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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Spiel, Satz und Sieg für Eversburg
Zwischenüberschrift:
Rat diskutiert Turnhallensanierung – Kritik an Abstimmungsverhalten des OB
Artikel:
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Originaltext:
Graf-Stauffenberg-Gymnasium und Bertha-von-Suttner-Schule müssen noch auf eine neue Sporthalle warten. Die Halle am Grünen Weg in Eversburg wird als erste saniert. So hat es der Rat am Dienstag beschlossen nach intensiver Diskussion.
Osnabrück. Was sich im Schulausschuss abzeichnete, hat sich in der Ratssitzung fortgesetzt: Die Sanierung schwerstbaufälliger Turnhallen erhitzt die Gemüter. Momentan in der Diskussion sind die Hallen für das Graf-Stauffenberg-Gymnasium und die Bertha-von-Suttner-Schule sowie die Halle an der Integrierten Gesamtschule Eversburg (IGS). Mit knapper Mehrheit beschloss der Rat, die Eversburger Halle vorzuziehen, was nicht nur in der Sache heftig umstritten war. Verwunderung rief vor allem das Abstimmungsverhalten des Oberbürgermeisters hervor. Wolfgang Griesert verweigerte der Vorlage seiner eigenen Verwaltung die Stimme. Er enthielt sich und stimmte für einen Änderungsantrag der CDU, was ihm heftige Kritik von SPD-Fraktionsführer Frank Henning einbrachte.
Erbarmungswürdig
Aber zunächst einmal zur Sache: Beide zur Sanierung anstehenden Hallen befinden sich in einem erbarmungswürdigen Zustand, da waren sich die Ratsmitglieder noch einig. Die Dächer sind undicht, die Böden defekt, und vor allem an der GSG-Halle pfeift es durch die defekten Glasbauwände, was bei schwachbrüstiger Heizungsanlage den Unterricht von November bis März zum Wintersport werden lässt. Da es nun aber nicht so ist, dass diese Hallen die einzigen maroden Bauwerke sind, haben Rat und Verwaltung bereits vor längerer Zeit eine Prioritätenliste erstellt, nach der die Sanierungen der einzelnen Hallen abgearbeitet werden sollen. Auf dieser Liste stand die Halle am Kalkhügel ganz oben und die in Eversburg ganz unten mit viel Platz dazwischen für unter anderem die Halle der Rosenplatzschule, der Franz-Hecker-Schule und einiger anderer. Dass nun die Verwaltung, namentlich der Eigenbetrieb Immobilien- und Gebäudemanagement, die Sporthalle Eversburg als erste einer Sanierung zuführen will, stieß vor allem bei der CDU auf Unverständnis.
Wir sind an diesem Standort Leid gewohnt″, so Björn Meyer für seine Fraktion. Schon als er das GSG besucht habe, sei der Zustand der Halle fragwürdig gewesen. Nun mache sein ältester Sohn dort das Abitur, und es habe sich nichts an der Situation, die als bescheiden″ zu bezeichnen sei, geändert. Eine Sanierung ist dringend geboten, bevor wir uns an die IGS machen″, warb Meier für eine Zustimmung zum CDU-Änderungsantrag, der lediglich eine Dach- und Fußbodensanierung in Eversburg vorsieht, um Geld und Energie möglichst umfangreich am Kalkhügel investieren zu können und auch in weitere Maßnahmen.
Reihenfolge bleibt
Die Verwaltung habe bereits im Schulausschuss versichert, dass es keine Verzögerung bei der Sanierung der Kalkhügel-Halle durch die Arbeiten in Eversburg geben werde, so Thomas Klein von den Grünen. Uwe Görtemöller signalisierte für die SPD die Zustimmung zur Verwaltungsvorlage, da diese unter dem Strich durch eine Komplettsanierung aus einem Guss in Eversburg Geld spare und die Prioritätenliste in ihrer Reihenfolge nicht verändert werde. CDU-Fraktionschef Fritz Brickwedde mochte an die Umsetzung dieser Liste nicht mehr so recht glauben. Es sei schon jetzt zu Verzögerungen gekommen. Die Halle am GSG werde bei gutem Verlauf nach derzeitigem Stand erst 2018 fertiggestellt sein. Und was ist, wenn wieder etwas dazwischenkommt″, mahnte Brickwedde zur Vorsicht, auch mit Blick auf die anderen maroden Hallen.
OB Griesert räumte ein, dass er selbst mit dem Planungsverlauf nicht zufrieden sei. Der Eigenbetrieb habe das Projekt unter anderem deshalb zunächst nicht angehen können, da es durch seinen Umfang einer EU-weiten Ausschreibung bedürfe. Unter anderem die dünne Personaldecke des Eigenbetriebs sowie zusätzliche ungeplante Aufgaben, wie die Unterbringung von Flüchtlingen, hätten das Kalkhügel-Projekt nach hinten gedrängt. Zudem erfordert der immer wahrscheinlicher werdende Bau einer komplett neuen Halle einen erheblichen planerischen Mehraufwand, unter anderem weil das Gelände durch die Hanglage schwer zu bebauen ist. So jedenfalls war es in der Ratssitzung zu hören.
Was Griesert an dieser Stelle noch nicht sagte, war, dass er der Verwaltungsvorlage nicht zustimmen wollte. Ein Faktum, das ihm Frank Henning äußerst übel nahm. So haben wir als SPD die Verantwortung für diese Entscheidung übernommen.″ Henning reklamierte, dass der Rat keine Zeit gehabt habe, dieses Abstimmungsverhalten des OB zu reflektieren″. So kann man mit den ehrenamtlichen Mitgliedern des Rates nicht umgehen.″ Der Oberbürgermeister hätte die Vorlage zurückziehen können, wenn sich für ihn zwischenzeitlich neue Aspekte ergeben hätten, die dies in seine Augen gerechtfertigt hätten, schlug Henning vor. So habe er gegen die eigene Verwaltung gestimmt.
Mittel aufgebraucht
Er sei auch Mitglied des Rates, entgegnete Griesert, und nicht nur Hauptverwaltungsbeamter. Der Tagesordnungspunkt sei im Verwaltungsausschuss vorberaten worden, und darauf habe er seine Entscheidung aufgebaut. Hier sei deutlich geworden, dass bei einer Umsetzung der Vorlage die Maßnahmen an den anderen Hallen auf der Prioritätenliste sich bis auf die Zeit nach 2019 verschieben würden. Bei gleichzeitiger Vollsanierung sowohl in Eversburg als auch am Kalkhügel wäre mit Kosten in Höhe von etwa sieben Millionen Euro (1, 5 Millionen für Eversburg, 5, 5 Millionen für Kalkhügel) zu rechnen. Damit wären die eingeplanten Mittel bis 2019 nahezu aufgebraucht.

Bildtext:

Sporthalle am Kalkhügel: Ein Maschendrahtgitter soll vor herabstürzenden Glasbausteinen schützen.

Foto: David Ebener

Kommentar:

Das Heft des Handelns

Die Ratssitzung am Dienstag war turbulent um es vorsichtig auszudrücken. Auch bei der Diskussion um die Sporthallensanierung flogen einmal mehr die Fetzen. Und zunehmend wird Oberbürgermeister Wolfgang Griesert zur Zielscheibe der Zählgemeinschaft.

Wer des Öfteren in den Osnabrücker Sporthallen zu Gast ist, den kann schon mal das nackte Grauen überfallen. Selbst Turnvater Jahn dürfte Besseres gewohnt gewesen sein. Undichte Dächer, gefährliche, weil defekte Böden, nicht funktionierende Duschen, Heizungen mit einem gegen null tendierenden Wirkungsgrad die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Dies alles ist kein Wunder, haben doch viele Hallen ein ähnliches Baujahr. Die Klagen sind also mehr als berechtigt. Dazu kommt ein Eigenbetrieb, der mit zu wenig Personal zu viele Aufgaben erledigen soll.

Wäre Geld im Überfluss vorhanden, ließen sich alle Maßnahmen gleichzeitig abwickeln. Dem aber ist nicht so und es wird auch auf absehbare Zeit nicht so sein. Es macht also keinen Sinn, wie die Kesselflicker aufeinander einzuschlagen. Auch nicht, wenn eine Kommunalwahl bevorsteht. Der Wähler will Lösungen, keine Schaukämpfe. Gleichwohl sind die Ratsmitglieder ob der Situation nicht zu beneiden, ebenso wenig wie der Oberbürgermeister. Der braucht derzeit Nehmerqualitäten, weil SPD und Grüne ihn zum Prügelknaben erklärt haben.

Griesert wäre gut beraten, mehr nach vorne zu spielen und nicht nur auf die Defensive zu setzen. Im Moment gewinnt die Öffentlichkeit nicht den Eindruck, als wenn er das Heft des Handelns fest in den Händen hielte. Es ist an der Zeit, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Autor:
Dietmar Kröger


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