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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
An den Folgen einer langen Haft jung gestorben
Zwischenüberschrift:
Ein Stolperstein in Sutthausen erinnert an den KPD-Aktivisten August Arndt
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Im Gehweg vor dem Haus Adolf-Staperfeld-Straße 67 erinnert ein Stolperstein an ein Opfer des Nazi-Regimes, das hier bis zu seinem Tod wohnte. Eingraviert ist der Name August Arndt. Wegen seiner KPD-Mitgliedschaft verbrachte er mehr als neun Jahre in Haft. An deren Folgen starb er 1952.
Osnabrück. August Arndt wurde als ältestes von drei Kindern eines Feilenhauermeisters am 19. Dezember 1906 in Osnabrück geboren. Wie sein Vater ergriff er einen Metallberuf: Nach der Volksschule ging er in die Schlosserlehre.
Elternhaus und berufliches Umfeld ebneten den Weg zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Das war auch schon in der Weimarer Republik Grund genug, in den Akten der Preußischen Politischen Polizei, der Vorgänger-Institution der Gestapo, vermerkt zu werden. 1931 wurde August Arndt als Redner auf Veranstaltungen der KPD Osnabrück und als Mitglied im Aktionsausschuss der Partei aktenkundig.
1936 identifiziert ihn die Gestapo als ehemaligen Spielleiter des kommunistischen Sportvereins Freiheit Rote Sporteinheit″. Noch im gleichen Jahr verhaftet man ihn unter dem Vorwurf, kommunistische Flugblätter transportiert zu haben. An die Untersuchungshaft im Osnabrücker Schloss vom 28. März bis zum 15. September 1936 schließt sich eine zweijährige Strafhaft an, die er in Celle verbüßt. Unmittelbar nach Haftende wird er ins KZ Buchenwald deportiert.
Im KZ stößt August Arndt zu einer Widerstandsgruppe. Das bleibt nicht unentdeckt. Er kommt in die Strafabteilung und ist dort schwersten Misshandlungen durch SS-Wachtposten ausgesetzt. 1941 muss er als Krankenpfleger auf einer Tbc-Station Dienst tun. Dort infiziert er sich selbst mit Tuberkel Bakterien. Die offene Tuberkulose wird nur völlig unzureichend behandelt.
Nach der Befreiung des KZs durch die Amerikaner kommt August Arndt mit einem Transport zurück in die Heimat. Im Krankenhaus Ohrbeck wird er stationär aufgenommen. Aufenthalte in der Lungenheilstätte Braunlage und im Karl-von-Ossietzky-Sanatorium, einer Einrichtung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Ellrich/ Südharz, schließen sich an, ohne ihn jedoch einer Genesung näher zu bringen. Er ist erwerbsunfähig. Als Frührentner hilft er noch ein wenig in der VVN-Betreuungsstelle in Osnabrück, bis auch das nicht mehr geht. Mehr als neun Jahre Haft, schwere körperliche Misshandlungen und die verschleppte Tuberkulose haben seine Gesundheit so nachhaltig ruiniert, dass er am 12. Januar 1952 in Osnabrück stirbt. Er wurde nur 45 Jahre alt.
Die Patenschaft für diesen Stolperstein hat der SPD-Ortsverein Sutthausen übernommen. Bei der feierlichen Verlegung trug Ortsvereinsvorsitzender Jürgen Wilkewitz Arndts Lebensgeschichte vor. Es erfülle ihn mit Stolz und Genugtuung, sagte er, dass sein Verein nun einen kleinen Beitrag zur Erinnerungskultur dieser Stadt leis te, damit das braune Unwesen nie wieder Einzug hält″. Der Zufall hat es übrigens gewollt, dass Wilkewitz mit seiner Familie jetzt Arndts Haus bewohnt, das zu seinen Lebzeiten die Adresse Grenzweg 67 hatte die heutige Adolf-Staperfeld-Straße hieß vor 1970, bevor Sutthausen nach Osnabrück eingemeindet wurde, nämlich Grenzweg.
An der Verlegungsfeier nahmen auch Schülerinnen der Klasse 11 der Berufsfachschule im nahe gelegenen Marienheim teil. Ebenso einige Nachbarn vom alten Grenzweg. Hermann Pabst war zwölf Jahre alt, als August Arndt starb. Er kann sich noch gut an ihn erinnern. Gleichfalls Ingrid Neumann: Onkel August, wie wir Kinder ihn nannten, war oft bei uns zu Hause, weil er meinem Vater half, der die Wiedergutmachungsstelle beim VVN leitete.″ Arndt sei ein freundlicher älterer Herr gewesen. Alle hätten sich für ihn gefreut, dass es ihm gelungen war, mithilfe der erhaltenen Haftentschädigung das kleine Siedlungshaus zu bauen. Doch dann habe er das neue Haus nur wenige Monate genießen können, bis der Tod ihn ereilte.

Bildtext:

Die Adolf-Staperfeld-Straße 67 trug früher, als August Arndt hier lebte, die Adresse Grenzweg 67. Fotos: Jörn Martens

Kommentar:

Stolpersteine
Messingplatten in Gehwegen erinnern an Opfer des Nationalsozialismus jeweils vor den ehemaligen Wohnungen oder Wirkungsstätten der Juden, Sinti, Roma, Deserteure sowie Menschen, die aus politischen oder religiösen Gründen, wegen einer psychischen Erkrankung, ihrer sexuellen Orientierung oder einer Behinderung verfolgt und ermordet wurden.
Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des Projekts Stolpersteine, dem sich mehrere Hundert Kommunen angeschlossen haben. In Osnabrück werden die Gedenksteine seit 2007 verlegt.
Verlegt haben den Stolperstein für August Arndt die Schüler Sascha Ahrens, Ilkay Ciftci, Lukas Lieber und Axel Schleinig vom Berufsschulzentrum am Westerberg. Mit ihrem Lehrer Rainer Knippenberg hatten sie sich zuvor auf das Thema vorbereitet.
Das Büro für Friedenskultur (Marienstraße 5/ 6) nimmt für künftige Gedenktafeln Hinweise über Opfer des Nationalsozialismus entgegen. Die Telefonnummer lautet 05 41/ 323-22 87. jweb/ jod
Autor:
Joachim Dierks


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