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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Mathelehrer auf vier Pfoten
Zwischenüberschrift:
Studie belegt: Schüler lernen schneller und besser mit einem Schulhund im Klassenzimmer
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Schulen sind auf den Hund gekommen. Und es funktioniert tatsächlich. In ihrer Masterarbeit konnte die Osnabrücker Förderschullehrerin Meike Heyer belegen: Mit Hund ist Lesenlernen leicht gemacht. Doch was können Hunde, was Menschen nicht vermögen?
Osnabrück. Unser Schulhund Frida″ steht auf der grünen Tafel in der Grundschule Sutthausen. Ich mag alles an ihr″, sagt Lina. Die Drittklässlerin kennt den großen weiß-grauen Bobtail schon vom Pausenhof. Nun ist es endlich so weit: Denn mit der neuen Klassenlehrerin ist im August auch der Schulhund gekommen. Ich nehme sie jede Woche an zwei Tagen für zwei Stunden mit″, sagt Martina Lade, Rektorin der Schule. Sie ruft ihren Bobtail, der noch durch den Türspalt linst. Er macht leise wuff″ und geht in die lärmende Klasse. Mit einem Mal ist es still.
Viele Lehrer berichten, dass es durch die Hunde entspannter in den Klassen zugeht″, berichtet auch die Osnabrücker Förderschullehrerin Meike Heyer. Schon während ihres Referendariats nahm sie ihre Hunde mit. Sie legte einen Schwerpunkt schließlich auf den Bereich tiergestützte Pädagogik, bietet mittlerweile an Pädagogischen Hochschulen Lehrerfortbildungen an. In Studien belegte sie: Nicht nur die Lernatmosphäre wird in den Klassen spürbar besser. Richtig eingesetzt, machen die Vierbeiner das Lesenlernen leichter.
Viel Arbeit
Findus″, ruft Heyer. Sie ist gerade in ihrem Klassenzimmer an der Anne-Frank-Schule. Nur sie und ihr acht Monate alter Shetland Sheepdog. Der Hütehund ist selbst noch Schüler. Zu den Kindern darf er deshalb noch nicht mitkommen. Das würde ihn noch überfordern.″ Denn wer einfach nur Dogsitter für seinen Hund sucht, sollte sich besser nach anderen Möglichkeiten umsehen. Um den Unterricht mit Schulhund effektiv zu gestalten, ist vor allem auch eins nötig: viel Arbeit. Meike Heyer gibt ihrem Hund ein Handzeichen, und Findus flitzt mit wehenden Ohren los. Als er zurückkommt, hat er eine Art blauen Schlüsselbund im Maul. Statt silberfarbener Schlüssel hängen allerdings Wortkarten daran. Wäre ich ein Schüler, würde ich nun die Worte vorlesen″, erklärt die Förderschullehrerin. Das macht Spaß nicht nur dem Hund. Auch bei Martina Lade hat Frida das Heft fest in der Schnauze. Sie bringt den Schülern manchmal sogar Matheaufgaben.
Für Meike Heyer sind es vor allem diese Dinge, die den Unterricht mit Schulhund so wertvoll machen: Es ist wichtig, dass die Schüler Spaß beim Lernen haben und nicht danach.″ Dies wäre etwa dann der Fall, wenn die Schüler für eine gelöste Aufgabe zur Belohnung mit dem Hund spielen dürften. Studien haben aber belegt, dass die Kinder dann nicht zwangsläufig besser lernen.″ Wohl aber, wenn das Tier aktiv am Lernprozess beteiligt ist. Sie motivieren die Kin der aber auch, körperlich Ding e zu tun, die sehr schwierig für sie sind″, sagt Silke Speidel. Ihren Australian Shep herd bringt die Ergotherapeutin deshalb schon seit Jahren mit zur Osnabrücker Montessori-Schule. Bei ihr geht es allerdings nicht um Deutsch und Mathe, sondern um Bewegung, Feinmotorik und Grobmotorik. Lika ist unglaublich einfühlsam″, er zählt die kleine, quirlige Frau. Sie erinnert sich an ein Mädchen, das große Schwierigkeiten hatte, seine Arme gezielt zu bewegen. Für Lika machte sie die Ausnahme: Sie wollte der Hündin etwas geben, ein Leckerli″, erinnert sich die Ergotherapeutin. Dafür öffnete sie einen kleinen Beutel. Eine Herausforderung, die plötzlich zu meistern war.
Es gibt auch Kinder, die Hunde nicht mögen″, sagt Martina Lade. Dem einen ist ein Hund zu zottelig, dem anderen müffelt er zu stark, die nächsten haben vielleicht Angst. Doch die allermeisten Herzen werden von Frida und Co. im Sturm erobert: Sind Hunde also tatsächlich einfach die besseren Lehrer die besseren Menschen?
Hunde bewerten anders″, erklärt sich Meike Heyer das Phänomen. Menschliche Maßstäbe, Leistungen, zählen für sie nicht. Nur das Herz ist ihnen wichtig jeden Tag aufs Neue. Das trifft einen Nerv. Deswegen wagen manche Kinder mit Tieren Dinge, die sie sich alleine niemals zutrauen würden.
Vertrauen in Tiere
Besonders wichtig werden Tiere, wenn Kinder schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben″, so die Förderschullehrerin weiter. Oft trauen sie dann Hunden zu, was sie Erwachsenen von vornherein absprechen. Das Tier wird dann zum ersten Kontaktmann. Mit der Zeit bauen die Schüler bestenfalls auch zu dem Hundehalter eine Beziehung auf″, sagt Meike Heyer. Dann ist schon viel erreicht.
Frida ist das heute egal. Zumindest scheint es so. Ein großer wuscheliger Ruhepol. Sie steht mitten in der Klasse, zwischen all den Kindern, und schnuppert interessiert. Denn heute ist erst mal Kennenlerntag. Platz″, sagt einer der Schüler ein bisschen zaghaft. Auf jeden Fall aber: Nicht sehr überzeugend. Frida legt sich nur fast hin. Bei Platz fudelt sie immer gerne″, ruft die Lehrerin. Platz″, sagt ihr Schüler deshalb deutlicher. Es geht auch um das richtige Standing, darum, sich nur auf das eine zu konzentrieren″, erklärt Martina Lade leise. Das Herz eines Hundes gewinnt eben nur, wer sich nicht ablenken lässt.

Bildtext:

Man darf sich nicht ablenken lassen, möchte man das Herz eines Tieres gewinnen. Frida von der Grundschule Sutthausen ist aber tolerant.
Foto: Jörn Martens

Auch an der Heinrich-Schüren-Schule ist ein Golden Retriever aktiv. Foto: Pentermann

Schulhund Findus lernt noch. Foto: Swaantje Hehmann
Autor:
Andrea Pärschke


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