
sagt,
in
einer
„
Manufaktur
für
biologische
Präparate″
arbeitet.
Seit
1997
besteht
die
Kolonie
mit
der
postalischen
Adresse
Am
Hirtenhaus
5,
seit
2001
gibt
es
einen
Pachtvertrag
mit
der
Stadt
Osnabrück
über
ein
7000
qm
großes
Areal.
Davon
würden
aber
nur
4000
genutzt,
heißt
es
in
der
Bauwagenkolonie.
Der
Pachtvertrag
wurde
zuletzt
immer
nur
um
ein
Jahr
verlängert,
erzählt
die
angehende
Diplom-
Biologin
Henrike,
die
auch
als
selbstständige
Übersetzerin
arbeitet.
Für
sie
und
ihre
Wildnis-
Genossen
war
das
ein
Alarmsignal,
dass
da
etwas
im
Busch
ist.
Und
dann
kamen
Vorschläge
für
eine
Umsiedlung.
Aber
die
Leute
von
der
Wagenburg
finden
die
von
der
Stadt
genannten
Standorte
in
Atter
und
in
der
Gartlage
nicht
akzeptabel.
Zu
klein,
zu
abgelegen,
zu
schlecht
erreichbar,
lautet
die
Begründung.
Und
von
einer
längerfristigen
Perspektive
könne
keine
Rede
sein.
Inzwischen
hat
der
Ausschuss
für
Stadtentwicklung
und
Umwelt
mit
der
Aufstellung
des
Bebauungsplans
Nr.
616
„
Am
Hirtenhaus″
seine
Absicht
erklärt,
aus
dem
Areal
Bauland
zu
machen.
Einzelheiten
lässt
der
Entwurf
aus
dem
Fachbereich
Städtebau
noch
nicht
erkennen.
Wo
in
Zukunft
Wohnhäuser
oder
Parkplätze
entstehen,
entscheidet
sich
im
weiteren
Verfahren.
Noch
ist
offen,
ob
bestimmte
Lebensräume
für
Pflanzen,
Tiere
und
vielleicht
auch
Wagenburgbewohner
erhalten
bleiben.
Was
am
Ende
umgesetzt
wird,
entscheidet
die
Mehrheit
im
Rat.
In
der
bevorstehenden
Bürgerbeteiligung
hat
auch
das
Wabos-
Kollektiv
Gelegenheit,
seine
Vorstellungen
einzubringen.
„
Ich
bin
grundsätzlich
gegen
Bebauung″,
sagt
Sarah,
es
gebe
doch
schon
genug
versiegelte
Flächen
in
Osnabrück,
und
Freiräume
dürften
nicht
einfach
plattgemacht
werden,
nur
weil
sie
verfügbar
sind.
Christian,
ihr
Sitznachbar
in
der
Gemeinschaftsecke,
verweist
auf
die
Leerstände
in
Osnabrück
und
pocht
auf
einen
sozialen
Aspekt:
„
Die
Stadt
will
mehr
Wohnraum
schaffen,
aber
sie
übersieht,
dass
hier
schon
Leute
wohnen.″
Die
Leute
von
der
Wagenburg
gehen
in
die
Offensive
und
empfehlen
ihr
Wohnmodell
zur
Nachahmung.
Das
sei
preiswert,
ökologisch
und
platzsparend,
vermerkt
Henrike,
der
Garten
sei
das
schönste
Wohnzimmer.
So
ein
Bauwagen-
Camp
biete
sich
an
als
idealer
Übergang
von
der
Wohnbebauung
zur
Naherholung.
Eigentlich
erstaunlich,
dass
die
Stadt
noch
nicht
auf
die
Idee
gekommen
sei.
Bildtext:
So
lebt
es
sich
im
Bauwagen
am
Finkenhügel.
Der
Garten
als
Wohnzimmer:
Die
Stadt
will
Wohnhäuser
auf
dem
Gelände
der
Wagenburg
am
Finkenhügel
bauen,
die
Bewohner
wollen
sich
nicht
vertreiben
lassen.
Foto:
Jörn
Martens
Kommentar:
Sand
im
Getriebe
Das
Ziel
ist
anspruchsvoll:
3000
neue
Wohnungen
sollen
bis
2020
entstehen.
Alle
Fraktionen
im
Rat
sind
dafür.
Da
werden
es
die
Leute
von
der
Wagenburg
schwer
haben,
ihr
kleines
Paradies
am
Finkenhügel
zu
verteidigen.
Aber
wenn
Osnabrück
nur
auf
Wachstum
von
Einwohnern
und
Wohnraum
fixiert
ist,
wird
einiges
auf
der
Strecke
bleiben.
Eine
lebenswerte
Stadt
muss
auch
Subkulturen
Raum
bieten.
Es
ist
bemerkenswert,
dass
sich
die
Argumente
der
Bauwagensiedler
nicht
so
sehr
von
denen
wohlsituierter
Bürger
unterscheiden,
die
gegen
eine
neue
Straße,
einen
Gewerbepark
oder
ein
geplantes
Wohngebiet
protestieren.
Aber
für
sie
geht
es
ums
Ganze,
nicht
bloß
um
einen
unverbaubaren
Blick.
Aus
Sicht
der
Planer
ist
die
Wildwuchs-
Community
Sand
im
Getriebe
der
Stadtentwicklung
und
ihr
Lebensraum
erstklassiges
Bauland.
Das
Areal
rundet
eine
bestehende
Siedlung
ab
und
lässt
sich
leicht
erschließen.
Im
Vergleich
zu
den
Flächenreserven
in
der
freien
Landschaft
dürfte
der
ökologische
Schaden
dabei
geringer
ausfallen.
Es
besteht
auch
kein
Zweifel,
dass
die
Grundstücke
auf
rege
Nachfrage
stoßen
werden.
Wenn
die
Stadt
auf
die
Kräfte
des
Marktes
setzt
und
die
Parzellen
gegen
Höchstgebot
abgibt,
werden
auf
dem
Wagenburg-
Gelände
am
Ende
vielleicht
weniger
Menschen
leben
als
jetzt.
Das
passt
nicht
zum
Anspruch
der
Stadt,
bezahlbaren
Wohnraum
für
viele
zu
schaffen.
Am
Hirtenhaus
wird
sich
zeigen,
wie
ernst
es
ihr
damit
ist.
Autor:
rll