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1.
Erscheinungsdatum:
19.08.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Als Gesellen den Aufstand probten
Zwischenüberschrift:
Im Juli 1801 wurde der Streik in der Gartlage blutig niedergeschlagen – Erinnerungstafel
Artikel:
Originaltext:
Vor
215
Jahren
brodelte
es
in
Osnabrück.
Ein
Streik
von
Schustergesellen
eskalierte
zu
einem
Aufstand
mit
allgemeinpolitischen
Untertönen,
der
schließlich
vom
hannoverschen
Militär
niederkartätscht
wurde.
Osnabrück.
Die
Bürgervereine
Schinkel
möchten
in
der
Gartlage,
wo
die
Auseinandersetzung
ihren
blutigen
Höhepunkt
erreichte,
ein
sichtbares
Zeichen
der
Erinnerung
setzen.
Zwar
liegt
die
Gartlage
heute
im
Stadtteil
Dodesheide,
gehörte
in
alten
Zeiten
aber
zur
Gemarkung
Schinkel
und
fällt
somit
in
die
historische
Zuständigkeit
der
Schinkeler
Bürgervereine.
Sie
hatten
sich
an
den
Oberbürgermeister
und
an
die
Stadtratsfraktionen
mit
der
Bitte
um
Unterstützung
gewandt,
die
ihnen
auch
zugesagt
wurde.
Schinkelgang
OB
Wolfgang
Griesert
wird
am
24.
September
zum
Schinkelgang
kommen,
der
in
diesem
Jahr
zum
50.
Mal
stattfindet.
Der
Gang
wird
in
die
Gartlage
führen,
zu
jenem
Ort,
wo
einst
die
Gesellen
ihren
Aufstand
verteidigten:
dem
Dierkerschen
Kolonat.
Das
war
ein
zum
Gut
Gartlage
gehörendes
Fachwerkhaus
in
der
Nachbarschaft
des
Herrenhauses,
das
ein
Schankrecht
besaß.
Hundert
Jahre
später
entwickelte
sich
daraus
das
Wald-
Restaurant
Gartlage,
das
bis
in
die
1930er-
Jahre
zu
den
beliebtesten
Ausflugslokalen
am
Osnabrücker
Stadtrand
gehörte.
Es
erhielt
im
Krieg
Bombentreffer
und
wurde
nicht
wieder
aufgebaut.
Eine
alte
Linde
westlich
des
erhalten
gebliebenen
Herrenhauses
Gartlage
markiert
in
etwa
den
alten
Standort
des
Kaffeehauses.
Heinrich
Grofer
vom
Bürgerverein
Schinkel
von
1912
kann
sich
gut
vorstellen,
hier
eine
Gedenktafel
mit
einem
kurzen
Abriss
der
Ereignisse
des
13.
Juli
1801
zu
installieren.
Er
hofft,
dass
das
noch
bis
zum
Schinkelgang
klappt.
Walter
Leineweber
vom
Bürgerverein
Schinkel-
Ost
hat
zusammen
mit
dem
Buchautor
Heiko
Schulze
eine
weitere
Idee
entwickelt:
Sie
wollen
dem
landwirtschaftlichen
Weg
zwischen
dem
alten
Forsthaus
Gartlage
am
Haster
Weg
und
dem
Herrenhaus
Gartlage
am
Gartlager
Weg
den
Ehren-
Namen
„
Gesellenweg″
verleihen.
Denn
diesen
Weg
haben
die
Gesellen
vermutlich
genommen,
als
sie
aus
der
Stadt
hinaus
auf
die
Gartlage
zogen.
„
Das
soll
keine
offizielle
Straßenbenennung
werden,
die
durch
die
Ausschüsse
und
den
Rat
gehen
müsste,
sondern
eher
so
eine
halbamtliche
Wegbezeichnung,
die
dann
auch
einen
erklärenden
Beitext
bekommen
müsste″,
so
Leineweber.
Historischer
Roman
Heiko
Schulze
hat
eine
besondere
Beziehung
zum
Thema.
Der
schon
mehrfach
durch
historische
Romane
mit
Osnabrück-
Bezug
hervorgetretene
Autor
hat
auch
den
Gesellenaufstand
von
1801
entsprechend
verarbeitet.
„
Geplatzte
Kragen″
heißt
das
2007
erschienene
Buch.
Der
Titel
bezieht
sich
auf
den
vordergründigen
Streit
um
das
unterlassene
Zuknöpfen
von
Kragen
in
einer
feierlichen
Versammlung
von
wandernden
Handwerksgesellen
und
im
Doppelsinn
auf
das
Aufbegehren
gegen
den
Abbau
sozialer
Standards,
gegen
Billigkonkurrenz,
gegen
intransparenten
Zugang
zum
Meistertitel,
gegen
stagnierende
Löhne.
Schulze
war
bis
2013
Geschäftsführer
der
SPD-
Stadtratsfraktion.
Als
Sozialdemokrat
macht
er
sich
die
Sichtweise
zu
eigen,
dass
die
Gesellen
von
1801
Vorkämpfer
für
moderne
Arbeitnehmerrechte
waren
und
allgemeinpolitisch
den
Geist
der
Französischen
Revolution
im
obrigkeitsstaatlichen
Hannover
durchsetzen
wollten.
In
ähnlicher
Weise
äußert
sich
SPD-
Fraktionschef
Frank
Henning
in
einer
Pressemitteilung:
„
Was
in
der
offiziellen
Osnabrücker
Historie
lange
Zeit
als
eher
alberner
Streit
um
Kleidungsvorschriften
dargestellt
wurde,
war
in
Wahrheit
ein
frühes
Eintreten
für
Arbeitnehmerrechte
und
soziale
Gerechtigkeit.″
Henning
kündigt
an,
die
Anliegen
der
Bürgervereine
zu
unterstützen
und
in
der
nächsten
Ratssitzung
einen
entsprechenden
Antrag
einzubringen.
Bildtext:
Am
Ort
des
späteren
Wald-
Restaurants
in
der
Gartlage
verteidigten
die
Gesellen
ihren
Aufstand.
Foto:
Archiv
Helmut
Riecken
Kommentar:
Der
Gesellenaufstand
in
der
Gartlage
Im
Juli
1801
empörten
sich
die
Schuhmachergesellen
über
Geldstrafen,
die
sie
wegen
der
Missachtung
von
Bekleidungsvorschriften
zahlen
sollten.
Es
kam
zum
Wortstreit
mit
den
Meistern,
die
bald
in
Zechereien
und
Tätlichkeiten
ausarteten.
Später
wurden
zwei
Rädelsführer
durch
Aussperrung
bestraft.
Die
übrigen
Gesellen
solidarisierten
sich
und
legten
die
Arbeit
nieder.
Der
Streik
weitete
sich
rasch
aus.
Tischler-
,
Schmiede-
und
Schneidergesellen
schlossen
sich
an,
weitere
Gilden
folgten.
Mehr
als
die
Hälfte
der
in
der
Stadt
beschäftigten
Handwerksgesellen
waren
schließlich
im
Ausstand.
Um
den
städtischen
Vollzugsorganen
zu
entgehen,
verließen
die
Streikenden
am
11.
Juli
die
Stadt
und
zogen
auf
die
Gartlage.
Außerhalb
der
Landwehr
war
nicht
mehr
der
Magistrat
zuständig,
sondern
die
Landesregierung.
Die
setzte
ihre
Garnisonssoldaten
allerdings
nicht
sofort
in
Marsch,
sondern
erst
am
13.
Juli.
In
den
dazwischen
liegenden
eineinhalb
Tagen
versammelte
sich
eine
große
Menschenmenge
beim
Dierkerschen
Kolonat.
Bewohner
aus
der
Stadt
und
aus
den
umliegenden
Bauerschaften
solidarisierten
sich.
Es
entwickelte
sich
eine
volksfestartige
Stimmung.
Die
Situation
eskalierte,
als
die
Unterhändler
ohne
Ergebnisse
den
Versammlungsort
verließen
und
die
erregte,
teilweise
alkoholisierte
Menge
sich
unmittelbar
mit
den
bewaffneten
Soldaten
konfrontiert
sah.
Die
fühlten
sich
ihrerseits
durch
das
folgende
Handgemenge
bedroht
und
schossen
ohne
Vorwarnung
in
die
Menschenmenge.
Zehn
Tote
und
zwanzig
Schwerverletzte
waren
zu
beklagen.
Als
die
Toten
und
Verwundeten
in
einem
tumultartigen
Zug
in
die
Stadt
gebracht
wurden,
griff
der
Aufruhr
auf
die
Stadt
über,
wo
viele
Einwohner
für
die
Aufständischen
Partei
ergriffen.
Der
Magistrat
erschien
ratlos
und
verschanzte
sich
im
Rathaus.
Es
dauerte
zwei
Tage,
bis
die
von
außen
verstärkte
Stadtwache
die
Situation
wieder
unter
Kontrolle
hatte.
Autor:
Joachim Dierks