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1.
Erscheinungsdatum:
22.06.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Das Stückgut kam noch mit der Bahn
Zwischenüberschrift:
Alte Güterabfertigung an der Hamburger Straße ist heute Sitz der „Lebensquelle″
Artikel:
Originaltext:
Vor
100
Jahren
war
der
Güterverkehr
per
Bahn
konkurrenzlos.
Ein
Jahr
vor
der
Eröffnung
des
neuen
Güterbahnhofs
im
Fledder
errichtete
die
Bahn
1912
das
Gebäude
der
Güterabfertigung
als
Verwaltungssitz
und
repräsentatives
Entree.
Osnabrück.
Gut
30
Jahre
lang
erfüllte
der
Bau
seine
Funktion
als
Operationszentrale
für
den
Bahnfrachtverkehr
im
Verkehrsknotenpunkt
Osnabrück.
Dann
ging
er
wie
fast
alle
Bahnanlagen
im
Bombenhagel
unter.
Nach
dem
Krieg
entstand
an
gleicher
Stelle
der
schlichte
rote
Backsteinbau,
in
dem
wiederum
Frachtbriefe
vorgeprüft,
Frachten
berechnet
und
Waggons
disponiert
wurden.
Aber
nur
bis
1997,
als
die
Bahn
den
Güterbahnhof
aufgab.
Für
den
Transport
von
Stückgut
und
einzelnen
Waggonladungen
hatte
sich
die
Bahn
gegenüber
dem
Lkw
als
unflexibel
erwiesen.
Das
22
Hektar
große
Areal
und
mit
ihm
die
Güterabfertigung
standen
zum
Verkauf.
Verschiedene
Nutzungen
wurden
erwogen,
darunter
als
Wohngebiet,
als
neue
Heimat
für
das
Busdepot
der
Stadtwerke
und
der
denkmalgeschützte
Ringlokschuppen
als
Veranstaltungshalle.
Daraus
wurde
nichts.
Als
Zwischennutzung
siedelte
sich
eine
junge,
alternative
Kleinkunst-
und
Kneipenszene
an.
Wo
einst
Beamte
mit
Ärmelschonern
Frachtbriefe
prüften,
wurden
Tangoschritte
eingeübt.
2010
erwarben
zwei
Immobilienkaufleute
von
der
Bahn-
Tochter
Aurelis
einen
Großteil
des
Geländes,
um
darauf
unter
anderem
einen
Solarpark
zu
errichten.
Doch
für
so
eine
Nutzung
sei
das
zentrumsnahe
Gelände
zu
wertvoll,
befand
die
Stadt.
2012
kam
der
jetzige
Eigentümer,
die
evangelische
Freikirche
„
Lebensquelle″,
zum
Zuge.
Ihrem
Wunsch,
dort
ein
großes
Gotteshaus
mit
1100
Plätzen
zu
errichten,
erteilte
die
Stadt
inzwischen
ebenfalls
eine
Absage.
Der
seit
März
dieses
Jahres
geltende
Bebauungsplan
erlaubt
nur
gewerbliche
Nutzungen.
Bislang
zeichnet
sich
keine
Lösung
für
den
„
Dauer-
Clinch″
zwischen
dem
neuen
Eigentümer
und
der
Stadt
ab.
Die
Stadt
muss
sich
den
Vorwurf
gefallen
lassen,
2012
die
Ausübung
eines
Vorkaufsrechts
„
verpennt″
zu
haben.
Trotz
einer
erlassenen
Veränderungssperre
renovierte
die
„
Lebensquelle″
einen
Teil
der
Güterabfertigung
und
ließ
dort
Anfang
Mai
das
türkische
Restaurant
„
Nokta″
einziehen.
Die
Stadt
wollte
den
Betrieb
erst
untersagen,
steht
inzwischen
einer
befristeten
Genehmigung
aber
aufgeschlossener
gegenüber,
wenn
die
Erfüllung
von
Brandschutzauflagen
nachgewiesen
wird.
Das
türkische
Wort
„
Nokta″
heißt
zu
Deutsch
„
Punkt″.
Ein
Schlusspunkt
unter
die
ganze
Geschichte
ist
damit
aber
mit
Sicherheit
noch
nicht
gesetzt.
So
ganz
im
Reinen
mit
dem
Standort
war
die
Stadt
im
Übrigen
von
Anfang
an
nicht.
Einen
Sturm
der
Entrüstung
löste
1905
das
Vorhaben
der
Königlich
Preußischen
Eisenbahndirektion
Münster
aus,
einen
neuen
Güter-
und
Rangierbahnhof
im
Fledder
bauen
zu
wollen.
Warum
im
Fledder,
wo
so
viel
schönes
Gartenland
hätte
dran
glauben
müssen?
Hörne,
weiter
draußen
in
Richtung
Münster
gelegen,
sei
doch
viel
besser
geeignet.
Oder
der
Nordwesten,
parallel
zum
projektierten
Kanalhafen.
Bürgerversammlungen
wurden
einberufen,
Unterschriften
gesammelt.
Am
meisten
ärgerte
die
Osnabrücker,
dass
die
Bahnverwaltung
ihnen
eine
fertige
Planung
vorsetzte
und
dabei
das
Hauptanliegen
der
Stadt,
nämlich
endlich
die
Schienenfreiheit
des
Straßennetzes
durch
Höherlegung
der
Bahnkörper
herzustellen,
komplett
ignorierte.
Die
„
Osnabrücker
Volkszeitung″
schrieb
von
„
Profitwut″,
„
Beutelpolitik″
und
„
Vetternwirtschaft″.
Die
Bahnverwaltung
geriet
in
Verdacht,
vorher
Absprachen
mit
interessierten
Grundbesitzern
getroffen
zu
haben.
Die
umfangreichen
Gleisanlagen,
das
geplante
Bahnbetriebswerk
samt
Lokschuppen,
die
Güterabfertigung
mit
kilometerlangen
Verladerampen
würden
sich
wie
ein
Keil
zwischen
Schinkel
und
den
südlichen
Fledder
schieben.
Das
Stahlwerk
und
die
Firma
Rawie
protestierten,
weil
ein
Großteil
ihrer
Beschäftigten
aus
den
Wohngebieten
an
der
Meller
Straße
einen
doppelt
so
langen
Weg
zur
Arbeit
haben
würde.
Auch
die
städtischen
Gremien
waren
empört.
Sie
kämpften
schon
seit
Jahren
für
eine
Gesamtlösung,
die
auf
jeden
Fall
eine
Anhebung
des
„
Eisernen
Rings″,
einen
Bahnanschluss
für
den
geplanten
Kanalhafen
und
eine
Straßenquerverbindung
zwischen
Mindener
und
Meller
Straße
–
später
als
Schellenbergbrücke
verwirklicht
–
beinhalten
müsse.
Die
Gemüter
beruhigten
sich,
als
im
Folgejahr
1906
die
Bahn
in
den
meisten
Punkten
einlenkte.
Nur
in
einem
nicht:
Es
blieb
beim
Standort
Fledder.
Von
1909
bis
1912
wurde
das
Gelände
südlich
der
Bahnlinie
Löhne
–
Bentheim
zu
einem
großzügig
bemessenen
Rangier-
und
Güterbahnhof
ausgebaut
und
dafür
unter
anderem
auch
das
Flussbett
der
Hase
verlegt.
Bildtext:
Die
Güterabfertigung
an
der
Hamburger
Straße
mit
dem
markanten
Uhrenturm
um
1930.
Zusteller
und
Abholer
befördern
Kisten
und
Kästen
mit
dem
Pferdefuhrwerk.
Der
Aufstieg
des
Kaiserreichs
zur
bedeutendsten
Volkswirtschaft
Europas
wäre
ohne
die
Bahn
nicht
denkbar
gewesen.Fotos:
Archiv
„
Neue
Osnabrücker
Zeitung″
Die
„
Güterkasse″,
ebenfalls
im
Jahr
1937.
Hier
wurden
mit
heute
kaum
noch
nachvollziehbarem
bürokratischen
Aufwand
die
Frachten
berechnet
und
bezahlt.
Der
„
Güterausgabeschuppen″
für
Stückgut
im
Jahr
1937.
Maggi,
Leibniz-
Kekse,
Terpentin
und
Fußmatten
wurden
auf
Sackkarren
bewegt.
Europaletten
gab
es
noch
nicht.
Das
ist
geblieben
von
der
alten
Güterabfertigung.
Heute
gehört
das
Gebäude
der
„
Lebensquelle″.
Foto:
David
Ebener
Autor:
Joachim Dierks