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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Stadt gegen „Pokémon Go″ auf Friedhöfen
Zwischenüberschrift:
Auch Stolpersteine und Felix-Nussbaum-Museum als Spielorte umstritten
Artikel:
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Originaltext:
Ein Hype und seine Schattenseiten: In Osnabrück werden das Felix-Nussbaum-Museum, Friedhöfe und Stolpersteine zu Spielstätten des virtuellen Handyspiels Pokémon Go. Die Stadt überlegt, diese sensiblen Orte aus dem Spiel löschen zu lassen.

Osnabrück. Der weltweite Hype um das Handyspiel Pokémon Go″ ist auch in Osnabrück tagtäglich sichtbar. Junge Paare verlängern ihren Abendspaziergang mit dem Handy vor der Nase. Ganze Gruppen Jugendlicher streunen durch die Straßen oder treffen sich an den Pokémon-Hotspots der Stadt, um möglichst viele und starke Pokémon zu fangen, oder an den Arenen des Spiels, um diese zu erobern.

Solche Gruppentreffen finden auch zunehmend an Erinnerungsorten wie Friedhöfen besonders Hasefriedhof und Johannisfriedhof sind als Hotspot betroffen und auf dem Gelände des Felix-Nussbaum-Hauses statt. Hier kann der Spieler allein an vier sogenannten PokéStops″ Gegenstände einsammeln und im Garten, Museum und in der Villa Schlikker außerdem kleine Monster jagen. Auch zahlreiche in Osnabrück verlegte Stolpersteine, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern, wurden im Spiel zu Poké-Stops″ umfunktioniert. Pokémon-Spieler bekommen nach dem Drehen des Stolperstein″-Bildes auf ihrem Smartphone einige Gegenstände geschenkt, die in diesem Zusammenhang fragwürdig erscheinen: Mit den sogenannten Pokémon-Bällen etwa fängt man die kleinen Monster ein. Beleber″ reanimieren ein kampfunfähiges Pokémon. Und ein Trank″ hilft dem Spieler, die Wunden seines Pokémons zu heilen.

Die Stadt Osnabrück kritisiert den Spieleanbieter, der Nutzer dazu verleitet, sich an solchen Orten zu treffen und sie nur noch als Spielpunkte wahrzunehmen: Das Spiel Pokémon Go′ scheint diese jeweils besondere Atmosphäre der ganz verschiedenen Orte des öffentlichen Raumes nur bedingt aufzugreifen″, sagt Gerhard Meyering vom Presseamt. Dass die sogenannten Pokémon-Stops auf Stolpersteinen liegen, ist kritisch zu bewerten.″

Generell freue sich die Stadt, zur Pokémon-Welt zu gehören, aber Stolpersteine seien Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern″. Deshalb müsse man diesem Ort mit Respekt begegnen und damit die Würde der Opfer wahren. Wenn am Verlegeort von Stolpersteinen Jagd′ auf die kleinen Monster gemacht wird, ist dieser respektvolle Umgang nur noch bedingt gegeben.″

Gleiches gelte für das Felix-Nussbaum-Haus und Friedhöfe. Im und am Nussbaum-Haus befinden sich virtuell derzeit vier PokéStops″, und zahlreiche kleine Monster tummeln sich im Garten und am Springbrunnen und Gebäude. Dieses Gebäude spiegelt in besonderer Weise Erinnerungskultur wider, dessen Bedeutung nicht geschmälert werden soll″, erläutert Gerhard Meyering. Es sei schließlich in Erinnerung an den 1944 von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordeten Osnabrücker Maler Felix Nussbaum errichtet worden. Auch Friedhöfe würden zu allererst der Bestattungskultur dienen und natürlich auch dem Gedenken an Verstorbene. Zudem suchen viele Osnabrücker Friedhöfe als Ort der Ruhe und Besinnung unter Wahrung der Würde des Ortes auf″, sagt Meyering.

Wünschenswert wäre es daher, wenn der Spieleanbieter hier sensibler agiere und bestimmte Orte besser erst gar nicht nutze, sagt der Stadtsprecher. Der Spielleidenschaft gedankenlos etwa in KZ-Gedenkstätten, auf Friedhöfen oder in Gotteshäusern nachzugehen sei unangebracht. Doch das passiert nun immer häufiger. Meyering: Damit wird nicht nur die Würde des Ortes, der Opfer oder der Toten missachtet, sondern auch die Befindlichkeiten der Besucher.″

Die Spielbetreiber Nintendo und Niantic selbst äußern sich derzeit nicht offiziell zu dieser Angelegenheit: „, Poké-Stops′ und Arenen können jedoch an sensiblen Orten entfernt werden″, erläutert PR-Beraterin Janina Wintermayr von der Nintendo-Presseagentur Marchsreiters Communications″. Autorisierte Personen können öffentliche, sensible Orte wie historische Marker, Kunstobjekte, Museen und Denkmäler″ beim Pokémon GO Support″ (support.pokemongo.nianticlabs.com) unter Entfernen eines PokéStops oder einer Arena anfordern″ melden und eine Löschanfrage stellen. Ob diese positiv entschieden wird, bleibt offen.

Stadtsprecher Meyering: Wir beobachten die Situation und halten es uns offen, gegebenenfalls einen Antrag auf Löschung bestimmter Orte zu stellen.″

Noch mehr Infos rund um das Thema Pokémon Go″ und eine Karte der Arenen und Hotspots finden Sie auf unserer Themenseite auf noz.de/ pokemon-go

Poké-Stops: Das Handyspiel Pokémon Go″ führt Nutzer auch zu Museen und Stolpersteinen.

Bildtext:
Auf dem historischen Hasefriedhof tummeln sich im virtuellen Handyspiel Pokémon Go″ vermehrt kleine Monster. Dieses Pokémon heißt Traumato″.
Foto:
David Ebener
Montage:
Matthias Michel
Screenshots:
NOZ

Kommentar

Melden!

Es ist gelinde gesagt unverständlich, warum die Entwickler von Pokémon Go″, Nintendo und Niantic, sensible Orte wie Gedenkstätten, Stolpersteine und Friedhöfe als Spielstätten aufgenommen haben. Sie hätten um den Ärger wissen können, den schon das Spiel Ingress aus demselben Grund verursacht hat. Auch da kämpften die Nutzer um Portale an unangebrachten Orten. Doch scheinbar war der erste Wurf des Spiels nicht gut durchdacht und bezog die Daten einfach aus Google Maps und der Ingress-Datenbank.

Übrigens ist es auch aus Gründen des Jugendschutzes bedenklich, wenn ein Bordell wie das Rote Haus″ in der Eisenbahnstraße ein Poké-Stop ist oder Jugendliche abends nahe dem als Straßenstrich bekannten Hasepark zwischen leicht bekleideten Damen ihre Monster einfangen. Jetzt müssen die Entwickler schnellstens nachjustieren und wollen das auch tun, glaubt man einem amerikanischen Fernsehbericht.

Dabei können Meldungen helfen, die auf der Supportseite von Niantic eingereicht werden. Gesetzt den Fall, dieser Hype um Pokémon Go hält an, sollte es sich die Stadt nicht offenhalten, Löschungsanträge zu stellen, sondern es schnellstens tun. Es gibt schließlich genug Orte, die als Spielstätten bedenkenlos genutzt werden können.

Pokémon-Hotspots und Arenen in Osnabrück

Der Weg zum Pokémon-Meistertrainer ist kein leichter und führt nicht an Pokémon Go″-Arenakämpfen vorbei. Wo befinden sich die Arenen im Osnabrücker Stadtgebiet, und wo finden Spieler gehäuft Pokémon zum Fangen sowie viele Poké-Stops?

Pokémon-Go-Arenen:

Alte Poststraße, Brunnen der Stadtwerke Osnabrück

Bundespolizeigebäude am Bahnhof

Bunker Osnabrück

Buersche Straße, Lokomotiv-Achse

Große Straße/ Ecke Georgstraße

Hansastraße/ Ecke Bramscher Straße

Johannisstraße, Vorplatz Johanniskirche

Kreisverkehr Voxtrup

Mindener Straße, Stolperstein Wilhelm Bernhard Koch

Petruskirche

Straßburger Platz

Teufelsheide, Teufelsstein

Theodor-Heuss-Platz

Pokémon-Hotspots:

Hauptbahnhof•Bürgerpark

Hasefriedhof•Innenstadt 1 (Dom, Rathaus, Marien-kirche)

Innenstadt 2( Katharinenkirche, Heger Tor, Hase-straße)

Innenstadt 3( Neumarkt, Johannisstraße)

Johannisfriedhof

Schlossgarten/ Universitätsgelände

Schölerberg/ Zoo

HochschulgeländeWesterberg
Autor:
Janine Richter


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