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1.
Erscheinungsdatum:
03.08.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Pracht-Boulevard Möserstraße
Zwischenüberschrift:
Die frühere Hauptverbindung Bahnhof–Innenstadt gehörte zu den ersten Adressen
Artikel:
Originaltext:
Wie
ein
Großstadt-
Boulevard
kommt
die
Möserstraße
auf
diesem
Foto
aus
den
1930er-
Jahren
daher.
Nach
der
Eröffnung
des
neuen
„
Centralbahnhofs″
1895,
des
heutigen
Hauptbahnhofs,
erhielt
die
Möserstraße
die
Funktion
eines
repräsentativen
Entrées
in
die
alte
Bischofsstadt.
Osnabrück.
Der
Fotograf
ist
etwas
in
die
Knie
gegangen,
um
das
schöne
Pflaster
mit
dem
schwungvollen
Straßenbahn-
Ausweichgleis
besser
zur
Geltung
zu
bringen
und
den
Anschein
noch
größerer
Straßenbreite
zu
erwecken.
Das
Verkehrsgeschehen
mutet
hingegen
nicht
besonders
großstädtisch
an.
Etwas
verloren
parkt
ein
Wanderer-
Pkw
auf
der
falschen
Straßenseite,
was
heute
15
Euro
Bußgeld
kosten
würde.
Im
weiteren
Straßenverlauf
bis
zur
Wittekindstraße
sind
ganze
zwei
weitere
Kraftfahrzeuge
zu
entdecken.
Links
vor
dem
Hotel
Reichshof
schiebt
ein
Dienstbote
mit
Schirmmütze
seinen
Handkarren
zum
Bahnhof.
Nicht
jede
Fuhre
lohnte
das
Anspannen
eines
Fuhrwerks
oder
gar
den
Einsatz
eines
der
wenigen
Lastkraftwagen.
Vielleicht
stand
„
der
Johann″
in
Diensten
eines
Hotels
und
schob
das
Gepäck
der
Hotelgäste
zum
Bahnhof,
während
die
Herrschaften
selbst
mit
der
Straßenbahn
fuhren.
Dass
die
Aufnahme
in
der
Zeit
des
Nationalsozialismus
entstand,
deutet
eine
Hakenkreuzflagge
an.
Sie
weht
etwa
auf
Höhe
der
Kreuzung
Schlagvorder
Straße,
vielleicht
ist
sie
am
Gebäude
der
Industrie-
und
Handelskammer
gehisst.
Am
rechten
Bildrand
beeindruckt
das
Haus
Möserstraße
51
mit
stilvoller
Sandsteinfassade
und
dem
neubarock
geschwungenen
Balkon.
Es
beherbergt
die
Niederlassung
des
Barmer
Bankvereins.
Das
war
damals
eine
bedeutende
Regionalbank,
1867
in
Barmen
bei
Wuppertal
gegründet,
mit
einem
Filialnetz
in
ganz
Nordwestdeutschland.
Später
fusionierte
sie
mit
der
Commerzbank.
Geldhäuser
wie
der
Barmer
Bankverein
brauchten
eine
gute
Adresse.
Das
war
die
Möserstraße
auf
jeden
Fall
–
was
man
heute
gerade
in
Bahnhofsnähe
nicht
mehr
so
unbedingt
feststellen
kann.
An
der
Möserstraße
waren
die
Reichsbank
und
die
Deutsche
Nationalbank
mit
Niederlassungen
vertreten.
Auch
Handelshäuser,
Verwaltungen
und
andere
Einrichtungen,
die
häufig
Besucher
über
die
Bahn
erwarteten,
legten
Wert
auf
eine
Adresse
an
der
Möserstraße,
so
die
Handelskammer,
die
Handwerkskammer,
Hauptpost
und
Telegrafenamt.
Und
selbstverständlich
lagen
die
größten
und
besten
Hotels
der
Stadt
in
Bahnhofsnähe.
Denn
die
Bahn
war
für
Fernreisende,
die
eine
Übernachtungsmöglichkeit
brauchten,
das
nahezu
konkurrenzlose
Verkehrsmittel
der
Wahl.
Im
Umfeld
des
Bahnhofs
eiferten
das
Hotel
Hohenzollern
(gegründet
1894)
und
der
Reichshof
(eröffnet
1895)
um
den
Rang
des
traditionsreichsten
Bahnhofshotels.
Hotelier
Albert
Böttcher
stand
für
seinen
Reichshof
das
städtebaulich
interessantere
Grundstück
zur
Verfügung.
Der
Zwickel
zwischen
Möser-
und
Goethestraße
war
wie
geschaffen
für
einen
Repräsentativbau,
der
aus
vielen
Richtungen
schon
von
weit
her
ins
Auge
fällt.
Der
alte
Reichshof
vereinigte
Stilelemente
von
Klassizismus
und
Gründerzeit,
zeigte
mit
Ornamenten
und
Spitzen
verzierte
Dacherker
und
zur
Stadt
hin
ein
Fensterelement
über
zwei
Stockwerke,
das
wie
ein
Gruß
an
die
gotischen
Stadtkirchen
wirkte.
Den
Bombenkrieg
überstand
der
Reichshof,
anders
als
das
Hohenzollern,
nahezu
unbeschadet.
Pächter
Franz
Pack
konnte
rasch
wieder
an
die
Vorkriegsbedeutung
anknüpfen,
und
auch
Hotelier
Voges
nach
ihm
hatte
gute
Jahre.
Doch
dann
wurde
das
Geschäft
durch
die
zunehmende
Individualmotorisierung
schwieriger.
Die
Bahnhofshotels
lagen
eben
nicht
mehr
„
am
Eingangstor
zur
Stadt″,
wie
es
noch
1957
in
einer
Werbeaussage
hieß.
Viele
Autoreisende
suchten
sich
lieber
ein
Hotel
am
grünen
Stadtrand,
als
sich
Innenstadtlärm
und
Parkplatznot
auszusetzen.
Im
September
1970
schloss
der
Hotelbetrieb.
Weniger
rühmliche
Kapitel
folgten.
Erst
Gastarbeiterheim,
dann
Leerstand,
dann
ein
„
gaststättenähnlicher
Betrieb
unter
Leitung
eines
Gastarbeiters
im
Erdgeschoss″,
wie
es
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
beschrieb.
Genau
hier
brach
im
Februar
1978
ein
Feuer
aus,
das
den
ganzen
Block
unbewohnbar
machte.
Stadt
und
Denkmalschutz
drängten
auf
eine
rasche
Wiederherstellung
eben
wegen
der
städtebaulich
exponierten
Lage.
Doch
die
Dinge
liefen
nicht
gut.
Mehrfach
wechselten
die
Eigentümer,
Investoren
sprangen
ab,
Bauherrenmodelle
scheiterten,
die
Stadt
führte
Prozesse.
Als
ein
Jahr
später
immer
noch
leere
Fensterhöhlen
und
brandgeschwärzte
Fassaden
zu
sehen
waren,
machte
das
Wort
von
„
Osnabrücks
größtem
Schandfleck″
die
Runde.
Aus
dem
Traditionshaus
war
ein
„
Penner-
Hotel″
geworden.
Die
Stadt
ließ
alle
Fenster
und
Türen
im
Erdgeschoss
zumauern,
um
dem
weiteren
Verfall
Einhalt
zu
gebieten.
Im
September
1982
kam
Bewegung
in
die
verfahrene
Angelegenheit.
Wohnungen
und
Büros
sollten
entstehen,
Gerüste
wurden
aufgebaut,
Richtfest
gefeiert.
Doch
dann
wieder
Baustopp,
Stillstand
wegen
rechtlicher
Auseinandersetzungen
innerhalb
der
Bauherrschaft.
Auf
vier
Jahre
Brandruine
folgten
fünf
Jahre
Bauruine.
Erst
1987
konnten
Altbau
und
der
neu
errichtete
Ergänzungsflügel
bezogen
werden.
Heute
ist
Hauptmieter
im
Altbau
der
„
Erotixx
Adult
Store″.
Darüber
und
daneben
wohnen
24
Mietparteien.
Bildtext:
Das
frühere
Hotel
ist
in
seiner
Grundstruktur
erhalten
geblieben.
Der
Straßenabschnitt
ist
heute
auf
Anlieger-
und
Busverkehr
beschränkt.
Foto:
Joachim
Dierks
Die
Möserstraße
vom
Hauptbahnhof
in
Richtung
Stadtmitte
gesehen.
Bei
der
Litfaßsäule
quert
die
Goethestraße
(heute:
Goethering)
.
Links
dominiert
das
Hotel
Reichshof.
Rechts
ein
Teil
der
Fassade
des
Barmer
Bankvereins.
Foto:
Archiv
Margret
Grahn
Im
Februar
1978
brach
ein
Feuer
im
Erdgeschoss
des
Reichshofs
aus.
Foto:
Archiv/
Walter
Fricke
Autor:
Joachim Dierks