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1.
Erscheinungsdatum:
26.04.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Als der Fallout in Osnabrück ankam
Zwischenüberschrift:
Vor 30 Jahren sorgte die Tschernobyl-Katastrophe auch in Norddeutschland für Angst
Artikel:
Originaltext:
Kinder
durften
nicht
in
den
Sandkasten,
Kühe
nicht
auf
die
Weide.
Kopfsalat
war
unverkäuflich,
und
statt
Frischmilch
gab
es
H-
Milch.
Vor
30
Jahren
explodierte
der
Reaktor
in
Tschernobyl
–
und
kurze
Zeit
später
kam
der
radioaktive
Fallout
auch
in
Osnabrück
an.
Osnabrück.
Es
war
nichts
zu
sehen,
zu
riechen
und
oder
zu
schmecken.
Aber
zehn
Tage
nach
dem
Reaktorunglück
im
1500
km
entfernten
Tschernobyl
wurde
auch
in
Osnabrück
langsam
zur
Gewissheit,
dass
eine
radioaktive
Wolke
Wiesen
und
Felder,
Spielplätze
und
Vorgärten
verstrahlt
hatte.
Angst
und
Verunsicherung
gingen
um,
vor
allem
bei
den
Eltern
kleiner
Kinder.
Aber
Messwerte
wurden
tagelang
unter
Verschluss
gehalten,
und
die
permanenten
Beschwichtigungen
des
niedersächsischen
Innenministeriums
ließen
viele
Menschen
misstrauisch
werden.
Dass
die
Reaktorkatastrophe
in
Osnabrück
nicht
zur
Informationskatastrophe
wurde,
verdankte
die
Stadt
einem
engagierten
Physikprofessor
der
Fachhochschule.
Wilhelm
Prigge
vom
Institut
für
Radiologie
und
Strahlenschutz
lieferte
kontinuierlich
Messwerte
verstrahlter
Lebensmittel,
Böden
oder
Luftfilter
aus
der
Region.
Und
Karin
Augustin,
die
Presseamtsleiterin
der
Stadt,
richtete
kurzfristig
ein
Bürgertelefon
ein,
um
die
vielen
Anfragen
aus
der
Bevölkerung
–
auch
aus
dem
Landkreis
–
zu
beantworten.
Beim
Einkauf
und
beim
Essen
drehte
sich
auf
einmal
alles
um
eine
Maßeinheit,
von
der
vorher
noch
niemand
gehört
hatte:
Strahlungswerte
für
Lebensmittel
wurden
in
Becquerel
(bq)
angegeben.
Kopfsalat
mit
180
bq
landete
auf
dem
Müll,
bei
Schnittlauch
zeigten
die
Detektoren
1245
und
bei
Petersilie
sogar
7647
bq
an.
Für
viele
Menschen
blieb
das
krause
Küchenkraut
monatelang
tabu,
obwohl
die
Strahlenbelastung
ja
auf
ein
ganzes
Kilo
bezogen
war.
Die
höchsten
Werte
ermittelten
Prigge
und
seine
Mitarbeiter
jedoch
nicht
im
Gemüse,
sondern
in
Luftfiltern,
etwa
von
Klimaanlagen.
Filtereinsätze
einer
Belüftungsanlage
aus
dem
Klärwerk
in
Eversburg
brachten
es
auf
einen
unrühmlichen
Rekord
von
48
000
bq
für
Cäsium-
137.
„
Die
gehören
in
die
Endlagerung″,
meinte
ein
Strahlungsexperte
damals.
Kann
es
auch
bei
uns
zu
einer
Reaktorschmelze
wie
in
Tschernobyl
kommen?
Diese
Frage
bewegte
auch
in
Osnabrück
viele
Menschen,
zumal
das
Atomkraftwerk
Lingen
nur
gute
50
Kilometer
entfernt
ist.
Im
Fernsehen
mochten
Manager
und
Politiker
unentwegt
bekunden,
die
deutschen
Atomkraftwerke
seien
die
sichersten
Welt,
aber
die
Botschaft
weckte
eher
Misstrauen.
Am
9.
Mai,
13
Tage
nach
dem
Super-
GAU,
zog
ein
langer
Demonstrationszug
durch
die
Stadt.
„
Tschernobyl
ist
überall!
″,
skandierten
die
3000
Teilnehmer
und
rollten
gelbe
Fässer
durch
die
Große
Straße.
Die
Forderung
der
Anti-
AKW-
Bewegung,
sämtliche
Atomanlagen
abzuschalten,
fand
damals
kein
Gehör.
Aber
sie
wirkte
nach
und
bereitete
den
Boden
für
den
Ausstieg,
den
Bundeskanzlerin
Angela
Merkel
nach
der
Katastrophe
von
Fukushima
2011
endgültig
durchsetzte.
30
Jahre
nach
dem
Reaktorunglück
sterben
in
der
Region
von
Tschernobyl
noch
immer
Menschen
an
der
Strahlenkrankheit.
In
Deutschland
gibt
es
Regionen,
in
denen
die
radioaktiven
Zerfallsprodukte
im
Boden
noch
immer
nachwirken.
So
werden
bei
Wildschweinen
und
Maronenröhrlingen
in
Bayern
weiterhin
viel
zu
hohe
Belastungen
festgestellt.
Im
norddeutschen
Raum
ist
die
Strahlung
aber
spürbar
abgeklungen.
Wer
1986
in
Osnabrück
sorgenvoll
die
Becquerel-
Werte
von
Lebensmitteln
verglich,
kann
heute
konstatieren:
Wir
sind
mit
einem
blauen
Auge
davongekommen.
Bildtext:
Kistenweise
mussten
Mitarbeiter
des
Osnabrücker
Obst-
und
Gemüsegroßmarkts
nach
der
Reaktorkatastrophe
in
der
Sowjetunion
unverkäufliche
Salatköpfe
auf
die
Mülldeponie
Piesberg
kippen.
Foto:
Archiv/
Michael
Hehmann
"
Tschernobyl
ist
überall"
,
skandierten
die
Teilnehmer
dieser
Demonstration
kurz
nach
der
Reaktorkatastrophe
in
der
Großen
Straße.
Foto:
Archiv/
Klaus
Lindemann
Autor:
R. Lahmann-Lammert