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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ein Ort zum Großwerden
Zwischenüberschrift:
Ein „planloser″ Rundgang durch Osnabrücks Stadtteile – Heute: Dodesheide
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Wer in Osnabrück grün und ruhig, aber trotzdem zentral wohnen möchte, könnte sein Glück in der Dodesheide finden. Viele Bewohner schätzen diese begehrte Kombination. Doch was macht die Dodesheide noch lebenswert, und gibt es auch Kritikpunkte? Ein Rundgang mit der Kamera soll Antworten liefern.
Osnabrück. Es ist einer der heißesten Tage des Jahres. Vom Himmel brennt die Sonne auf die Straße In der Dodesheide″. Nur wenige Menschen sind auf den Straßen, die Rollläden an ihren Fenstern haben sie heruntergelassen, damit ihre Häuser nicht aufheizen. Doch aus der Ferne ist Kindergeschrei und eifriges Plappern zu hören. Während sich viele Anwohner zur Mittagszeit in ihren schattigen Häusern verkriechen, sind vor allem Eltern in der Dodesheide unterwegs, um ihre Kinder von der Schule oder dem Kindergarten abzuholen.
Zu ihnen gehört Oliver Kammer. Er ist mit dem Fahrrad seiner Frau auf dem Weg nach Hause. Auf dem Gepäckträger des Zweirads hat es sich Sohn Louis gemütlich gemacht. Vor fünf Jahren ist der Familienvater in die Dodesheide gezogen. Auf die Frage, was ihn in den Stadtteil gelockt habe, findet er prompt eine Antwort. Die Nähe zum VfL Osnabrück″, sagt der 38-Jährige und lacht. Ursprünglich stammt er aus Hasbergen. Seine Familie und er fühlen sich in dem Stadtteil sehr heimisch. Mit Mamas Fahrrad geht es für Louis und seinen Vater zurück nach Hause.
Nur wenige Meter weiter wird es wuseliger. Aus der Schule in der Dodesheide stürmen die Kinder nach Hause, einige machen am Klusgraben halt, um gespannt die Wasseroberfläche zu beobachten. Der sechsjährige Julius und der neunjährige Raphael tragen ihre Fahrradhelme und sind bereit, auf das Rad zu steigen. Doch die Karpfen, die im Klustergraben ihre Kreise ziehen und Blasen an die Wasseroberfläche blubbern, lassen sie nicht los.
Geduldig wartet Vater Christoph Gringmuth mit seinen beiden Söhnen und lässt sich von ihnen zeigen, wo sich das Wasser bewegt. Aus Baden-Württemberg hat es die Familie vor sechs Jahren nach Niedersachsen verschlagen. Wegen seines Jobs im Bereich der Windenergie ging es für Gringmuth von Karlsruhe nach Osnabrück. Je weiter nördlicher man geht, desto mehr pfeift schließlich der Wind″, findet er. In den ersten Jahren lebte er mit seiner Frau und den Jungs im Stadtteil Gartlage. Vor drei Jahren zogen sie um in die Dodesheide. Gringmuth mag die Gegend. Wir leben nah an der Stadt, die Wege sind kurz″, sagt der Familienvater. Daher holt er seine beiden Söhne von der Schule ab.
An der Dodesheide schätzt er die gute Luft und die tollen Ausflugsmöglichkeiten. Das Nettetal sei schnell zu erreichen, hier pflückt er mit seinen Söhnen gerne Erdbeeren. Auch das Nettebad lade zum Austoben ein. Und wenn erst mal die Elektrokartbahn fertig ist, werden wir noch öfter dort sein″, schätzt Gringmuth und grinst. Auch die Straßenzüge, die mit ihren unterschiedlichen Häusern aus den vergangenen Jahrzehnten die Zeit widerspiegeln, findet er sehr charmant. Dieser 60er- und 70er-Jahre-Schick hat schon was.″ Nun geht für die junge Familie aber zurück ins Neubaugebiet. Mit den Rädern sind sie in wenigen Minuten am Mittagstisch.
Wer einen kleinen Schleichweg entlang des Teichs nimmt, erreicht im Osten der Dodesheide die Limberg-Kaserne mit den alten Wohnkomplexen der britischen Soldaten. Die sommerlichen Temperaturen haben Justyna Cendrowska und ihre 13-jährige Tochter Wiktoria auf die Wiese vor ihrer Wohnung gelockt. Zuvor haben sich die beiden bei einer Runde Badminton ausgetobt, nun ruhen sie sich auf der Decke aus. Vor 13 Jahren ist Cendrowska aus Polen nach Osnabrück gekommen, seit drei Jahren lebt sie mit ihren drei Töchtern in Dodesheide-Ost. Anfangs habe es ihnen gut gefallen. Doch in letzter Zeit häuft sich der Ärger. Es wird immer dreckiger, und nachts ist es laut. Außerdem ist es gefährlicher geworden″, sagt Cendowska. Viele Nachbarn seien bereits umgezogen. Tochter Wiktoria sieht das entspannter. Sie hat abends keine Angst im Dunkeln und schätzt die Dodesheide vor allem wegen der vielen Spielplätze, auf denen die Kinder aus dem Viertel toben, und dem Quartierstreff um die Ecke.
Auch Alice Lohmeyer wohnt mit ihrer Familie in der Dodesheide. Die gebürtige Osnabrückerin, die in Berlin, Köln und Buenos Aires gelebt hat, empfindet den Stadtteil als sehr familienfreundlich. In der ehemaligen Limberg-Kaserne hat die Grafikerin einen Raum gemietet. In der einen Hälfte ihres Ateliers malt und illustriert sie. In der anderen wird getanzt. Denn seitdem sie in Südamerika war, lässt sie die Leidenschaft für das Tanzen nicht mehr los. Ich hätte nie gedacht, dass ich wieder nach Osnabrück kommen würde″, sagt sie und lacht.
Zurück geht es wieder durch die Straße In der Dodesheide″. Beim Imbiss Jim Blake arbeitet ein wahres Dodesheider Urgestein. Rita Gardemann hat den Stadtteil seit ihrer Geburt nicht verlassen. Mehr als zwanzig Jahre steht sie inzwischen an Grill und Fritteuse des Schnellimbisses. Fast täglich serviert sie hier Burger, Pommes und Schnitzel. Vor allem zur Mittagszeit brummt der Laden, die Bestellungen werden rasant über den Tresen gereicht. Der Engländer Jim Blake, der früher in der Siedlung wohnte, gründete den Imbiss, inzwischen leitet ein deutsches Geschwisterpaar den Laden. Die Dodesheide sei ein toller Ort zum Großwerden, sagt Rita Gardemann. Den Stadtteil zu verlassen kam für sie nie infrage. Ihr gefällt es hier so gut, dass sie für immer bleibt.

Bildtext:

Seit drei Jahren leben Justyna Cendrowska und Wiktoria in der Dodesheide.

Ein Dodesheider Urgestein ist Rita Gardemann.

Die Gringmuths beobachten Karpfen im Klustergraben.

Fotos: Michael Gründel
Autor:
Sarah Engel


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