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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Zu viel Nitrat im Grundwasser
Zwischenüberschrift:
Grenzwerte überschritten – Hoher Düngemittel-Einsatz der Landwirte in der Kritik
Artikel:
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Originaltext:
Rund 50 bis 60 Prozent des Grundwassers im Landkreis sind aufgrund einer Nitratbelastung über dem gesetzlichen Grenzwert in einem chemisch schlechten Zustand. Das räumte der Landkreis bei einer Sitzung des Umweltausschusses ein. Die Qualität des Trinkwassers sei aber weiterhin gut.

Osnabrück. Hohe Nitratwerte stammen zum großen Teil von Düngemitteln. Im größten Teil des Landkreises muss das Grundwasser wegen der hohen Nitratbelastung erst aufbereitet werden, damit es als Trinkwasser für den menschlichen Gebrauch geeignet ist.
Der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter wird nach Angaben des Leiters der Wasserbehörde im Landkreis, Detlef Wilcke, im größten Teil der Landkreisfläche überschritten. Wilcke erläuterte, dass das Grundwasser in zehn Meter Tiefe so nicht als Trinkwasser zu nutzen ist″ und es teilweise notwendig sei, nitrathaltiges Wasser mit nitratarmem Wasser zu mischen.
Das Ergebnis für Trinkwasser sei nach der Aufbereitung einwandfrei. Der Gesundheitsdienst des Landkreises überwache die Einhaltung der Grenzwerte der Trinkwasserverordnung. Wenn der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Trinkwasser überschritten würde, könnte das laut Wilcke dazu führen, dass Abbauprodukte von Nitrat den Sauerstofftransport im Blut blockieren. Außerdem verringern überhöhte Mengen von Nitrat die biologische Vielfalt in den Gewässern.
Nach der Bewertung des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) ergeben sich im Sickerwasser, das dem oberflächennahen Grundwasser zufließt, Werte von 100 bis 150 Milligramm pro Liter. Um den Grenzwert einzuhalten, müssten nach LBEG-Angaben 8237 Tonnen Stickstoff zusätzlich aus dem Landkreis Osnabrück exportiert werden. Die Folgerungen des LBEG für ein zukünftiges Nährstoffmanagement sind eine Steigerung der Stickstoff-Effizienz von 40 Prozent auf 70 Prozent und die Reduktion des Mineraldüngereinsatzes von 300 000 Tonnen Stickstoff in ganz Niedersachsen auf 230 000 Tonnen. Wie diese Ziele erreicht werden können, führt das LBEG allerdings nicht aus.
Wilcke sieht als Handlungsoptionen unter anderem die Vermeidung der Umwandlung von Grünland in Acker, die Steigerung von Nährstoffexporten sowie die generelle Novellierung des Düngerechts. Er betonte jedoch, dass diese Handlungsoptionen zurzeit auf Bundes- und Landesebene diskutiert würden. Der Landkreis habe keinen Einfluss darauf, welche Strategien zur Verringerung der Nährstoffbelastung ergriffen würden.
Der Kreis Osnabrück nutze die vorhandenen Instrumente zum Grund- und Trinkwasserschutz. Dazu zählen neben der Überwachung gemäß Trinkwasserverordnung zum Beispiel die Festsetzung von Wasserschutzgebieten und der Vollzug der Verordnung über Schutzbestimmungen in Wasserschutzgebieten. Der Kreis könnte einen Landwirt erst dann für einen Verstoß bestrafen, wenn dieser angezeigt werde. Dann müsse nachgewiesen werden, dass mit mehr als 170 Kilo Gülle pro Hektar und Jahr in einem Wasserschutzgebiet gedüngt wird.
Auf Nachfrage unserer Redaktion, wie der Landkreis für die Einhaltung dieser Vorgaben sorgt, sagte Landkreis-Sprecher Burkhard Riepenhoff: Eine systematische Kontrolle der Gülleausbringung sieht eine Wasserschutzgebietsverordnung nicht vor.″
Generell, also auf allen landwirtschaftlichen Flächen auch außerhalb von Wasserschutzgebieten, unterliege die Ausbringung von Dünger den Regelungen des Düngerechts. In der Regel kontrolliere also die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit ihren Prüfdiensten die Landwirte.
Das Grundwasser ist nicht nur im Landkreis, sondern auch in vielen Teilen Niedersachsens und Deutschlands zu stark mit Nitraten belastet. Eventuell wird Deutschland bald gezwungen, strengere Maßnahmen zu ergreifen. Die EU-Kommission hat Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt, weil die europäische Nitratrichtlinie bereits mehrfach missachtet wurde.

Bildtext:

Raus damit: Mehr als die Hälfte des Grundwassers im Landkreis ist so stark mit Nitraten belastet, dass der gesetzliche Grenzwert deutlich überschritten wird. Die hohen Nitratwerte stammen zum großen Teil von Düngemitteln. Symbolfoto: dpa

Kommentar:

Skandalös

Das Problem ist schon lange bekannt. Umso skandalöser ist der Umgang mit den Nährstoffüberschüssen. Obwohl sogar die EU-Kommission Deutschland zweimal dazu aufforderte, die Nitratbelastungen zu verringern, haben die Landwirte den Düngemitteleinsatz noch immer nicht auf ein umweltverträgliches Maß zurückgeführt. Zu Recht wird Deutschland jetzt vor den Europäischen Gerichtshof gezerrt.

Dringend nötig sind schärfere Sanktionen bei Überdüngung, die eine Abschreckungsfunktion erfüllen. Zudem muss deutlicher und nachvollziehbarer bilanziert werden, wie hoch die Stickstoffeinträge bei jedem Landwirt sind. Auch eine bundesweite Gülle-Transportdatenbank könnte helfen. Es muss transparenter werden, wer wo wie viel düngt. Nur so kann auch eine effektive Kon trolle funktionieren.

Landwirte aus der Region berichten sogar, dass Kontrollmechanismen bereits ausgehebelt werden, sobald bei Gülletransporten auch nur eine Landkreisgrenze überschritten wird. Ross und Reiter wollen viele Bauern aber nicht nennen, um keine Kollegen anzuschwärzen. Auch dieses falsch verstandene Berufsethos muss abgelegt werden, sonst gerät die gesamte Branche noch stärker in Verruf.
Autor:
Jean-Charles Fays


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