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1.
Erscheinungsdatum:
23.06.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Geheimnisse um einen Mord
Zwischenüberschrift:
Was geschah 1945 vor und nach dem Tod von Bernhard Schopmeyer?
Artikel:
Originaltext:
Der
Mord
an
dem
Osnabrücker
Zentrumspolitiker
Bernhard
Schopmeyer
liegt
71
Jahre
zurück
–
und
wühlt
dessen
Kinder
nach
wie
vor
auf.
Sie
wissen
nicht,
wer
der
Täter
ist.
Und:
Was
stand
in
dem
Arbeitsvertrag,
den
ihr
Vater
offenbar
kurz
vor
seinem
Tod
unterschrieben
hatte?
Osnabrück.
Bernhard
Schopmeyer
hatte
es
eilig
–
und
fand
das
Badezimmer
besetzt
vor.
„
Beeil
dich!
″
Diese
oder
ähnliche
Worte
waren
die
letzten,
die
seine
15-
jährige
Tochter
Hedwig
von
ihm
hören
sollte.
Ihre
fünf
Geschwister
lagen
noch
in
ihren
Betten.
Eine
von
ihnen
war
Barbara,
die
sich
so
erinnert:
„
Unser
Vater
wollte
erst
zu
einem
Requiem
für
einen
Soldaten,
der
im
Krieg
gefallen
war
–
und
hinterher
zum
Bischof.″
Dort
sollte
es
um
einen
neuen
Arbeitsvertrag
gehen.
Es
war
ein
früher
Samstagmorgen
–
der
23.
Juni
1945.
Mehrere
Stunden
später
war
Bernhard
Schopmeyer
tot.
Er
wurde
im
Bürgerpark
erschossen.
Auf
dem
Nachhauseweg
vom
Bischofssitz
zur
Knollstraße
73
traf
ihn
zwischen
13
und
14
Uhr
eine
Kugel
durch
Rücken,
Lunge
und
Herz.
Sechs
Wochen
nach
dem
Ende
des
Zweiten
Weltkriegs
wurde
der
44-
Jährige
noch
Opfer
eines
offenbar
nationalsozialistischen
Täters.
Er
war
ein
Feind
des
Hitler-
Regimes
gewesen.
Schopmeyer
wird
dem
christlichen
Widerstand
zugerechnet.
Gleich
nach
dem
Krieg
hatte
er
begonnen,
mit
Gleichgesinnten
eine
überkonfessionelle
Partei
zu
gründen:
die
CDU.
Und
er
forderte,
dass
die
Nationalsozialisten
für
ihre
Taten
bestraft
werden.
Sein
Mörder
hatte
es
nicht
auf
Geld
oder
Wertsachen
abgesehen.
Die
Armbanduhr,
der
Ring
und
die
1000
Reichsmark
Gehaltsnachzahlung
vom
Bistum
rührte
er
nicht
an.
Für
seine
Frau
Maria
Schopmeyer
war
klar,
„
dass
er
zu
viel
gewusst
hat,
dass
er
deshalb
verschwinden
musste,
damit
nicht
noch
gewisse
Leute
benachteiligt
würden″.
Bernhard
Schopmeyer
war
am
2.
September
1900
in
Hagen
am
Teutoburger
Wald
geboren
worden.
Zunächst
arbeitete
er
als
Zimmermann,
dann
als
Arbeitersekretär
im
Bistum.
Ende
der
1920er-
Jahre
wurde
er
als
Kandidat
der
Zentrumspartei
in
den
Osnabrücker
Magistrat
gewählt,
bald
darauf
befand
er
sich
als
Abgeordneter
im
Provinziallandtag
in
Hannover.
1933
sollte
Bernhard
Schopmeyer
als
Abgeordneter
des
Preußischen
Landtages
in
Berlin
nachrücken.
Daraus
wurde
nichts,
denn
Adolf
Hitler
kam
an
die
Macht.
Von
da
an
konnte
sich
Schopmeyer
nicht
mehr
öffentlich
politisch
betätigen.
Er
sympathisierte
mit
dem
Widerstand
gegen
das
Nazi-
Regime,
suchte
Kontakt
zum
Untergrund
und
engagierte
sich
im
Windthorst-
Bund,
der
Jugendorganisation
der
Zentrumspartei.
„
Ich
stehe
mit
einem
Bein
im
KZ″,
sagte
er
während
des
Krieges
zu
seiner
Frau
Maria.
Die
berichtete
nach
dem
Krieg
von
Schriften
aus
der
Widerstandsbewegung,
die
ihr
Mann
aus
dem
Krieg
mit
nach
Osnabrück
gebracht
hatte.
1940
entwarf
er
bereits
eine
Vision
über
Vereinigte
Staaten
von
Europa.
Gleich
nach
Kriegsende
nahm
er
seine
Arbeit
in
der
Männerseelsorge
wieder
auf
und
begann,
sich
wieder
politisch
zu
engagieren.
Ein
Freund
schrieb
später
über
ihn:
„
Alle,
die
ihn
kannten,
auch
seine
Gegner,
wussten,
dass
er
wieder
führende
Stellungen
bekleiden
würde.″
Schopmeyer
forderte
die
„
Entfernung
aller
Nazis
aus
der
Exekutive
und
Justiz″
–
und
befand
sich
damit
auch
Wochen
nach
dem
Krieg
noch
in
Lebensgefahr.
Am
Abend
vor
seinem
Tod
hatte
Bernhard
Schopmeyer
im
Haus
des
Kaufmanns
Alois
Bergmann
an
der
Ziegelstraße
einen
Vortrag
gehalten.
Seine
Frau
Maria
berichtete
später:
„
Als
er
von
dieser
Versammlung
nach
Hause
kam,
sagte
er
zu
mir:
‚
Wer
sind
die
Männer,
die
da
draußen
vor
der
Tür
stehen?
Die
verfolgen
mich,
die
haben
nichts
Gutes
im
Schilde.′″
Ob
der
Todesschütze
ein
Einzeltäter
war
oder
mehrere
seiner
Feinde
hinter
der
Tat
steckten?
Fragen
wie
diese
schienen
damaligen
Polizisten
fernzuliegen.
Inwieweit
überhaupt
ermittelt
wurde,
ist
nicht
überliefert
–
nur
dies:
Ein
Russe
wurde
angezeigt.
Doch
aus
dessen
Waffe
war
der
tödliche
Schuss
nicht
abgegeben
worden.
Eine
Nachbarin
entdeckte
Bernhard
Schopmeyers
Leiche
und
sagte
der
Familie
Bescheid.
Kurt,
einer
der
Söhne,
rannte
zum
Quartier
der
britischen
Militärpolizei
im
Renthe-
Fink-
Haus
schräg
gegenüber.
Im
Bürgerpark
schloss
er
die
Augen
seines
Vaters.
Am
Nachmittag
füllte
sich
die
Wohnung
der
Schopmeyers
mit
britische
Militärpolizisten,
Verwandten
und
Bekannten.
Und
dann
stand
Schopmeyers
Vorgesetzter
Joseph
Tiesmeyer
vor
der
Haustür.
Barbara
ließ
ihn
herein,
und
er
eilte
die
Stufen
hinauf.
Ludger
Schopmeyer
berichtet:
„
Er
begrüßte
uns
kaum
und
fragte
meine
Mutter
forsch:
Wo
ist
die
Aktentasche?
″
Hedwig
gab
sie
ihm.
Nun
ereignete
sich
eine
Szene,
die
sich
ins
Gedächtnis
der
Familie
festsetzen
sollte
und
die
Ludger
Schopmeyer
so
zusammenfasst:
„
Er
holte
ein
weißes
Papier
heraus.″
Und
er
ging,
während
in
der
Wohnung
Trubel
herrschte.
„
Unsere
Mutter
bemerkte
dann
später,
dass
der
Arbeitsvertrag
fehlte.″
Der
Verdacht:
Hatte
Tiesmeyer
der
Familie
eine
angemessene
finanzielle
Unterstützung
vorenthalten?
So
sehen
es
die
Schopmeyers.
Hermann
Queckenstedt,
Direktor
des
Diözesanmuseums
und
promovierter
Historiker,
forschte
im
Archiv
des
Bistums
nach
und
veröffentlichte
seine
Erkenntnisse
in
einem
wissenschaftlichen
Aufsatz
für
die
„
Osnabrücker
Mitteilungen″.
Er
berichtet,
dass
sich
der
Rektor
und
Männerseelsorger
Joseph
Tiesmeyer
ebenfalls
im
Visier
der
Nationalsozialisten
befunden
hatte.
Tiesmeyer
habe
sich
mehrfach
für
seinen
Weggefährten
Bernhard
Schopmeyer
eingesetzt
und
für
ihn
sogar
eine
höhere
Tarifeinstufung
vorgeschlagen.
Aber
auch
Queckenstedt
konnte
den
vermissten
Arbeitsvertrag
nicht
finden.
Er
schreibt:
„
Wäre
es
vielleicht
möglich,
dass
Tiesmeyer
durch
sein
mutmaßliches
Handeln
die
Ansprüche
der
Familie
Schopmeyer
gegenüber
der
Rentenkasse
nach
oben
zu
korrigieren
suchte?
Insgesamt
lässt
die
stetige
Fürsorge
für
die
Witwe
und
ihre
sechs
Kinder
wohl
kaum
auf
ein
hinterhältiges
Verhalten
im
Angesicht
des
Todes
vermuten.″
Weiter
schreibt
Queckenstedt:
„
Bis
zu
seinem
eigenen
Tod
am
29.
Juni
1949
wandte
sich
Joseph
Tiesmeyer
wiederholt
mit
der
Bitte
an
das
Generalvikariat,
die
Hinterbliebenen
zu
unterstützen.″
Ludger
Schopmeyer
ist
mit
dieser
Beschreibung
nicht
zufrieden.
„
Mit
keinem
Wort
–
auch
nicht
hinterher
–
hat
Herr
Tiesmeyer
sein
Verhalten
uns
gegenüber
erklärt.″
Und:
„
Die
Zahlungen
an
uns,
die
er
initiiert
hat,
sind
ebenfalls
keine
Wohltaten,
sondern
allenfalls
Almosen,
die
wir
damals
gerne
angenommen
haben.
Mit
den
Zahlungen
wollte
er
wohl
sein
schlechtes
Gewissen
beruhigen.
Im
Klartext:
Vor
der
Währungsreform
waren
dies
etwa
2
Reichsmark
pro
Tag
und
nach
der
Währungsreform
etwa
47
Pfennige
pro
Tag.
Was
bleibt,
ist
die
widerrechtliche
Entwendung
des
Arbeitsvertrages
aus
der
Aktentasche.″
Wie
kam
Maria
Schopmeyer
mit
ihren
sechs
Kindern
zwischen
2
und
16
Jahren
durch
die
Nachkriegszeit?
„
Wir
hatten
Freunde″,
berichtet
Ludger
Schopmeyer.
„
Ein
Bäcker
hat
uns
Brot
zukommen
lassen,
von
einem
Bauern
bekamen
wir
Fleisch.″
Seine
Schwester
Barbara
Möller
–
geborene
Schopmeyer
–
erinnert
sich
an
Obst
und
Gemüse
aus
dem
eigenen
Garten.
Aber:
„
Es
war
knapp.
Unsere
Mutter
hat
manchmal
nicht
gewusst,
wie
sie
uns
am
nächsten
Tag
sattkriegen
sollte.″
Und
was
für
die
Familie
schwer
zu
fassen
war,
beschreibt
sie
so:
„
Der
Krieg
war
vorüber,
und
wir
dachten,
dass
wir
keine
Angst
mehr
zu
haben
brauchten
–
auch
nicht
um
unseren
Vater.″
Und:
„
Er
hatte
ja
so
viel
vor.″
Gedenken
an
Bernhard
Schopmeyer:
Für
den
heutigen
Donnerstag
ist
um
18
Uhr
ein
Gedenkgottesdienst
an
der
Lerchenstraße
in
der
Heiliggeistkirche
geplant.
Dazu
lädt
die
Katholische
Arbeitnehmer-
Bewegung
(KAB)
ein.
Mehr
über
den
Mord
an
Bernhard
Schopmeyer
lesen
Sie
bei
uns
im
Internet
auf
noz.de
Bildtexte:
Im
Diözesanmuseum
befindet
sich
eine
Büste,
die
Bernhard
Schopmeyer
(1900–1945)
abbildet.
Das
Gedenken
an
ihn
wühlt
nach
wie
vor
auf:
Wer
war
sein
Mörder?
Was
stand
auf
dem
Papier,
das
aus
seiner
Aktentasche
verschwand?
Auf
dem
Hasefriedhof
liegt
der
ermordete
Bernhard
Schopmeyer
begraben.
Der
CDU-
Mitbegründer
forderte
1945
harte
Strafen
für
Nationalsozialisten.
Foto:
Jörn
Martens,
Archiv/
Swaantje
Hehmann
Autor:
Jann Weber