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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Staunen über die Kraft von Wasser und Wind
Zwischenüberschrift:
Mühlentag in Wallenhorst, Belm und Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Beim Mühlentag im Osnabrücker Land erfuhren Hunderte Besucher, wie das alte Handwerk funktioniert und dass es als Müller nicht immer einfach war.
Osnabrück/ Wallenhorst. Schmuck sieht sie ja schon aus, die Lechtinger Mühle, passenderweise auch an der Mühlenstraße im Wallenhorster Ortsteil Lechtingen gelegen. Sogar Don Quichotte ist heute schon da. Nur gut, dass sein Kampf gegen die Windmühlenflügel rein literarischer Natur ist.
Im Augenblick drehen sich die Flügel im Leerlauf. Obwohl: Der Erd- und Galerieholländer aus dem Jahr 1887 ist voll betriebsfähig. Eines der beiden Mühlräder kann elektrisch, das andere mit Windenergie betrieben werden, verrät Ansgar Vennemann vom Mühlenverein. Sogar das gute Bio-Vollkornmehl dreht hier auf den Steinen seine Runden. Auch über einen eigenen Fuchs verfügt die Mühle, wissen die Fachleute. Allerdings ist dieser Fangstock mehr der Tradition geschuldet. Er soll die Mühle vor Mäusen schützen. Damit nichts anbrennen kann, besteht der Fuchs aus weichem Holz, das wie jede Bremse beim Verzögern recht warm werden kann.
Vor der Mühle wartet ein Stand mit frisch gebackenem Brot, dazu noch eine dicke Schicht Schmalz darauf und fertig ist der lukullische Genuss. Den musikalischen Geschmack traf an diesem Tag die Band Southern Streamline. Spätestens in zwei Jahren wird der Besuch in Lechtingen zu einem Pflichttermin: Denn just 2018, zum Jubiläum 25 Jahre Mühlentag, wird dann die zentrale Eröffnungsveranstaltung eben hier in Lechtingen stattfinden.
Haste: Selbst wenn der Name Nackte Mühle″ in Haste etwas anderes versprechen mag. Er bezieht sich lediglich auf eine alte Flurbezeichnung, da sich die Mühle auf einer kahlen Ebene befindet. Zwar wurde das Areal erstmals 1235 erwähnt, die Technik aber stammt mehr oder weniger aus der Gegenwart. Kaum starten Jörn Holmann und Wolfgang Runge die Turbine, streben die Besucher zur Sägemühle. Recht fasziniert betrachten die beiden Profis ihre Zuschauer. Die Kinder staunen über die Kraft des Wassers, denn damit können sogar Bretter gesägt werden. Die Väter erklären dem Nachwuchs das Prozedere, und die Großväter stürzen sich auf Transmissionen und Mechanik. Oft haben sie selbst in ihrer Kindheit derlei Mühlen im Alltagsbetrieb kennengelernt.
Für die Säge ist es heute eine leichte Arbeit, schließlich ist es nur″ ein drei Meter langer Stamm eines Lebensbaumes, der nun zerlegt werden will. Verkaufen lässt sich so ein Holz nur selten. Aber für den Heimgebrauch als Regal für die Küchengewürze wird dieser Stamm Verwendung finden.
Wem die Arbeit zu stressig erscheint, den zieht es hinter die Mühle. Hier entführt die Märchenerzählerin Sabine Meyer ihre Zuhörerschaft ins Reich der Fantasie. Etwas fürs Auge sind die Tricks des Jongleurs Olaf to Ossenbrügge.
Nettetal: Auf historischen Spuren wandeln die Mühlen-Fans im Nettetal, denn hier im einstigen Kirchspiel Rulle befindet sich eine der ältesten Wassermühlen im Landkreis. Selbst Karl der Große dürfte sie bereits gekannt und deren Produkte sicher auch geschätzt haben. Heinz-Georg Kohlbrecher und Otto Bendzulla ist ihre Begeisterung für die alte, mit Wasser betriebene Kraftmaschine regelrecht anzusehen. Mit viel Stolz und geduldig erklären sie den Besuchern die Technik ihrer″ Mühle. Noch heute wird hier Getreide zu Mehl verarbeitet.
Selbst aus dem fernen Köln oder aus Duisburg sind eigens für diesen Mühlentag die Fans ins Osnabrücker Land gekommen, so hoch im Kurs steht diese alte Technologie noch heute. Nicht nur für die Rheinländer haben die beiden Müller das Wasserrad heute in Betrieb genommen. Mehrmals an diesem Montag lassen sie die Arbeit im historischen Ambiente wieder aufleben.
Belm: Gut 180 Mitglieder engagieren sich in Belm für die historische Mühle und sorgen dafür, dass diese Sparte der Wirtschaftsgeschichte nicht in Vergessenheit gerät. Was Herbert Sick an diesem Tag besonders gefreut hat: Gerade junge Leute lassen sich gerne für diese Form der niedersächsischen Regionalgeschichte begeistern und hören ganz genau zu, als die Mitglieder des Mühlenvereins über die Mechanik berichteten.
Heute hat sich das Einsatzgebiet der Belmer Mühle grundlegend geändert. Aus dem ehemaligen Arbeitsplatz eines Müllers wurde ein modernes Kultur- und Begegnungszentrum. Ein billiges Vergnügen war das weiße Handwerk sicher nicht. Noch im 13. Jahrhundert musste hier der Müller drei Schillinge bezahlen, um seinen Beruf überhaupt ausüben zu dürfen, dazu noch einen Eber mästen und alle drei Jahre einen Hund ernähren, so die Annalen. Wovon sich der kleine Kläffer allerdings in der Zwischenzeit ernährt hat, darüber schweigt die Chronik.

Bildtext:

Drinnen wie draußen viel los war an der Nackten Mühle in Osnabrück-Haste.

Gute 180 Mitglieder engagieren sich im Verein für den Erhalt der Belmer Mühle.

Malerisch: die Mühle im Nettetal.

Ein blecherner Don Quichotte kämpfte beim Mühlentag in Lechtingen.

Foto: Helge Holz
Autor:
Helge Holz


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