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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ohne Moos nix los
Zwischenüberschrift:
Drei Beispiele für Sponsoring in der Region
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Boomende Regionen mit wirtschaftlich gesunden Unternehmen bedeuten nicht nur Arbeitsplätze und Einkommen für Menschen. Sie ermöglichen auch ein Sponsoring, ohne das vieles nicht (mehr) funktionieren würde, wie drei zufällig ausgewählte Beispiele zeigen.

Osnabrück/ Melle. Unternehmen aus allen Branchen haben Sponsoring längst auch als Kommunikationsinstrument entdeckt. Anders als ein Mäzen, der seine Unterstützung nicht an eine direkte Gegenleistung knüpft, will ein Sponsor in der Regel Wirkung erzielen. Und das geht völlig in Ordnung″, findet Andreas Busemann (55). Seit 18 Jahren führt er die Geschäfte des Zoos Osnabrück. In einem langen Prozess verwandelten 35 Millionen Euro einen maroden Tiergarten in einen Vorzeigezoo, der in vier, fünf Jahren am Ziel angekommen ist″. Ohne die 16 Millionen Euro Sponsorengelder wäre der Modernisierungsprozess nicht zu stemmen gewesen.
Busemann ist schlichtweg verliebt in den Osnabrücker Zoo, der sich als Wirtschaftsunternehmen im Wettbewerb der zoologischen Gärten erfolgreich behauptet. Und das bei schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen.
Die Stadt Münster unterstützt beispielsweise ihren Allwetterzoo mit 3, 8 Millionen. Wenn wir diese Summe bekämen, könnten wir Eintrittspreise zwischen einem und drei Euro für Kinder bzw. Erwachsene anbieten.″ Denn der städtische Osnabrücker Zuschuss beläuft sich lediglich auf 750 000 Euro.
Derzeit sieht der Businessplan des Osnabrücker Zoos jährlich etwa die Sponsorensumme von einer Million Euro vor. Ein sehr hoher Betrag, den fast 200 große und kleinere Sponsoren aus der Region aufbringen. Die Zoo-Partner nutzen ihr Engagement zur Image- und Kundenpflege, zur Mitarbeiter-Motivation und zum Networking. Ohne Sponsoren könnten wir den Zoo nicht betreiben. Eine Insolvenz wäre vermutlich unausweichlich″, so Busemann. So aber könne man sich weiterentwickeln und für die Besucher einen attraktiven, absolut tiergerechten Zoo mit Perspektive anbieten. Die wunderschöne, naturnahe Lage am Schölerberg bringt uns einen natürlichen Standortvorteil im Vergleich mit anderen Einrichtungen.″
Und da gibt es noch die große Vision eines Zoos, in dem die Besucher über Baumkronenpfaden, ohne Gitter, aus der Vogelperspektive und behindertengerecht, die Tiere beobachten können. In diesen Überlegungen spielen die neue Löwenanlage und Nashörner eine entscheidende Rolle. Busemann, sein hoch motiviertes Zoo team und der Vorstand setzen auf Alleinstellungsmerkmale″. Und natürlich auf Sponsoren, die mit ihrem Engagement nicht nur für das eigene Unternehmen werben, sondern auch bewusst ein Bekenntnis zur Region ablegen″.

Spaß am Drachenfliegen: Ein Team Verrückter im positiven Sinn″, so Joachim Kreienbrink, zweiter Vorsitzender des Osnabrücker Drachenclubs Bleib bloß oben″, hat seit der Gründung im Jahr 1992 im Osnabrücker Land etwas Einmaliges auf die Beine gestellt. Das alle zwei Jahre stattfindende Drachenfest in Melle hat sich als kostenloses Familienevent für Jung und Alt mit Ausstrahlung weit über das Osnabrücker Land etabliert. In diesem Jahr mussten die Organisatoren allerdings passen. Personelle Ausfälle waren nicht mehr zu verkraften. Unsere Mitglieder nehmen sich oft für das Drachenfest zwei Wochen Sommerurlaub. Dann noch die sechs, sieben Wochenenden davor. Das ist schon gewaltig. Wenn es aber zu eng wird, geht das einfach nicht mehr″, fasst der 60-jährige Orgelbauer mit bedauerndem Unterton zusammen. Ehrenamtliches Engagement hat Grenzen. Muskelkraft″ und langjähriges Know-how sind nur bedingt ersetzbar. Schnell war für den ersten Vorsitzenden Andre Schoebe und seinen Vize Kreienbrink klar, dass in diesem Jahr selbst bei einer teilweisen Fremdvergabe von Aufgabenpakten das Drachenfest nicht finanzierbar sei.
Etwa 300 000 Euro, so überschlägige Schätzungen, koste ein Drachenfest bei Vergabe aller Arbeiten nach außen. Für uns wäre damit das Ding trotz Sponsorings tot.″ Dank der jahrelang gepflegten Kontakte sei es bislang immer noch gelungen, die Finanzierung irgendwie hinzukriegen″. Auch wenn es immer wieder ein echtes Klinkenputzen″ bei alten und neuen Sponsoren bedeute.
Seit Beginn sei das Gelände auf dem Flugplatz Melle-Grönegau mit ausreichend Parkflächen, guter Verkehrsanbindung und dem Engagement des Segelflugclubs Melle-Grönegau ein echter Glücksfall″. Auch das Engagement der Stadt Melle sei stets bemerkenswert gewesen.
Aber: Ohne gesicherte Finanzierung läuft nichts. Zwei Drittel der Kosten eines Drachenfestes muss stets über Sponsoring gedeckt werden. Die Spanne reiche bei den Einzelbeiträgen von 1000 bis 25 000 Euro. Ansonsten blieben an Einnahmen nur die Standgelder der Buden und Getränkestände. Eintritt werden wir niemals nehmen.″ Abgesehen vom nicht darstellbaren Aufwand, das riesige Gelände einzuzäunen, sei ansonsten der Charakter eines Familienfestes hinfällig. Also wird telefoniert, Überzeugungsarbeit geleistet. Oft helfen aber auch Sachspenden beziehungsweise Leihgaben wie Wechselbrücken oder Container von Baufirmen der Region, dass es weitergeht.
Der Termin für das 13. Internationale Drachenfest steht aber: Am 26. und 27. August 2017 steigen wieder Drachen aller Art auf. Zu den Höhepunkten der Drachenfestgeschichte gehörte der 2008 aufgestellte Rekord, als 967 Drachen gleichzeitig flogen und diese Bestmarke im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde.

Sponsoring oder Fundraising sind für das Osnabrücker Hospiz nicht das beherrschende Thema, wie der ehrenamtliche Geschäftsführer Jan-Felix Simon (41) erklärt: Ohne unsere etwa 6000 Einzelspenden hätten wir ein strukturelles Defizit von fast 500 000 Euro pro Jahr und könnten unsere Arbeit nicht leisten.″ Zur Hospizarbeit zählen neben den Vereinsangeboten der Ambulante Hospizdienst für Kinder und Erwachsene, das Stationäre Hospiz, die Hospiz-Pflegeberatung/ SAPV und Trauerbegleitung. Die beste Außendarstellung bekommen wir über unsere 50 Hauptamtlichen und über die weit über 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter.″
Seit über 20 Jahren ist der Hospizverein in Osnabrück verwurzelt. Deshalb funktionieren auch die anlassbezogenen Spenden.″ Ob Jubiläum, Geburtstag oder Beerdigung, viele bedenken das Hospiz finanziell. Tendenz: Eher abnehmend.″ Das habe mit Großthemen wie gegenwärtig der Flüchtlingssituation zu tun. Da ändert sich das Spendenverhalten schon einmal.″ Finanzielle Grundlage seien die Beiträge der über 2000 Mitglieder und die Vergütungsvereinbarungen mit den Krankenkassen, die aber nicht annähernd kostendeckend seien. Spenden bleiben daher für uns und unsere Arbeit nach wie vor unverzichtbar.″
Beim Sponsoring im lokalen Bereich gibt es aber auch so etwas wie den Fluch der guten Tat″, findet ein Vorstandsvorsitzender, der namentlich lieber nicht zitiert werden will. Wir engagieren uns gerne.″ Nach außen hänge man es aber nicht an die große Glocke: Wir können uns vor Anfragen schon jetzt nicht mehr retten.″

Bildtext:

Wenn Visionen Wirklichkeit werden: Auf Baumkronenpfaden erleben Besucher des Osnabrücker Zoos die Tierwelten schon jetzt teilweise aus der Vogelperspektive. Foto: David Ebener

Das Drachenfest in Melle soll ein Familienevent bleiben.Foto: Archiv/ Michael Hehmann
Autor:
Berthold Hamelmann


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