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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wohnklotz darf doch stehen bleiben
Zwischenüberschrift:
Berliner Platz: Stadt lenkt ein und macht den Weg frei für Sanierung und Neubauten
Artikel:
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Originaltext:
Vor einem Jahr sollte er noch verschwinden. Der Wohnklotz mit dem Matratzengeschäft passte nicht in die Vision von einem idealtypischen Berliner Platz, der in einem Gestaltungswettbewerb entwickelt wurde. Aber der Schreck der Ästheten bleibt. Mit neuem Outfit, im neuen Ensemble.
Osnabrück. Am Berliner Platz wird demnächst wohl eine Großbaustelle entstehen. Im Mittelpunkt steht dabei das siebenstöckige Hochhaus am Schnittpunkt von Wittekindstraße und Erich-Maria-Remarque-Ring. Alle drei Architekturbüros, die sich 2015 am städtebaulichen Gutachterverfahren beteiligten, empfahlen den Abriss des schaurig-schönen Wohnbunkers. Stattdessen sollte am Berliner Platz 1 ein flacheres Gebäude entstehen mit dem Ziel, die besser benoteten Bürokomplexe von Sparkasse und NOZ Medien angemessen zur Geltung zu bringen.
Eigentümer blieb hart
Nach langen Verhandlungen kommt es jetzt anders. Die Stadt hat sich mit Eigentümer Ulrich Grewe auf das weitere Vorgehen geeinigt. Vor einem Jahr war der Münsteraner schon hinzugezogen worden, als sich die drei Architektenteams für das Zukunftsdesign am Berliner Platz einer Jury stellten. Grewe hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass er mit einem Abriss oder Teilabriss nicht einverstanden sei, zumal die Innensanierung schon lief: Entweder das Haus bleibt stehen oder es passiert nichts!
Darauf lässt sich die Stadt nun ein. Der Fachbereich Städtebau stellt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf, der auch die Nachbargrundstücke einbezieht. Dazu gehört die als Parkplatz genutzte Lücke am Breiten Gang und das ehemalige Tankstellengelände an der Wittekindstraße, das dem Ibbenbürener Immobilienkaufmann Uwe Lehmkuhl gehört.
Andere Proportionen
Nach den vorläufigen Plänen verwandelt Grewe seine Wirtschaftswunder-Resterampe in eine Vorzeigeimmobilie. Die sieben Vollgeschosse bleiben zwar unangetastet, verlieren aber optisch etwas von ihrer Dominanz, weil mit den etwas flacheren Neubauten am Breiten Gang und entlang der Wittekind straße die Horizontale stärker betont wird. Obwohl es sich um zwei getrennte Bauvorhaben von verschiedenen Investoren handelt, soll architektonisch alles wie aus einem Guss erscheinen. Diese Aufgabe fällt dem Architekten Joachim Kummer zu, auf den sich beiden Bauherren geeinigt haben.
Kummer will den von seinen Architektenkollegen geschmähten grünen Wohntower neu gliedern und ihm ein zeitgemäßes Erscheinungsbild geben. An den Details wird noch ausgiebig gefeilt. Die Stadtplaner legen großen Wert darauf, dass die Sichtachse auf den denkmalgeschützten Hannoverschen Bahnhof nicht beeinträchtigt wird. Am Donnerstag hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt grünes Licht gegeben, auf der Grundlage von Kummers Entwurfs einen Bebauungsplan aufzustellen.
Platz für größere Projekte
Stadtbaurat Frank Otte ist zuversichtlich, dass es mit dem Projekt von Grewe und Lehmkuhl zu einer gestalterischen Aufwertung des Quartiers am Berliner Platz kommen wird. Wenn das Kalkül der Stadtplaner aufgeht, wird es demnächst auf weiteren Grundstücken Neubauprojekte geben. Platz ist reichlich vorhanden: Neben den beiden Eckgrundstücken am Goethering bietet der Parkplatz zwischen der Wittekindstraße und der Kleist straße noch Potenziale, auch für größere Bauvorhaben.

Bildtext:

Relikt aus der Wirtschaftswunderzeit: Das Hochhaus am Berliner Platz soll ein zeitgemäßes Erscheinungsbild bekommen. Foto: Jörn Martens

Eine neue Gliederung und neue Anbauten sollen dem Hochhaus am Berliner Platz die Dominanz nehmen. Diese Simulation entspricht nicht dem neusten Stand der Planung. An den Details wird noch gefeilt.
Zeichnung: Architekturbüro Planquadrat

Kommentar:

Keine halben Sachen

Es war eine hübsche Provokation. Drei Architektenteams machten sich auf, das Quartier am Berliner Platz mit frischen Ideen aufzuwerten. Und alle drei schlugen vor, das grüne Monstrum mit der Hausnummer 1 einfach abzureißen. Einfach so, wegen der ästhetischen Zumutung. Es war klar, dass die Stadt einen Eigentümer nicht ohne Weiteres vergattern kann, sein mehr oder weniger intaktes Wohnhaus dem Erdboden gleichzumachen. Aber die Provokation hat gewirkt. Sie erhöhte den Druck auf alle Beteiligten, keine halben Sachen zu machen, sondern ein anspruchsvolles Ergebnis abzuliefern.

Sicher bisher gibt es nur Absichtserklärungen und schöne Pläne, der größte Teil der Arbeit steht erst noch bevor. Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass am Berliner Platz etwas in Bewegung kommt. Dass der frische Wind auch andere Investoren ermutigt, auf brach liegenden Grundstücken Wohnungen, Büros und Geschäfte zu bauen.

75 000 Euro hat der Ideen wettbewerb gekostet, mit dem die Stadt das Aufbruchsignal geben wollte. Mit solchen Ausgaben tut sich der Rat jedes Mal schwer. Um eine ähnliche Summe geht es jetzt bei der Neugestaltung des Schlossgartens. Wenn es um gestalterische Qualität geht, eine gute Investition.
Autor:
R. Lahmann-Lammert


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