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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Lang-Lkw machen aus drei Fahrten zwei″
Zwischenüberschrift:
Verkehrsminister Lies hält Gigaliner für sinnvoll
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Niedersachsen soll Vorreiter neuer Verkehrskonzepte werden. Das fordert Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) . Lies spricht sich zudem für die Zulassung von Lang-Lkw und gegen eine Maut für Fernbusse aus.

Herr Lies, Warnschildern, Tempolimits und Kontrollen zum Trotz kommt es auf der A 2 und der A 7 immer wieder zu schweren Lkw-Unfällen.

Die A 7 ist bisher zum Glück nicht so problematisch wie die A 2. Dort hatten wir seit dem 1. April auf knapp 50 Kilometern im Raum Hannover zwischen Lehrte und Garbsen um die zehn Lkw-Unfälle nach demselben Muster: Auffahrunfälle in Baustellenstaus. Unfallursache waren stets zu dichtes Auffahren und Unaufmerksamkeit. Auf der A 2 im Raum Hannover fahren bis zu 30 000 Lkw am Tag, und wir werden in Niedersachsen auch künftig Baustellen und Staus haben.

Was wirkt auf Dauer?

Menschliches Versagen werden wir nie ausschließen können. Wir haben mit allen Beteiligten, Polizei, Landesverkehrswacht, ADAC über notwendige Maßnahmen diskutiert und einen Maßnahmenkatalog entwickelt, den wir gerade abarbeiten. Doch wir können die Folgen solcher Fehler am Ende am ehesten durch technische Hilfsmittel begrenzen. Das sollten wir fördern.

Wie soll das gehen?

Indem wir die Höhe der Lkw-Maut von Sicherheitsstandards abhängig machen. Bisher ist sie von Emissionsstufen abhängig, doch das wird bei den heutigen hohen Standards kein großer Treiber mehr sein. Aber wie bei den Emissionsstufen brauchen wir auch Sicherheitsstufen.

Und dann?

Fahrzeuge, die einen hohen Standard erfüllen, zahlen eine geringere Maut. Lkw mit niedrigen Standards zahlen entsprechend mehr. Ich möchte Anreize schaffen, damit Speditionen auf sichere Fahrzeuge umsteigen. Dabei habe ich vor allem Abstandswarner und automatische Bremssysteme im Blick. Wenn die ständige Nutzung solcher Systeme verpflichtend wäre, wäre viel gewonnen. Zurzeit können sie, obwohl im Fahrzeug vorhanden, sogar noch abgeschaltet werden.

Wie geht es weiter?

Ich habe den Bundesverkehrsminister gebeten, den Vorschlag zu prüfen. Da warte ich sozusagen noch auf den Erkenntnisgewinn des Bundes. Aber als automobiles Herz der Welt werden wir selbst auch vorangehen und das automatisierte Fahren voranbringen.

Wie das?

Wir werden in der Region Hannover-Braunschweig ein Testfeld mit 270 Kilometer Autobahn, Bundesstraße und städtischen Bereichen einrichten. Wesentliche Themen sind dabei die Diskussionen um automatisiertes und autonomes Fahren und Assistenzsysteme. Bei denen geht es vor allem auch um Sicherheit.

Getestet werden bis Jahresende im Land auch die Gigaliner

wobei Gigaliner″ und Monstertruck″ Begriffe aus einer emotionalisierten Debatte sind. Ich spreche von Lang-Lkw.

Wie sind die Erfahrungen mit den Lang-Lkw?

Die Testphase läuft aus meiner Sicht bisher sehr erfolgreich. Die meisten Menschen haben keine Erfahrung mit dem Lang-Lkw gemacht, weil er ihnen noch gar nicht aufgefallen ist. Überall in den Regionen testen wir Anwendungen für Lang-Lkw, unter anderem für Duni im Osnabrücker Land. Die genehmigten Strecken funktionieren.

Also wollen sie die Lang-Lkw behalten?

Nach der Testphase sollten wir in eine ehrliche Bewertung einsteigen. Die wird zeigen, dass wir auf ausgewählten Strecken nicht überall den Lang-Lkw einsetzen können. Damit können wir aus drei Lkw-Fahrten zwei machen. Allerdings gilt das nur für Volumen, denn die 40-Tonnen-Obergrenze bleibt ja. Der Lang-Lkw macht als Volumenelement Sinn.

Wenn er nicht im zu engen Kreisverkehr feststeckt.

Ein völlig richtiger Hinweis: Den Lang-Lkw überall fahren zu lassen, das geht nicht, und das wird auch nicht stattfinden. Die Straße muss geeignet sein. Doch wir haben schon jetzt viele Strecken, wo der Lang-Lkw ideal ist. Er hat sich jetzt schon bewährt und hilft uns, die CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren. Wir müssen wegkommen von der dogmatischen Debatte, dass der Lang-Lkw etwas Böses ist. Wenn wir sagen: Es macht Sinn und es macht wirklich Sinn –, trifft man die Entscheidung dafür.

Neben den Lkw und Lang-Lkw sind viele Fernbusse auf Niedersachsens Straßen unterwegs. Sollten die nicht mautpflichtig sein?

Es muss hohe Standards bei Sicherheit und dem Personal geben. Aber ich bin gegen die künstliche Verteuerung eines Angebotes. Die Menschen nehmen das Angebot an, wenn die Bedingungen stimmen. Warum sollte ich das künstlich verteuern?

Um die Bahn zu schützen.

Die Bahn schützt sich am besten selbst und zwar durch attraktive Angebote. Aber mit Sicherheit nicht durch die Einführung einer Fernbusmaut. Wenn wir die individuelle Mobilität ein Stück weit in andere Formen wandeln und den Individualverkehr reduzieren wollen, ist der Fernbus eine interessante Ergänzung.

Wortführer im O-Ton: Mehr Interviews mit Spitzenpolitikern lesen Sie auf noz.de/ interview Verkehrsminister Olaf Lies (SPD).
Foto:
dpa
Autor:
Klaus Wieschemeyer


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