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1.
Erscheinungsdatum:
21.05.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Exzellenz und Kronjuwelen, Dudelsack und Big Ben
Zwischenüberschrift:
Vor 50 Jahren sollte die Woche „Großbritannien in Osnabrück″ aus ehemaligen Feinden wieder Freunde machen
Artikel:
Originaltext:
Vor
43
Jahren
entstand
aus
einem
Partnerschaftstreffen
mit
Gästen
aus
Angers
und
Haarlem
auf
dem
Marktplatz
die
Osnabrücker
Maiwoche.
Noch
sieben
Jahre
davor
feierte
Osnabrück
im
Mai
1966
die
„
Woche
der
Freundschaft:
Großbritannien
in
Osnabrück″.
Osnabrück.
Es
war
also
auch
schon
so
eine
Art
Maiwoche,
allerdings
ohne
die
Zutaten,
wie
wir
sie
heute
kennen,
also
ohne
Partymusik
auf
offenen
Bühnen,
ohne
Bierbrunnen
und
ohne
hundert
oder
mehr
Ess-
und
Trinkbuden.
Stattdessen
waren
es
ein
vielschichtiges
Kulturprogramm,
offizielle
Kontakte
und
ein
intensives
gegenseitiges
Werben
der
beiden
Länder,
die
sich
gerade
erst
in
zwei
Weltkriegen
als
Feinde
gegenübergestanden
hatten,
um
Anerkennung
und
neue
Freundschaft.
Man
mag
bedenken,
dass
das
Ende
des
Zweiten
Weltkriegs
1966
noch
nicht
so
lange
zurücklag
wie
aus
heutiger
Rückschau
etwa
die
deutsche
Wiedervereinigung.
Das
grenzenlose
Europa
gab
es
noch
nicht,
und
eine
gemeinsame
europäische
Identität
im
globalen
Wettbewerb
mit
anderen
Weltregionen
lag
in
noch
viel
weiterer
Ferne
als
heute.
Man
bestaunte,
manchmal
auch
belächelte
die
Eigenarten
der
anderen
Nation,
versprach
aber
gleichwohl,
sich
besser
kennenlernen
und
verstehen
zu
wollen.
Dabei
hatte
Osnabrück
schon
gewisse
Erfahrungen
mit
Freundschaftswochen:
In
den
Vorjahren
hatte
es
eine
niederländische,
eine
österreichische
und
eine
französische
Woche
gegeben.
Sie
wurden
als
Erfolge
gewertet
–
der
Reiseverkehr
profitierte,
Waren
des
Gastlandes
rückten
nachhaltig
in
die
Sortimente
des
Osnabrücker
Einzelhandels
ein,
sei
es
holländischer
Käse
oder
französischer
Wein,
persönliche
Freundschaften
entstanden,
und
mit
dem
niederländischen
Haarlem
und
dem
französischen
Angers
wurden
offizielle
Partnerschaftsverträge
geschlossen.
Mit
Großbritannien
lief
es
nicht
ganz
so
glatt.
Die
Ursache
dafür
war
nicht
das
Wembley-
Tor.
Das
sollte
erst
acht
Wochen
später
beim
Endspiel
der
Fußball-
WM
fallen
(oder
nicht
fallen)
und
für
hitzige
Diskussionen
sorgen.
Auch
der
Umstand,
dass
die
Royal
Air
Force
das
alte
Osnabrück
zerbombt
hatte,
spielte
wohl
keine
Rolle
mehr.
Dafür
eher
die
kleinen
Reibereien
mit
britischen
Soldaten.
Osnabrück
war
größter
Garnisonsstandort
der
britischen
Rheinarmee,
jeder
Zehnte,
der
in
Osnabrück
lebte,
besaß
einen
britischen
Pass.
Bei
anderer
Gelegenheit
sprach
Oberbürgermeister
Willi
Kelch
es
offen
an:
„
Trotz
nunmehr
20-
jährigen
Zusammenlebens
mit
den
britischen
Streitkräften
könnten
die
Kontakte
noch
intensiver,
die
Begegnungen
freundlicher
sein.″
Es
gebe
insbesondere
von
deutscher
Seite
noch
viele
Möglichkeiten
zu
einem
besseren
Miteinander.
Offene
Kaserne
Zur
Woche
der
Freundschaft
ließen
sich
die
britischen
Regimenter
nun
viel
einfallen,
um
sich
den
Osnabrückern
zu
öffnen.
Das
sonst
hermetisch
abgeriegelte
Gelände
der
Winkelhausenkaserne
empfing
mehrere
Tausend
Besucher.
Neben
Fahrzeug-
und
Waffenausstellungen
feuerten
Feldhaubitzen
der
Royal
Artillery
auf
dem
Sportplatz
Salutsalven
in
die
Luft.
Kinder
durften
auf
Panzern
herumturnen,
die
Eltern
sich
in
Schießbuden,
bei
Wurfspielen
und
an
Glücksrädern
amüsieren
–
Hauptgewinn
war
ein
Schwein
(„
Win
a
pig!
″).
In
der
Turnhalle
präsentierten
die
Traditionsregimenter
ihr
teilweise
in
Jahrhunderten
zusammengetragenes
Regimentssilber.
An
jedem
Tag
veranstalteten
die
Militärkapellen
an
verschiedenen
Orten
in
der
Stadt
Platzkonzerte,
bis
sie
sich
zur
großen
Musikparade
im
Stadion
Illoshöhe
mit
deutschen
und
kanadischen
Musikkorps
vereinigten.
600
Musiker
plus
eine
Regiments-
Ziege
traten
auf
und
rissen
Zehntausende
zu
Beifallsstürmen
hin,
wie
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
berichtete.
Das
wartete
übrigens
zweimal
mit
achtseitigen
Sonderbeilagen
auf,
wobei
einzelne
Fotos
sogar
in
Farbe
gedruckt
wurden
–
damals
eine
kostspielige
Sache
und
reserviert
für
außergewöhnliche
Anlässe.
Seine
Exzellenz
kommt
Ranghöchster
Gast
war
Seine
Exzellenz,
der
britische
Botschafter
in
Bonn,
Sir
Frank
Roberts.
Zusammen
mit
dem
niedersächsischen
Ministerpräsidenten
Georg
Diederichs
hatte
er
die
Schirmherrschaft
über
die
Britische
Woche
übernommen.
Nebst
Gattin
reiste
der
Botschafter
standesgemäß
im
Rolls-
Royce
an.
Oberstadtdirektor
Joachim
Fischer
fuhr
ihm
entgegen
und
nahm
ihn
an
der
Stadtgrenze
Schölerberg/
Nahne
in
Empfang.
Eine
Polizeieskorte
geleitete
den
Konvoi
zum
Rathaus,
wo
der
obligatorische
Eintrag
ins
Goldene
Buch
erfolgte.
Am
nächsten
Tag
unternahm
Seine
Exzellenz
einen
Schaufensterbummel.
Die
Stadtspitze
zeigte
ihm
stolz,
wie
einfallsreich
die
Osnabrücker
Geschäftswelt
in
Dekoration
und
Sortiment
auf
das
Gastland
eingegangen
war.
In
einem
Feinkostladen
etwa
stachen
dem
Botschafter
edelste
schottische
Whiskys
ins
Auge.
Verwundert
bemerkte
er:
„
Die
sind
hier
ja
viel
billiger
als
in
meiner
Heimat!
″
Erfreut
hatte
er
auf
dem
Marktplatz
schon
eine
Nachbildung
der
Eros-
Figur
vom
Brunnen
auf
dem
Piccadilly
Circus
registriert,
nun
sah
er
an
der
Waben-
Fassade
des
Kaufhauses
Horten
Londons
Wahrzeichen
„
Big
Ben″
fast
in
Originalhöhe
als
Pappkameraden.
Überall
„
Bobbies″
In
den
Schaufenstern
und
an
den
Fassaden,
so
weit
das
Auge
reichte:
„
Union
Jacks″,
„
Bobbies″,
„
Beefeaters″,
Dudelsackpfeifer,
Tower
Bridges
und
Houses
of
Parliament.
Manche
Geschäfte
begrüßten
die
Gäste
auf
Englisch:
„
Come
and
see
our
wonderful
collection
of
original
Scottish
pullovers
–
specially
imported
for
the
British
Week″,
warb
etwa
das
Strickwarengeschäft
Pohlmann
am
Nikolaiort.
Tapeten
Meyer
am
Heger
Tor
zeigte
eigens
importierte
Sanderson-
und
Crown-
Tapeten,
Dahms
Sport+
Mode
am
Neumarkt
hatte
Tischtennisschläger
von
Dunlop
im
Angebot,
Erdbrink
an
der
Johannisstraße
den
neuartigen
Klopfsauger
des
britischen
Hoflieferanten
Hoover.
Shakespeare
und
BEA
Das
Astoria-
Theater
zeigte
die
ganze
Woche
Shakespeare-
Verfilmungen.
Vor
dem
Filmstart
nahmen
Schauspieler
des
Theaters
am
Domhof
auf
der
Bühne
Platz
und
rezitierten.
So
etwa
Rolf
Hartmann
den
Prolog
zu
„
Romeo
und
Julia″.
Das
Kaufhaus
L+
T
ließ
„
Modelle
aller
modernen
Verkehrsflugzeuge
der
BEA
und
des
Luftkissenfahrzeugs
Hovercraft″
bewundern.
Und
was
gab
es
sonst
noch?
Die
Queen
persönlich
hatte
eine
Ausstellung
der
Kronjuwelen
im
Rathaus
genehmigt,
allerdings
als
Nachbildungen,
wo
sie
nun
mit
dem
Osnabrücker
Ratsschatz
inklusive
Kaiserpokal
um
die
Wette
strahlten.
Eine
Gruppe
Sportflieger
des
Tiger-
Klubs
aus
Surrey
bei
London
landete
auf
der
Atterheide.
Auf
dem
Campingplatz
an
der
Nordstraße
waren
450
Camper
aus
Großbritannien,
Schweden,
Belgien,
den
Niederlanden
und
aus
deutschen
Hansestädten
zusammengekommen,
um
die
„
Hanseaten-
Rallye″
zu
begehen.
Abends
traten
englische
und
deutsche
Volkstanzgruppen
auf,
bevor
es
zum
individuellen
Tanzen
in
den
„
Twistschuppen″
ging.
An
der
Männerwallfahrt
nach
Rulle
nahm
der
Erzbischof
von
Birmingham
teil,
er
zelebrierte
die
Pontifikalmesse
auf
Deutsch.
Der
britische
Botschafter
pflanzte
im
Schlossgarten
eine
Eiche
aus
den
Königlichen
Gärten
bei
Schloss
Windsor.
Und
im
Haus
der
Jugend
tagte
das
Jugendforum
zum
Thema
„
Europa
–
Kontinent
ohne
Hoffnung?
″
Wer
hätte
noch
vor
Kurzem
gedacht,
dass
dieses
Motto
durchaus
auch
im
Jahr
2016
wieder
auf
einer
Tagesordnung
auftauchen
könnte?
Modenschau
In
der
Gaststätte
am
Schlossgarten
präsentierten
die
Solida-
Bekleidungswerke
eine
internationale
Modenschau.
Sechs
„
Top-
Mannequins″
präsentierten
die
neuesten
Schnitte,
angesagt
von
Helga
Kruck,
der
„
Modereporterin″
des
WDR
in
Köln.
Dazu
spielte
die
Kapelle
„
Sonny
Boys″.
Die
Polizei
war
während
der
Freundschaftswoche
international
unterwegs:
Drei
englische
„
Bobbies″
und
zwei
britische
Militärpolizisten
verstärkten
zusammen
mit
Kollegen
aus
den
Niederlanden,
Frankreich
und
Österreich
die
deutschen
Beamten
auf
Streife
und
bei
der
Verkehrsregelung.
Vom
Covent
Garden
Kultureller
Höhepunkt
war
eine
Gala-
Vorstellung
des
Balletts
des
Königlichen
Opernhauses
Covent
Garden.
Die
Weltklasse-
Aufführung
unter
anderem
des
Ballettstücks
„
Les
Sylphides″
zur
Musik
von
Chopin
habe
einen
ganz
außerordentlichen
künstlerischen
Glanz
auf
Osnabrück
geworfen,
wie
ihn
die
Hasestadt
wohl
so
schnell
nicht
wieder
erleben
werde,
merkte
das
„
Tageblatt″
an.
Hochkultur
boten
weiterhin
Ausstellungen
wie
etwa
„
Die
Welfen
im
Hochstift
Osnabrück
–
ein
Beitrag
zur
Geschichte
der
Personalunion
Hannover-
Großbritannien″
im
Kulturgeschichtlichen
Museum.
Dazu
passte
die
Enthüllung
des
wiederhergestellten
Sandsteinwappens
an
der
Bischöflichen
Kanzlei
durch
den
britischen
Botschafter.
Das
Tympanon
über
der
Eingangstür
zeigt
das
Wappen
des
Herzogs
Friedrich
von
York,
der
1764
zum
Bischof
von
Osnabrück
gewählt
wurde.
Das
total
verwitterte
alte
Wappen
war
von
Bildhauer
Fritz
Szalinski
erneuert
worden.
Oberbürgermeister
Kelch
erinnerte
an
die
sehr
engen
osnabrückisch-
britischen
Beziehungen
des
18.
Jahrhunderts,
die
bis
1866
angehalten
hätten
und
erst
in
preußischer
Zeit
gelockert
worden
seien
–
bis
sie
in
den
Weltkriegen
dann
völlig
zerrissen
seien.
„
Osnabrück
tut
gut
daran,
die
einstigen
Verbindungen
wieder
lebendig
werden
zu
lassen″,
sagte
er.
Vielleicht
werde
die
Freundschaftswoche
dazu
beitragen,
so
seine
Hoffnung.
Bildergalerie
auf
www.noz.de
Bildtexte:
„
Very
British″
präsentierte
sich
der
Osnabrücker
Einzelhandel
in
Sortiment
und
Dekoration.
Plum
Pudding
und
„
Olde
English
Marmelade″
mit
grob
geschnittenen
Orangenstücken
durften
selbstverständlich
nicht
fehlen.
Mannigfache
Begegnungen
ermöglichte
die
Britische
Woche
den
Osnabrückern:
mit
den
(freilich
nicht
echten)
Kronjuwelen,
Panzern
auf
dem
Gelände
der
Roberts
Barracks,
einem
Modell
des
Luftkissenfahrzeugs
„
Hovercraft″,
einer
schottischen
Regimentskapelle
und
Anzugmode
im
englischen
Schnitt.
Archivfotos:
Löckmann
(2)
,
Fricke
(2)
,
Harms,
Fender
Autor:
Joachim Dierks