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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Plötzlich ist das Kaninchen tot
Zwischenüberschrift:
Tierärzte empfehlen Impfung gegen Chinaseuche
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
In Osnabrück soll angeblich seit vier Wochen eine Kaninchenkrankheit grassieren, die im Volksmund Chinaseuche″ genannt wird und zumeist tödlich verläuft. Stimmt das, was uns ein Leser per Mail mitteilte? Wie gefährlich ist die Krankheit, wie wird sie übertragen, und was kann man dagegen tun?
Osnabrück. Die Osnabrücker Tierärztin Carolyn Döhner kann nicht bestätigen, dass Fälle von Chinaseuche, auch RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) oder VHD (Viral Haemorrhagic Disease) genannt, in der Stadt derzeit vermehrt auftreten. Auch dem Veterinäramt des Landkreises ist laut Landkreis-Pressesprecher Burkhard Riepenhoff derzeit keine Häufung von Chinaseuchenfällen bekannt. Die Krankheit sei allerdings auch nicht meldepflichtig und komme in Zyklen immer mal wieder vor″.
Fälle in Westfalen
Heinz Witte, Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins I 67 Osnabrück-West, und Siegfried Mindrup, sein Kollege vom Georgsmarienhütter Kaninchenzuchtverein I 61, haben von einer Häufung noch nichts gehört″, wie Witte betont. Ihm sei allerdings bekannt, dass es im westfälischen Neuenkirchen bei Rheine verschiedene Fälle von RHD gebe, so Mindrup: Hauptsächlich bei Haltern, die ihre Tiere nicht impfen.″ Die Viruserkrankung trat laut Wikipedia erstmals 1984 bei Haus- und Farmkaninchen in der Volksrepublik China auf, die aus Deutschland stammten.
Sie verbreitete sich seitdem weltweit. Bereits 1986 wurde der Symptomkomplex in Westeuropa beobachtet; das Virus wurde vermutlich durch Zuchttiere und importiertes Kaninchenfleisch und Kaninchenwolle eingeschleppt″, so Wikipedia weiter.
Wie die Osnabrücker Tierärztin erklärt, gibt es hierzulande im Wesentlichen zwei Virusstämme, den weniger gefährlichen deutschen″ RHD-Stamm, dem man mit einer Impfung vorbeugen kann, und den aus Frankreich stammenden RHD-2-Stamm. Dazu heißt es im Internet-Lexikon Wikipedia: Im Oktober 2010 wurde in Nordwest-Frankreich ein weiterer Typ nachgewiesen, der auch bei geimpften Tieren eine Erkrankung auslöste. Diese Enzootie konnte erst nach längerer Zeit durch Notimpfungen eingedämmt werden.″ Der gegen RHD 2 wirksame Impfstoff, so Züchter Heinz Witte, sei derzeit aber nur in Frankreich zugelassen.
Carolyn Döhner sagt hingegen, dass es mit dem Impfstoff Cunivac auch hier ein Mittel gebe, das, sofern es zweimal im Jahr verabreicht werde, über eine Kreuzreaktion beiden RHD-Erkrankungen vorbeuge. Sie weist aber auch darauf hin, dass Viren mutieren und die Medikamente ständig weiterentwickelt werden müssen.
Die Tierärztin räumt auch ein, dass sie bei drei innerhalb einer Woche plötzlich verendeten Kaninchen den Verdacht auf RHD gehabt habe, betont aber zugleich: Ich habe hier in 20 Jahren Praxis noch nie einen RHD-Zug mitgemacht.″ Von einer Epidemie in und um Osnabrück könne also keine Rede sein.
Allerdings: Das ist ein ziemlich fiese Erkrankung″, so die Veterinärmedizinerin. Den Tieren sei vorher nichts anzumerken; innerhalb kürzester Zeit treten Blutungen in Atemwegen, in Magen, Darm und den Harnorganen auf. Die infizierten Kaninchen bekommen Atemnot, blutigen Durchfall und kippen tot um.
Viele Übertragungswege
Übertragen werde die Viruskrankheit, die ausschließlich Kaninchen befällt, nicht nur über Ausscheidungen und Speichel, sondern auch über Fressnäpfe, Heu, stechende Insekten wie Mücken oder Flöhe, aber auch über ganz normale Stubenfliegen und sogar über Textilien, also zum Beispiel die Kleidung des Halters.

Die Tierärztin empfiehlt deshalb ebenso wie das Veterinäramt, auch als Haustiere in der Wohnung gehaltene Kaninchen halbjährlich impfen zu lassen. Die Züchter machen das ohnehin zumeist schon, sobald die Jungtiere von der Mutter abgesetzt werden, wie Heinz Witte berichtet. Auch zu Ausstellungen zugelassen würden generell nur Tiere mit Impfnachweis, betont der Züchter.
Dass es allerdings die von der Veterinärmedizinerin bevorzugte Doppelimpfung gegen RHD und Myxomatose (Kaninchenpest) sein muss, bezweifelt der Vorsitzende des Osnabrücker Zuchtvereins: Ich habe seit über 50 Jahren Kaninchen und noch nie Myxomatose im Stall gehabt.″ Zudem koste die Doppelimpfung doppelt so viel wie die Impfung nur″ gegen Chinaseuche.

Bildtext:

Auch in der Wohnung gehaltene Kaninchen sollte man impfen lassen, weil die meist tödlich verlaufende Viruskrankheit schon durch eine Fliege oder über die Kleidung des Halters übertragen werden kann.

Foto: Jennifer Jahns/ dpa
Autor:
Angelika Hitzke


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