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1.
Erscheinungsdatum:
22.08.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Flüchtling rennt in sein neues Leben
Zwischenüberschrift:
Integration im Schnelldurchgang: Wie der Sudanese Abdelmajeed Abdallah ein Top-Läufer wurde
Artikel:
Originaltext:
Abdelmajeed
Abdallah
ist
aus
dem
Sudan
geflohen.
In
Osnabrück
kommt
er
in
Kontakt
mit
der
Laufgruppe
„
Jede
Oma
zählt″
der
Hilfsorganisation
Help-
Age
und
gewinnt
anspruchsvolle
Laufwettbewerbe.
Die
Geschichte
einer
spektakulären
Flucht
und
überraschender
Wendungen
beim
Ankommen.
Osnabrück.
Lachend
schüttelt
Abdelmajeed
Abdallah
den
Kopf.
Nein,
im
Sudan
wäre
es
ihm
nicht
in
den
Sinn
gekommen,
einfach
mal
durch
die
Gegend
zu
rennen.
„
Viel
Arbeit,
kein
Sport″,
sagt
der
24-
Jährige,
der
in
der
sudanesischen
Hauptstadt
Khartoum
als
Karosseriebauer
tätig
war
und
seit
eineinhalb
Jahren
in
der
Flüchtlingsunterkunft
in
der
Landwehrstraße
in
Osnabrück
lebt.
Dort
hatten
die
Läufer
der
Gruppe
„
Jede
Oma
zählt″
vor
einem
Jahr
gefragt,
ob
jemand
Lust
habe
mitzulaufen.
Einige
Flüchtlinge
schlossen
sich
an.
Mit
den
Läufern
verbindet
Abdallah
längst
Freundschaft.
Zunächst
ohne
ganz
viele
Worte,
weil
sich
Deutsch
nun
mal
langsamer
lernt,
als
ein
Halbmarathon
gewonnen
ist.
Seine
Laufzeiten
gehen
ihm
zwar
schon
in
flüssigem
Deutsch
über
die
Lippen,
aber
um
seine
Geschichte
zu
erfahren,
lassen
wir
uns
von
Mohamed
Attaallah
helfen.
Er
kommt
aus
Ägypten,
schreibt
an
der
Hochschule
Osnabrück
seine
Masterarbeit
im
Studiengang
Management
für
Nonprofit-
Organisationen
und
spricht
neben
Arabisch
ausgezeichnet
Deutsch.
Etwas
Überzeugung
braucht
es
erst,
damit
Abdallah
uns
seine
Fluchtgeschichte
erzählt.
„
Ist
das
wichtig
für
den
Beitrag?
″,
fragt
er.
Wen
wundert′s,
dass
ein
24-
Jähriger
lieber
von
Erfolgen
erzählen
möchte
als
vom
zurückgelassenen
Leben
ohne
Perspektive
–
zugleich
aber
alles
tut,
um
die
Erwartungen
an
ihn
in
seiner
neuen
Heimat
zu
erfüllen.
„
Er
erzählt
alles″,
übersetzt
Attaallah
nach
kurzer
Klärung.
Ein
arbeitsreiches,
aber
gutes
Leben
hätten
er
und
seine
Familie
vor
dem
Krieg
gehabt,
berichtet
Abdallah.
Seines
habe
sich
schlagartig
verändert,
als
er
in
Khartoum
mit
anderen
jungen
Leuten
gegen
die
staatliche
Enteignung
von
Landwirten
demonstriert
habe.
Verhaftung,
drei
Monate
Gefängnis,
danach
Zwangsarbeit
–
so,
wie
er
uns
seine
Geschichte
erzählt,
ist
sie
exemplarisch
für
das
Schicksal
vieler
Flüchtlinge
aus
dem
diktatorisch
geführten
Land.
Abdallah
und
weitere
zu
Zwangsarbeit
verurteilte
junge
Leute
beschließen,
das
Land
zu
verlassen,
und
flüchten
nach
Kairo.
Von
dort
schlagen
sie
sich
in
die
Hafenstadt
Alexandria
durch.
Eine
Woche
dauert
es,
bis
ein
Schlepper
für
die
Fahrt
übers
Mittelmeer
nach
Italien
gefunden
ist.
3500
Dollar
habe
jeder
bezahlen
müssen,
erzählt
Abdallah.
Das
Schiff:
nicht
hochseetüchtig,
mit
315
Personen
hoffnungslos
überfüllt,
ein
Spielball
der
Wellen.
Am
siebten
Tag
der
Überfahrt
sei
so
viel
Wasser
ins
Boot
eingedrungen,
dass
an
Bord
Panik
ausgebrochen
sei.
Dann
entdeckt
der
italienische
Küstenschutz
das
Flüchtlingsboot,
das
zu
kentern
droht.
Ein
Container-
Schiff
nimmt
die
Flüchtlinge
auf.
Alle
werden
gerettet
und
aufs
italienische
Festland
gebracht.
Ob
er
Angst
bei
der
Überfahrt
hatte?
Abdallah
verneint.
Das
muss
er
allerdings
auch
bei
der
Frage
tun,
ob
er
schwimmen
kann.
Sein
Lächeln
lässt
den
Betrachter
im
Ungewissen,
ob
er
sich
womöglich
ein
bisschen
über
die
besorgte
Frage
amüsiert.
Wer
sein
Land
unter
solchen
Umständen
verlässt,
setzt
alles
auf
eine
Karte
–
und
hat
vieles
nicht
mehr
selbst
in
der
Hand.
Das
gilt
auch
für
das
Ziel
der
Flucht.
Abdallahs
Reise
führt
über
Bordeaux,
Paris,
Köln
und
Hamburg
nach
Osnabrück.
Genau
genommen
war
Abdallahs
Wunsch,
Deutsch
zu
lernen,
der
Einstieg
in
den
Laufsport.
In
seiner
Unterkunft
nimmt
er
an
einem
Sprachkurs
teil,
den
die
Osnabrückerin
Mechthild
Landwehr
ehrenamtlich
gibt.
Von
ihrem
Mann
Andreas,
Mitglied
der
Help-
Age-
Laufgruppe,
erfährt
Abdallah
von
der
Einladung.
„
Durch
die
derzeitige
Fluchtbewegung
sah
sich
Help-
Age
verpflichtet,
neben
der
humanitären
Hilfe
im
Ausland
zusätzlich
Flüchtlinge
in
Deutschland
willkommen
zu
heißen″,
sagt
Help-
Age-
Geschäftsführer
Lutz
Hethey.
Mehrere
Flüchtlinge
schlossen
sich
den
„
Oma-
Läufern″
an.
Für
Abdallah
beginnt
in
diesem
Moment
die
Geschichte
eines
steilen
sportlichen
Aufstiegs
–
mehr
noch:
die
Geschichte
seiner
Integration
über
den
Sport.
Prompt
entstand
die
Idee,
beim
bevorstehenden
Laufwettbewerb
in
Oldenburg
mit
der
bunt
gemischten
Gruppe
teilzunehmen.
Daten
erheben,
Größen
ermitteln,
die
Neu-
Läufer
einkleiden
–
für
eine
eingeschworene
Gemeinschaft
wie
die
Oma-
Läufer
kein
Problem.
In
Oldenburg
machten
sie
große
Augen,
als
sie
erlebten,
wie
Abdallah
den
Kurs
durch
die
Stadt
mangels
Orts-
und
Sprachkenntnisse
vier-
statt
dreimal
lief
–
und
trotzdem
mit
einer
sehr
guten
Zeit
ins
Ziel
kam.
Er
hatte
schlicht
die
Abzweigung
zum
Ziel
verpasst,
weil
er
vorne
lief.
Bald
folgen
gute
Platzierungen
und
Siege
in
Serie
bei
Langstrecken-
Läufen.
Andreas
Landwehr
trainiert
in
dieser
Zeit
schon
mit
der
sportlichen
Neuentdeckung
aus
dem
Sudan.
Längst
ist
der
Grundschullehrer
für
Abdallah
und
andere
Flüchtlinge
aus
der
Landwehrkaserne
ein
geschätzter
Ansprechpartner
für
das
Leben
in
der
neuen
Umgebung
geworden.
Lachend
erinnert
sich
Landwehr
daran,
wie
er
und
Abdallah
mit
Händen
und
Füßen
Strategie
und
Taktik
für
lange
Läufe
besprachen.
Für
besonderes
Aufsehen
sorgt
Abdallah,
als
er
beim
sogenannten
Piesberger
Gipfelsturm
als
Erster
durchs
Ziel
läuft.
Nicht
wenige
Sportler
träumen
schon
länger
davon
und
trainieren
hart
dafür,
den
180
Meter
hohen
Berg
an
der
Osnabrücker
Stadtgrenze
in
solch
guter
Zeit
zu
stürmen.
Bei
einem
Halbmarathon
im
Juni
trauten
Abdallahs
Lauffreunde
ihren
Augen
nicht:
Der
24-
Jährige
läuft
als
Dritter
über
die
Ziellinie.
Und
das,
obwohl
Ramadan
ist
und
er
sich
als
Muslim
wie
gewohnt
daran
hält,
zwischen
drei
Uhr
nachts
und
22
Uhr
weder
zu
essen
noch
zu
trinken.
Keine
Ausnahmen
für
Sportler?
Abdallah
lacht.
Nein,
nicht
vorgesehen.
Spätestens
jetzt
sind
die
Oma-
Läufer
davon
überzeugt,
dass
noch
ganz
viel
läuferisches
Potenzial
in
ihm
steckt,
und
fragen
ihn,
ob
er
mit
ihnen
Ende
September
in
Berlin
am
Marathon
teilnehmen
möchte.
Und
ob
er
will.
Mit
seinem
sudanesischen
Lauffreund
Abdelrahman
Hamid
wird
er
in
Berlin
für
die
Afrika-
Hilfe
von
Help-
Age
den
Marathon
laufen.
Nach
üblichem
Help-
Age-
Verfahren
ist
auch
für
den
Marathon
der
Flüchtlinge
eine
Spendenbox
auf
der
Internetseite
des
Vereins
geschaltet,
über
die
sie
um
Spenden
für
die
Afrika-
Projekte
bitten.
Mittlerweile
wurde
Abdallah
in
der
Trainingsgruppe
von
Michael
Karsch
herzlich
aufgenommen.
Der
Osnabrücker
Sportmediziner
und
Abteilungsleiter
Leichtathletik
beim
Osnabrücker
Turnerbund
trainiert
die
schnellsten
Läufer
Osnabrücks
auf
der
Mittel-
und
Langstrecke.
„
Seine
Entwicklung
ist
enorm″,
sagt
er.
Für
Karsch
ist
Abdallahs
Geschichte
ein
Beweis
dafür,
„
wie
Menschen
sich
über
den
Sport
in
einer
fremden
Welt
gut
etablieren
können″.
Ein
bisschen
Organisation
sei
erforderlich,
damit
Abdelmajeed
auch
an
Trainings
an
Wochenenden
im
Landkreis
teilnehmen
könne.
„
Aber
das
kriegen
wir
schon
hin″,
ist
Karsch
zuversichtlich.
Integration
zu
schaffen
–
das
ist
auch
das
Motto
der
Oma-
Läufer,
die
ihren
sudanesischen
Freund
seit
einem
Jahr
begleiten.
Eine
bunt
gemischte
Gruppe,
die
viel
zu
geben
hat
und
gerne
gibt.
Die
Mitglieder
arbeiten
als
Lehrer,
Krankenschwester,
in
der
IT-
Branche,
als
Sozialpädagogen,
als
Kaufleute,
in
Versicherungen,
bei
der
Polizei,
als
Juristen,
manche
sind
noch
Schüler
oder
Studenten,
andere
schon
Rentner.
Was
sie
alle
eint:
der
Wunsch
nach
einem
liebenswerten
Zusammenleben
in
dieser
Welt,
und
der
Wunsch,
selbst
etwas
dazu
beizutragen.
Nun
träumt
Abdallah
davon,
„
Marathonchampion
zu
werden″,
aber
darin
erschöpfen
sich
die
Hoffnungen
des
jungen
Mannes
nicht
–
und
auch
nicht
die
Ambitionen
seiner
Unterstützer.
Deutsch
zu
lernen
und
bald
zu
arbeiten
sind
seine
großen
Ziele.
Abdallah
wartet
darauf,
dass
es
nach
dem
bereits
geführten
Gespräch
bei
der
Ausländerbehörde
in
seinem
Asylverfahren
weitergeht.
Und
darauf,
einen
Sprachkurs
zu
bekommen,
den
er
mit
einem
Zertifikat
abschließen
kann.
Ob
er
nun
eine
Ausbildung
macht
oder
jemand
auf
seine
vorhandenen
Fähigkeiten
setzt
–
Abdallah
wäre
offen
für
alle
Wege,
in
Lohn
und
Brot
zu
kommen.
Er
schaut
in
die
Runde
seiner
Lauffreunde,
die
ihn
auch
bei
der
Suche
nach
Arbeit
unterstützen
wollen,
sobald
es
eine
Entscheidung
in
seinem
Asylverfahren
gibt
und
er
auch
arbeiten
darf.
„
Ohne
Mechthild,
Lutz
und
Andreas
und
viele
andere
wäre
ich
nicht
hier″,
sagt
er.
„
Ich
bin
sehr
dankbar.″
Wie
genau
sein
neues
Leben
aussehen
wird,
weiß
Abdelmajeed
Abdallah
noch
nicht,
aber
er
hat
eine
feste
Überzeugung:
„
Wenn
man
keine
Probleme
macht,
bekommt
man
auch
keine.″
In
seiner
Heimat,
hat
er
erleben
müssen,
ist
das
ganz
anders.
Bildtext:
Verlassenes
Flüchtlingsboot:
315
Menschen
sind
damit
sieben
Tage
bis
zu
ihrer
Rettung
gefahren.
Fotos:
Abdelmajeed
Abdallah
Nach
der
Entdeckung
durch
die
italienische
Küstenwache
nahm
dieses
Frachtschiff
die
Flüchtlinge
an
Bord.
Laufend
integriert:
Die
Laufgruppe
"
jede
Oma
zählt"
hat
Abdelmajeed
Abdallah
(vorne)
als
Ausnahmetalent
entdeckt.
Foto:
Hermann
Pentermann
Kommentar:
Sudan
–
Land
mit
Krieg
und
Armut
Der
Sudan
ist
ein
Staat
in
Afrika.
Vor
fünf
Jahren
hat
sich
der
südliche
Teil
des
Landes
abgespalten.
Heute
gibt
es
also
zwei
Staaten:
Sudan
und
Südsudan.
Der
Sudan
ist
etwa
siebenmal
so
groß
wie
Deutschland.
In
der
Hauptstadt
Khartoum
leben
rund
acht
Millionen
Menschen,
also
mehr
als
doppelt
so
viele
wie
in
der
deutschen
Hauptstadt
Berlin.
Im
Sudan
wird
Arabisch
gesprochen.
Umar
Hasan
Ahmad
al-
Bashir
regiert
den
Sudan
seit
1989.
Er
kam
durch
einen
Militärputsch
an
die
Macht,
das
heißt:
Er
ist
nicht
vom
Volk
gewählt
worden,
sondern
hat
sich
die
Macht
einfach
genommen.
Später
gewann
er
die
Wahlen
zum
Präsidenten.
Das
lag
jedoch
daran,
dass
alle
anderen
Parteien
aus
Protest
gegen
die
Diktatur
in
dem
Land
nicht
an
der
Wahl
teilgenommen
haben.
In
einer
Diktatur
hat
ein
Einzelner
die
ganze
Macht.
Die
Menschen
haben
keine
Grundrechte.
Sie
können
grundlos
verhaftet
werden.
1998
haben
die
Vereinigten
Staaten
von
Amerika
den
Sudan
angegriffen,
weil
die
Amerikaner
vermuteten,
dass
das
Land
an
Terroranschlägen
beteiligt
war
und
dass
im
Land
Giftgas
für
Waffen
produziert
wird.
Bei
den
Bombardierungen
starben
sehr
viele
Menschen.
Seit
über
50
Jahren
gibt
es
Krieg
in
dem
Land,
und
die
Menschen
leiden
unter
großer
Armut.
juk
Help-
Age
Der
Verein
Help-
Age
Deutschland
wurde
im
Jahr
2005
in
Osnabrück
gegründet
und
ist
Mitglied
des
weltweit
aktiven
Netzwerkes
Help-
Age
International.
Help-
Age
setzt
sich
für
alte
Menschen
in
Entwicklungsländern
ein.
Die
Osnabrücker
Laufgruppe
„
Jede
Oma
zählt″
steht
Großmüttern
im
südlichen
Afrika
zur
Seite,
die
ihre
Kinder
durch
Aids
und
Migration
verloren
haben
und
sich
um
die
verwaisten
Enkel
kümmern.
Autor:
Julia Kuhlmann