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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Stromtrassen werden noch später fertig
Zwischenüberschrift:
Vorrang für Erdverkabelung wirft Netzbetreiber um drei Jahre zurück
Artikel:
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Originaltext:
Die Stromautobahnen von Nord nach Süd werden Jahre später fertig als geplant. Weil mehr Leitungen unterirdisch verlegt werden müssen, starten die Netzbetreiber Tennet und Amprion mit ihren Planungen teils wieder bei null.

Osnabrück. Es ist seit Ende 2015 Gesetz: Die neuen, für die Energiewende so wichtigen Stromtrassen, die Windstrom nach Süden leiten sollen, müssen zum großen Teil in der Erde verlegt werden statt über Masten. Die Planänderung soll den Widerstand von Bürgerinitiativen und bayerischen Politikern erweichen.

Doch die Erdverkabelung wird die Fertigstellung der Stromautobahnen um Jahre verzögern, wie die Bundesnetzagentur nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung bestätigt hat. Der Leitungsbau im Korridor A″ von Emden nach NRW, der durch das Emsland führt, braucht drei Jahre mehr. Die Trasse wird voraussichtlich erst im Jahr 2025 in Betrieb gehen. Ebenso die 800-Kilometer-Trasse Suedlink″, die östlich an Bremen vorbei nach Bayern führen soll.

Jedes Jahr ohne die Möglichkeit, Windstrom rasch in den Süden zu transportieren, könnte die deutschen Stromverbraucher rund eine Milliarde Euro kosten. In etwa diese Summe, die Stromkunden mitbezahlen mussten, fiel nach Aussage des Netzbetreibers Tennet im vergangenen Jahr an, weil Überangebote im Norden abgeregelt″ und fehlende Mengen im Süden durch das Anfahren konventioneller Kraftwerke erzeugt werden mussten. Wegen der Vorgabe, die neuen Leitungen zum großen Teil unter die Erde zu bringen, haben die Netzbetreiber Tennet und Amprion mit vielen Trassenplanungen und Anträgen bei Genehmigungsbehörden wieder völlig neu begonnen. Das trifft beispielsweise auf Suedlink zu (Tennet), ebenso auf die Trasse zwischen Ganderkesee und Gütersloh. Für den Abschnitt zwischen Lüstringen und Gütersloh hätten wir sonst wahrscheinlich schon die Planfeststellung und hätten mit dem Bau begonnen″, sagt Amprion-Sprecher Andreas Preuß in Dortmund. Die Behörden brauchen nach Ansicht von Amprion ohnehin zu lange für die Bearbeitung: Unsere Bitte ist, die Verfahren zu beschleunigen″, sagt Preuß.

Die gesetzliche Vorgabe, vorrangig″ in der Erde zu verlegen, lässt zudem die Fragen offen, wo und in welchem Ausmaß die neuen Leitungen unterirdisch verlaufen sollen. Noch dazu gilt dem Erdkabelgesetz zufolge: Gleichstromanlagen sollen unterirdisch verlegt werden, während in Bezug auf Wechselstromleitungen von können die Rede ist.

Relevant ist all das auch für den Oldenburger Energieversorger EWE, der Windkraftanlagen zu Lande und zu Wasser betreibt. EWE-Chef Matthias Brückmann findet die Entscheidung für Erdverkabelung nachvollziehbar″ auch EWE setze in seinem Verteilnetz auf Erdkabel. Sehr kritisch ist allerdings, dass beim Ausbau der Stromautobahnen jahrelang viel Zeit vertan wurde .″

EWE-Windstrom im Norden teils im Überschuss vorhanden und im Süden erwünscht kommt dort mangels Leitungen oft nicht an.
Bildtext:
Freileitungen sind unbeliebt, deshalb sollen Stromautobahnen nach Süden vorrangig unterirdisch verlegt werden. Doch das hat seinen Preis.
Foto:
imago/ alimdi

Kommentar
Konflikt nicht entschärft

Mit der Entscheidung, die Übertragungsleitungen für den Transport von Windstrom nach Süden vorrangig″ unterirdisch zu verlegen, hat der Gesetzgeber Anwohnern der geplanten Trassen Sorgen genommen. Noch dazu ist er CSU-Chef Horst Seehofer entgegengekommen. Der bayerische Landeschef nimmt zwar gern den Strom aus dem Norden, doch er mag sich die hübsche heimische Landschaft nicht mit Strommasten verschandeln lassen.

Der Kompromiss hat einen Preis: Der von den Energiewendeplanern ohnehin halb verschlafene Bau der Stromautobahnen verzögert sich weiter und wird teurer. Zugegeben, vielleicht würde er am Ende noch mehr kosten, hielte der Bund an seinen ursprünglichen Plänen fest und bestünde auf unschön anzusehenden Freileitungen. Juristischer und politischer Widerstand aus den betroffenen Regionen könnte die Fertigstellung der Trassen dann noch weiter verzögern.

Aber leider geht die Sache wahrscheinlich trotz der Zugeständnisse im Erdkabelgesetz nicht friedlich aus: Der Gesetzgeber hat nämlich nicht klar definiert, was er unter vorrangiger″ Erdverkabelung versteht. Bedeutet es, dass 80 Prozent einer Leitung in der Erde verlaufen müssen? Oder 51 Prozent? Was sind die Kriterien?

Die meisten Anwohner werden die Vorgabe vorrangig″ auf ihre eigene Nachbarschaft beziehen, auch wenn der Netzbetreiber das anders sieht. Der Konflikt geht in die nächste Runde.
Autor:
Christian Schaudwet


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