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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Überdüngung bislang nicht bestraft
Zwischenüberschrift:
Ministerium will neue Düngeverordnung – Sechs Verstöße bei 135 Kontrollen im Landkreis Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Das Land Niedersachsen fordert eine Novelle der Düngeverordnung, weil eine Überdüngung bei einem landwirtschaftlichen Betrieb laut Landwirtschaftskammer Niedersachsen aktuell nicht bestraft wird.
Osnabrück. Eine Überdüngung entsteht bei einem Überschuss von 60 Kilo Stickstoff je Hektar. Der Sprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Walter Hollweg, erläutert: Das ist dann der Fall, wenn ein Landwirt auf seinen Äckern mit Düngemitteln diese Menge mehr an Nährstoffen zuführt, als er durch die Ernteerträge von der Fläche abfährt.″
Selbst wenn ein Bauer gegen den Grundsatz der bedarfsgerechten Düngung verstößt, wird dieser Verstoß nach der aktuell geltenden Düngeverordnung nicht bestraft. Hollweg betont: Das Land Niedersachsen fordert bei der Novelle der Düngeverordnung des Bundes die Aufnahme eines Ordnungswidrigkeitentatbestandes.″
Seinen Angaben zufolge darf nach der gültigen Düngeverordnung eine Obergrenze von 170 Kilo Stickstoff aus Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft (Gülle, Mist, Kot) pro Hektar ausgebracht werden. Lediglich Überschreitungen dieser Obergrenze würden nach der Düngeverordnung mit einem Bußgeld belegt. Zusätzlich würden die EU-Agrarzahlungen, die der Landwirt erhält, um ein bis fünf Prozent gekürzt.
Nach den geplanten Entwürfen zur neuen Düngemittelverordnung würden zukünftig auch die pflanzlichen Wirtschaftsdünger, wie zum Beispiel Gärreste aus Biogasanlagen, bei der Ermittlung der 170-Kilo-Stickstoff-Obergrenze voraussichtlich mit angerechnet.
Hauptursache Gärreste?
Viele Landwirte sehen in den Gärresten aus Biogasanlagen eine der Hauptursachen dafür, dass 50 bis 60 Prozent des Grundwassers im Landkreis Osnabrück aufgrund einer Nitratbelastung über dem gesetzlichen Grenzwert in einem schlechten Zustand sind.
Hollweg bekräftigt diese Kritik: Der Stickstoff aus pflanzlichen Stoffen und Kofermenten, also Rückständen aus der Lebensmittelindus trie und Bioabfall, bleibt bisher gänzlich unberücksichtigt. Da bei den allermeisten Biogasanlagen im Schnitt 30 bis 40 Prozent Gülle und Mist vergoren werden, werden auch nur 30 bis 40 Prozent des in den Gärresten enthaltenen Stickstoffs für die 170-Kilo-Stickstoff-Grenze relevant.″ Landwirte, die mit Gärresten düngen, könnten daher viel größere Mengen je Hektar ausbringen als Berufskollegen, die mit tierischer Gülle düngen. Hollweg konstatiert: Dies ist eine der Ursachen der Nitratproblematik und der Nährstoffüberschüsse.″ Niedersachsen fordere und das sei in der neuen Düngeverordnung auch geplant –, diese Besserstellung der Gärreste zu beenden und zukünftig die Obergrenze auf alle organischen Düngemittel einschließlich pflanzlicher Gärreste anzuwenden und auch zu sanktionieren.
170 Kilo Stickstoff
Nach Angaben der Landwirtschaftskammer sind in 2015 landesweit rund 1000 Betriebe, bezogen auf die Überschreitung der Obergrenze von 170 Kilo Stickstoff pro Hektar, überprüft worden. In rund 80 Fällen wurde laut Landwirtschaftskammer ein Bußgeld-Verfahren durch die Prüfdienste der Landwirtschaftskammer Niedersachsen eingeleitet. Im Landkreis Osnabrück seien 135 Kontrollen zu diesem Tatbestand durchgeführt und bei sechs Betrieben Verstöße festgestellt worden.
Auch der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Landvolk, Albert Schulte to Brinke, betont, dass der Großteil der Landwirte in der Region Osnabrück sich an die vorgegebenen Grenzwerte für die Düngung ihrer Felder halte: Das Trinkwasser wird unter den von uns bewirtschafteten Flächen gewonnen. Wir sind uns der großen Verantwortung bewusst und halten uns an geltendes Recht.
Wer sich nicht daran hält, muss die Konsequenzen tragen. Zu hohe Nitrateinträge gefährden unsere Gewässerqualität und müssen vermieden werden.″ Die zu hoch belasteten Brunnen seien teilweise seit vielen Jahren bekannt. Schulte to Brinke kritisiert: Warum geht man den Ursachen nicht gezielt nach? Sauberes Grundwasser habe für seine Branche eine besondere Bedeutung: Wasser ist neben dem Boden und der Luft für uns Landwirte das wichtigste Wirtschaftsgut.″
Der stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu) Osnabrück, Holger Oldekamp, hatte die Landwirte für die hohen Nitratwerte im Grundwasser verantwortlich gemacht (wir berichteten), da Spitzenerträge in der Landwirtschaft nur mittels massiven Einsatzes von Mineraldünger und organischen Düngern wie Gülle erreicht werden könnten. Gerade in der Masttierhaltung wird laut Oldekamp zu viel gedüngt.

Bildtext:

Zu lasche Gesetze: Selbst wenn ein Bauer gegen den Grundsatz der bedarfsgerechten Düngung verstößt, wird dieser Verstoß nach der aktuell geltenden Düngeverordnung nicht bestraft.

Symbolfoto: Michael Gründel
Autor:
Jean-Charles Fays


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