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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Unfallhauptstadt″ Osnabrück
 
31 Verkehrstote in einem Jahr
Zwischenüberschrift:
Vor 25 Jahren geriet die Stadt bundesweit in die Schlagzeilen – Kritik an der Statistik
 
Verkehrswacht stellte 1964 Mahnmal auf
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Acht Unfalltote und 1531 Verletzte machten Osnabrück vor 25 Jahren zur Unfallhauptstadt″ Deutschlands. Noch heute geistert der Begriff durch verkehrspolitische Diskussionen. Aber das Statistische Bundesamt verwendet ihn nicht mehr.
Osnabrück. Osnabrück gehöre zu den Städten mit dem höchsten Unfallrisiko, lautete eine Schlagzeile aus dem Sommer 1991. Dieser zweifelhafte Spitzenplatz, den sich Osnabrück mit Darmstadt und Potsdam teilen musste, beruhte auf den Zahlen des Vorjahres und auf einer fragwürdigen Berechnung. Die Statistiker aus dem Bundesamt in Wiesbaden hatten die Verkehrsopfer auf die jeweilige Einwohnerzahl hochgerechnet und eine Quote gebildet.
Mit dieser Quote sollte ausgedrückt werden, dass in Osnabrück auf 100 000 Einwohner 975 Tote und Verletzte kämen. Städte im Ruhrgebiet schnitten da deutlich besser ab. Herne und Bottrop durften sich rühmen, die Zahl 500 zu unterschreiten. In den neuen Bundesländern erreichte Jena mit der Quote 276 den absoluten besten Wert.
In Osnabrück wurden Zweifel an der Methodik laut. Der damalige Verkehrsplaner Hans-Jürgen Apel machte geltend, dass der Anteil der Pendler am Straßenverkehr in Osnabrück immerhin 45 Prozent bei einer solchen Berechnung nicht unter den Tisch fallen dürfe: Fast jedes zweite Auto kommt von außerhalb.″
Osnabrück wollte keine Unfallhauptstadt″ sein, zeigte sich aber betroffen über die acht Verkehrstoten von 1990. Gegenüber dem Vorjahr war das eine Verdoppelung. Bei den Toten handelte es sich überwiegend um Fußgänger, die beim Überqueren von Straßen unter die Räder geraten waren, etwa an der Bramscher Straße, der Atterstraße und am Blumenhaller Weg. Aber auch Radler gehörten zu den Opfern, zum Beispiel ein 83-jähriger Mann, den ein Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen am Berliner Platz übersehen hatte.
Von all diesen Unfällen nahm die Öffentlichkeit damals wenig Notiz. In der Politik wurden sie erst ein Thema, als Osnabrück auch in überregionalen Medien das Etikett Unfallhauptstadt″ angeheftet wurde. Verschiedene Magazine schickten Reporter, die sich das Verkehrsgeschehen in Osnabrück vornehmen sollten. Der Bericht im Stern″ trug die Überschrift Sture Leute, gerade Straßen″. In diesem Sinne hatte sich ein befragter Stadtblatt″-Redakteur geäußert.
Aus der Lokalpolitik kamen überwiegend nachdenkliche Töne. So erklärte der SPD-Politiker und frühere Oberbürgermeister Ernst Weber, der ÖPNV müsse ausgebaut werden, um den Pendlern eine Alternative anzubieten. Ähnlich äußerte sich Bernd-Rolf-Smerdka von den Grünen, der zugleich Versäumnisse der zurückliegenden Jahre″ für die hohen Unfallzahlen verantwortlich machte.
Der CDU-Politiker Burkhard Jasper vermerkte hingegen, in Osnabrück sei mit dem Bau von Überquerungshilfen für Fußgänger und mit neuen Radwegen schon viel getan worden, aber offensichtlich hätten diese Maßnahmen noch nicht gegriffen″. Auf einen kleinen Lichtblick wies Polizeioberrat Bruno Richter hin. In Osnabrück sei es gelungen, den kontinuierlichen Anstieg bei den schweren Unfallzahlen zu stoppen. Zugleich machte er Zweifel am Zahlenvergleich der Wiesbadener Statistiker geltend. Wer das Unfallrisiko verschiedener Städte vergleiche, müsse auch auf die Pendlerproblematik eingehen.
Die Kritik muss in Wiesbaden angekommen sein. Das Statistische Bundesamt habe nicht mehr lange an der Erhebung festgehalten, konstatiert Franz Schürings, der Leiter des Fachbereichs Städtebau, 25 Jahre danach. Man könne Unfallzahlen nicht beliebig aufeinander beziehen. Bei sorgfältiger Betrachtung gebe es Riesenunterschiede″.
Und heute? Anders als 1991 gehört die Verkehrspolitik zu den beherrschenden Themen in der Öffentlichkeit. Aber es sterben immer noch Menschen auf Osnabrücks Straßen, fast immer sind es die unmotorisierten Verkehrsteilnehmer. 2015 erlitten ein Radler und eine Fußgängerin tödliche Verletzungen, als sie von Autos erfasst wurden. In diesem Jahr kam eine Radlerin beim Zusammenprall mit einem Auto ums Leben.

Bildtext:

Einer von acht tödlichen Unfällen im Jahr 1990: Am Berliner Platz hatte ein Lkw-Fahrer den 83-jährigen Radler übersehen. Der Rentner erlag seinen Verletzungen. Foto: Archiv/ Michael Münch
 
Osnabrück. Früher war nicht alles besser: 1963 kamen 31 Menschen im Osnabrücker Straßenverkehr ums Leben. Eine aus heutiger Sicht schockierende Zahl.
Zum Internationalen Verkehrssicherheitstag 1964 stellte die Verkehrswacht Osnabrück ein Mahnmal vor dem Landgerichtsgebäude auf dem Neumarkt auf. 31 Verkehrstote im Jahre 1963 in der Stadt Osnabrück mahnen zur Vorsicht und Rücksichtnahme″, lautet die Inschrift der schwarzen Tafel. Wohl kaum einer der Vorübergehenden, der nicht über die hohe Zahl der Verkehrstoten erschrickt, die der Straßenverkehr forderte″, schrieb dazu das Osnabrücker Tageblatt″. In den Wirtschaftswunderjahren stieg die Motorisierung rasant an, die Infrastruktur und das Sicherheitsbewusstsein der Menschen hielten mit dem Tempo nicht mit.
Im Vergleich zu heute ist die Zahl 31 schockierend hoch. 1990, als Osnabrück den unrühmlichen Titel der Unfallhauptstadt″ der Republik zuerkannt wurde, starben acht Menschen auf den Straßen der Stadt. Auch heute sterben immer noch Menschen auf Osnabrücks Straßen, doch weit weniger. Fast immer sind es die unmotorisierten Verkehrsteilnehmer: 2015 erlitten ein Radfahrer und eine Fußgängerin tödliche Verletzungen, als sie von Autos erfasst wurden. 2016 kam eine Radfahrerin beim Zusammenstoß mit einem Auto ums Leben.
Die steigende Verkehrsdichte stellte in den Sechzigerjahren nicht nur Osnabrück vor große Probleme. Viele Städte wurden autogerecht umgebaut, es wurden Schneisen geschlagen, Straßen verbreitert, Parkhäuser gebaut. Auch die noch wenigen Autobahnen waren dem Aufkommen nicht mehr gewachsen.

Bildtext:

Vor dem Gerichtsgebäude stellte die Verkehrswacht Osnabrück 1964 eine Mahntafel auf. Foto: Emit Harms
Autor:
R. Lahmann-Lammert
 
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