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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Mehr Wohnraum für Geringverdiener
Zwischenüberschrift:
Stadt legt Handlungsprogramm für bezahlbare Mietquartiere vor – Finanzierung noch offen
Artikel:
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Originaltext:
Für Menschen aus den mittleren und unteren Einkommensgruppen hat der Wohnungsmarkt in Osnabrück nicht viel zu bieten. Um die Lücke nicht noch größer werden zu lassen, will die Stadt gegensteuern. Das Handlungsprogramm liegt jetzt auf dem Tisch, aber die Finanzierung ist offen.
Osnabrück. 2500 bis 3000 neue Wohnungen bis 2020 sind das Ziel. Die Stadt will mehr Investoren gewinnen, Mietwohnungen zu bauen. Ein zweiköpfiges Team, das berät und koordiniert, soll Unternehmen, Privatpersonen und Gruppen aufzeigen, wie sie Kooperationspartner finden oder Förderprogramme in Anspruch nehmen können. So steht es im Handlungsprogramm bezahlbarer Wohnraum″, das am 14. Juni in den Rat kommt.
Die Zustimmung gilt als sicher, bisher haben sich alle Fraktionen dafür ausgesprochen. Über die personelle und finanzielle Ausstattung der neuen Anlaufstelle gibt es aber noch kein Einvernehmen. Dafür werden wir voraussichtlich an anderer Stelle etwas einsparen müssen″, sagt dazu Franz Schürings, der Leiter des Fachbereichs Städtebau.
Im Handlungsprogramm bezahlbarer Wohnraum″ werden aber auch Schritte aufgezählt, für die neue Haushaltstitel geschaffen werden müssen. Weil der Mietwohnungsbau keine günstigen Renditen verspricht, erwägt die Stadt, mit dem Ankauf von Belegungsbindungen neue Anreize zu schaffen. Investoren erhalten dabei einen städtischen Zuschuss, und das Sozialamt kann 20 Jahre lang bestimmen, welche Mieter mit Niedrigeinkommen in die entsprechenden Wohnungen ziehen dürfen.
Nach Auskunft der Planerin Andrea Volk verfügt die Stadt derzeit über Belegungsrechte für 2034 Wohnungen mit abnehmender Tendenz. Wenn die Stadt keine neuen Vereinbarungen trifft, stehen ihr in sechs Jahren nur noch 570 Wohnungen zur Verfügung. Aber wie viel kostet es, den Bestand zu erhöhen? Das sei im Einzelfall Verhandlungssache, sagt Fachbereichsleiter Schürings. Eine Größenordnung nennt Andrea Volk am Beispiel von Oldenburg: Die Nachbarstadt habe in ihrem Haushalt 500 000 Euro für Belegungsrechte ausgewiesen. Im Durchschnitt würden dort gute 10 000 Euro für eine 60-qm-Wohnung gezahlt. Nun hofft die Stadt auf Zuschüsse der Landesregierung.
Im Handlungsprogramm wird ein ganzer Katalog weiterer Schritte aufgeführt. So sollen ausreichend Bauflächen ausgewiesen, Leuchtturmprojekte initiiert und Bauvorhaben etwa für barrierefreies oder gemeinschaftliches Wohnen unterstützt und angeschoben werden. Zudem will die Stadt ihre Ziele beim Verkauf eigener Grundstücke konsequenter verfolgen.
Als strategisches Ziel Nr. 1 nennt das Arbeitspapier eine sozial- und umweltgerechte Stadtentwicklung. Dabei konzentrieren sich die Planer nicht nur auf neue Bauvorhaben, sondern auch auf die Stadterneuerung im Bestand. In diesem Zusammenhang sind die Aktivierung von leer stehendem Wohnraum, die Sanierung abgängiger Wohneinheiten und die Nachverdichtung in geeigneten Bebauungsbereichen zu fördern″, heißt es dazu.
Nach Auskunft von Stadtbaurat Frank Otte gibt es in Osnabrück 110 Hektar mit Baurecht ausgewiesene Flächen Platz für 3700 neue Wohnungen, wie Andrea Volk sagt. Die Stadt will die Eigentümer solcher Grundstücke motivieren und ihnen möglichst gleich Kontakte zu Kooperationspartnern vermitteln.
Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt zeichnete sich ein neuer Trend in die Höhe ab. Der Naturschutzbeauftragte Gerd Mäscher sprach sich dafür aus, Wohngebäude mit zehn oder 15 Geschossen zu bauen, damit es nicht an anderer Stelle zum Raubbau an der Natur kommt. Seiner Frage, warum keine Hochhäuser im neuen Landwehrviertel geplant sind, hielt Stadtbaurat Otte entgegen, schon an der bestehenden Planung mit drei bis vier Geschossen habe sich heftige Kritik entzündet.
Fachbereichsleiter Schürings findet ebenfalls, dass neue Baugebiete einem regionalen Konsens folgen müssen: Wir haben hier keine Berliner Verhältnisse.″ Hochhäuser seien nicht die Lösung, um viele Menschen unterzubringen, weil sie größere Abstände erforderten. Das Optimum der Verdichtung liege in einer vier- bis fünfgeschossigen Bauweise.

Bildtext:

Das ist erst der Anfang: An der Bramscher Straße baut die WGO. Die Stadt will weitere Anreize schaffen.

Foto: Michael Gründel

Kommentar:

Kleine Brötchen

Ein Handlungsprogramm ist schnell beschlossen, bauen müssen andere. Die Stadt hat nur begrenzten Einfluss auf Investoren. Wenn es gelingt, die richtigen Partner zusammenzubringen, lässt sich das eine oder andere bewegen. Goodwill reicht aber nicht, finanzielle Anreize müssen her.

Sicher, es gibt zinslose Darlehn für Wohnraum, der benachteiligten Menschen zugutekommt. Aber was nützt das in Zeiten der Niedrigzinspolitik? Das Land ist gefordert, die Städte im Kampf gegen die Wohnungsnot stärker zu unterstützen.

Für die Stadt Osnabrück war es ein großer Fehler, ihre Wohnungsbaugesellschaft OWG zu verkaufen. Mit dem Erlös hat sie ihren Haushalt zwar nicht saniert, aber ihre Chance verspielt, auf dem Wohnungsmarkt wirkungsvoll für Geringverdiener einzutreten. Jetzt kann sie mit ihrem Handlungsprogramm nur noch kleine Brötchen backen.
Autor:
R. Lahmann-Lammert


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