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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Festtafel am Bahnsteig für die Schiffbrüchigen
Zwischenüberschrift:
Juni 1916: Überlebende der Skagerrakschlacht werden in Osnabrück reich bewirtet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die Seeschlacht am Skagerrak ereignet sich am 31. Mai und 1. Juni 1916. Diese größte Seeschlacht des Ersten Weltkriegs findet in den ersten Junitagen auch ihren Niederschlag in der Osnabrücker Lokalpresse.
Osnabrück. Wer den Sieg im großen Seekampf in der Nordsee″ die Bezeichnung Skagerrakschlacht bürgert sich erst später ein an seine Fahnen heften darf, steht für das Osnabrücker Tageblatt″ schnell fest: die deutsche Hochseeflotte. Zwar mischt sich in die Freude die Trauer um den Verlust der Tapferen, die ihr Grab in der Nordsee gefunden haben, aber sie wird weit überstrahlt von dem Ruhm des Erfolges, der nun einmal im Kriege nicht ohne Opfer erkauft werden kann″, schreibt die Zeitung.
Allerdings hat der Redakteur den Eindruck, dass in Osnabrück die berechtigte und stolze Freude″ doch nicht so zum Ausdruck gekommen ist, wie es angezeigt gewesen wäre. Gewiss, die Stadt ist beflaggt worden, aber wir haben sie bei anderen Kriegserfolgen, die sicher in ihrer Bedeutung kaum an das gewaltige Seetreffen heranzureichen vermochten, schon in reicherem Fahnenschmuck gesehen″. In Hannover beispielsweise seien alle Glocken zum Preise der Tat unserer Marine″ erklungen, ebenso in Wilhelmshaven, nicht aber in Osnabrück.
Einige Tage später dann die Genugtuung: Auch Osnabrück bekommt seine Siegesfeier. Am 5. Juni sollen nachmittags von drei bis halb vier alle Glocken läuten. Abends um neun versammeln sich die Vereinigten Gesangvereine und die Infanteriekapelle auf dem Neumarkt, um Siegeshymnen anzustimmen. Aus dem Rathaus ist zu vernehmen, man habe die Feier nicht eher angesetzt, weil man von höherer Stelle eine generelle Anordnung für das ganze Reich″ erwartet habe.
Gerettete Seeleute des versenkten Kleinen Kreuzers Elbing″ machen in der Hasestadt Station. Die 25 Schiffbrüchigen sind in Ijmuiden an Land gesetzt worden und befinden sich auf der Rückfahrt über Amsterdam und Rheine nach Wilhelmshaven. Den Umsteige-Aufenthalt von gut zwei Stunden verkürzt ihnen die Stadt mit einem herzlichen Empfang auf dem Hauptbahnhof. Auf dem Bahnsteig hat Bahnhofswirt und Hoflieferant Schorn zwei lange Tische, geschmückt mit preußischen und holländischen Fahnen, mit den besten Erfrischungen an Wein, Obst, Kuchen, Schokolade und Zigarren eingedeckt. Jeder der tapferen Mariner findet außerdem ein Blumensträußchen mit Lorbeerzweig vor. Das erste Glas Sekt Hoehl′s Kaiserblume″ wird mit einem von Hoflieferant Schorn ausgebrachten Hurra auf das Wohl von Seiner Majestät vorzügliche Flottenführer und Blaujacken″ geleert, wobei das inzwischen zusammengeströmte Publikum begeistert mit einstimmt.
Es ist auch noch Zeit für einen kurzen Rundgang durch die Stadt. Die blumengeschmückten, durchweg kräftigen Gestalten erregten natürlich überall, wo sie als Teilnehmer an der gewaltigen Seeschlacht erkannt wurden, lebhaftes Aufsehen. Von den überstandenen Strapazen war ihnen kaum noch etwas anzumerken″, berichtet das Tageblatt″.
Mangelware Bier
Das Bier ist knapp. Alle Ermahnungen zur Einschränkung des Biergenusses haben sich als erfolglos erwiesen, beklagt die Zeitung und wiederholt den Hinweis, dass durch die Herabsetzung des Braurechts, durch die Verarbeitung großer Mengen Braugerste zu Lebensmitteln und die zwangsweise Ablieferung enormer Biermengen für die Heeresverwaltung die Bierknappheit so groß geworden ist, dass eine ganz besondere Einschränkung des Biergenusses″ notwendig wird. Sonst verbliebe nur eine Selbsthilfe, wie sie in manchen bedeutenden Bierstädten bereits gehandhabt wird: Bierausschank nur von 6 bis 11 Uhr. Passanten bekommen Bier nur in ganz kleinen Gläsern und in beschränkter Anzahl verabfolgt. Das Publikum wird deshalb nochmals dringend gebeten, durch freiwillige Einschränkung des Bierkonsums unliebsame Maßnahmen und Härten vermeiden zu helfen.
Kleinwüchsigen-Show
Scheuers Liliputaner-Gesellschaft″ gibt in der Stadthalle ihre Eröffnungsvorstellung. In ihren Darbietungen üben diese Liliputs, von denen das kleinste, ein Fräuleinchen, eben auf den Tisch gucken kann, einen eigenartigen Reiz aus. Sie zeigten sich als sichere Musikvirtuosen, als gewandte Zauberkünstler, als Gesangskomiker, als elegante Kostümtänzer, als schneidige Feldgraue usw.″, schildert die Zeitung das Spektakel, das aus heutiger Sicht als undenkbarer Verstoß gegen die Menschenwürde erscheint. Ein Besuch könne daher nur bestens empfohlen werden. Tags da rauf bringen die kleinwüchsigen Schauspieler das Lustspiel Tante Lotte″ prachtvoll zur Geltung. Die Aufführungen sind in ihrer graziösen Liebenswürdigkeit, gepaart mit geistreichem Humor, eine gesunde Geisteskost in unserer Zeit″, lobt das Blatt.
Wegen Milchfälschung hat sich die Frau eines Landwirts aus Harderberg vor dem Schöffengericht zu verantworten. Sie belieferte Milchhändler, die Verdacht schöpften und Proben zogen. Dabei zeigte sich, dass die Milch gewässert war. Die Angeklagte streitet das nicht ab. Sie habe nur die Milch, wenn sie knapp gewesen sei, etwas strecken wollen, damit mehr Stadtbewohner Milch bekämen. Sie habe die Milcheimer deshalb mit Wasser nachgespült, wenn sie die Kannen füllte, und das Spülwasser mit in die Kannen gegeben. Etwas reichlich, stellt das Gericht fest, denn es wurden bis zu 16 Prozent Wasser in der Milch gefunden. Den Milchhändlern wurde natürlich der Preis für Vollmilch abgenommen. Das Gericht erkennt auf eine Geldstrafe von 400 Mark. Der Amtsanwalt beantragt zuvor 1000 Mark .
Nur Männer erlaubt
Die städtische Flussbadeanstalt bei der Wellmannsbrücke in Osnabrück-Schinkel wird eröffnet. Nur männliche Personen haben Zutritt.
Der Buttervorrat in der städtischen Verkaufsstelle auf dem Wochenmarkt geht an einem Sonnabend zu Ende, ohne dass ein großer Teil der Frauen, die teils schon stundenlang gewartet haben, etwas bekommt. Einige Frauen sind empört und ziehen zum Rathaus, um sich zu beschweren. Man beruhigt sie, indem man ihnen ein Quantum Margarine aushändigt.
Laischaft liefert Holz
Die Heger Laischaft hält ihre Generalversammlung ab. Der Wort- und Buchhalter, der Königliche Auktionator Meimberg, macht darauf aufmerksam, dass zurzeit eine große Nachfrage nach Grubenholz bestehe. Da man über größere Posten schlagreifen Holzes verfüge, sollte im vaterländischen Interesse vermehrt eingeschlagen werden, da bei Fortdauer des Krieges die Kohlenförderung, zu der das Holz benötigt wird, von größter Wichtigkeit ist. Deshalb habe auch die Stadt Osnabrück den Einschlag von Grubenholz in den Natruper und Hakenhofs-Forsten angeordnet. Ebenso lasse die Oberförsterei Bersenbrück in der Eversheide ein bedeutendes Quantum schlagen. Nach diesen Darlegungen beschließt die Versammlung einstimmig, dass auch die Heger Laischaft nicht zurückstehen dürfe. Der Vorstand wird ermächtigt, 400 Festmeter zwischen Halbmond″ und Ba renteich schlagen zu lassen. Der hierdurch bewirkte größere Einschlag soll in den nächsten drei Jahren durch Zurückhaltung wieder ausgeglichen werden.

Bildtext:

Ein beliebtes Freibad mitten in der Natur die Wellmannsbrücke in Osnabrück-Schinkel auf einem Luftbild aus den 1950er-Jahren.Foto: Archiv der Schinkeler Bürgervereine

Der kleine Kreuzer Elbing: Das Schiff sollte ursprünglich als " Admiral Newelskoi" für die russische Marine fahren, wurde aber noch in Bau in der Danziger Schichau-Werft beschlagnahmt und schließlich als SmS Elbing vom Stapel gelassen. in der Skagerrakschlacht am 31. Mai 1916 spielte die Elbing eine wichtige Rolle, überstand das Gefecht aber letztlich nicht. Fregattenkapitän Madlung befahl die Selbstversenkung, nachdem der Kreuzer schwer beschädigt worden war. Die Elbing versank am 1. Juni 1916 um 3 Uhr morgens, nachdem die Besatzung auf ein Torpedoboot umgestiegen war.

Foto: picture alliance / WZ-Bilddienst
Autor:
Joachim Dierks


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