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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
110 Jahre ohne Alkohol
Zwischenüberschrift:
Guttempler Osnabrück feiern heute ihren Gründungstag
Artikel:
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Originaltext:
Kriminalität und familiäre Zerwürfnisse beruhen nicht selten auf Alkohol- und Drogenabhängigkeiten. Das haben die Guttempler erkannt. Sie setzen sich für ein Leben ohne Rauschmittel ein. Die Osnabrücker Gemeinschaft der Guttempler feiert heute ihr 110-jähriges Bestehen.
Osnabrück. Bei der Gründung im Jahr 1906 stellte der Schnaps-Missbrauch unter den Arbeitern ein großes Problem dar. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren damals oftmals so trostlos, dass manch einer einen scheinbaren Ausweg in der Flasche suchte. Die zehn Gründungsmitglieder des Jahres 1906 leisteten eine gute Missionsarbeit″ und trafen auf einen großen Bedarf, denn es gab kaum andere Therapie- und Selbsthilfeangebote. 1911 bekannten sich bereits 500 Mitglieder zu den Osnabrücker Guttemplern.
In Ermangelung geeigneter Räumlichkeiten blieben oft nur Gastwirtschaften als Tagungsorte, die aber wegen ihrer von Alkohol geprägten Atmosphäre Konflikte geradezu heraufbeschworen″, blickt Cornelia Esders in die Geschichte zurück. Sie ist als Vorstandsmitglied für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie weiß von Fällen zu berichten, wo monatelange Bemühungen um Alkoholkranke durch die Zusammenkünfte in einem Bierlokal zunichtegemacht wurden.
So war es nur ein folgerichtiger Schritt, ein eigenes Haus zu bauen. Am 18. Mai 1913 wurde das Guttempler-Logenhaus″ in der Heinrichstraße 75 (Stadtteil Wüste) feierlich eingeweiht.
Drei Jahrzehnte leistete es der Vereinsarbeit gute Dienste, bis es im September 1944 einen Bombentreffer erlitt. Nach dem Krieg trugen die Mitglieder das zerstörte Obergeschoss ab und richteten zu ebener Erde in Eigenarbeit neue Tagungsräume her. 1971 hatte das Provisorium ein Ende, denn die Guttempler errichteten mit öffentlicher Hilfe von Bund, Land und Paritätischem Wohlfahrtsverband auf dem vorderen Teil des Grundstücks Heinrichstraße 75a einen dreigeschossigen Neubau mit schöneren Versammlungsräumen und 14 Altenwohnungen.
Heute wird die Arbeit der Guttempler durch die Mieteinnahmen und etliche ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden ermöglicht. Die Arbeit besteht nicht nur darin, dass man sich gegenseitig auf dem eingeschlagenen Weg bestärkt, sondern man geht auch in die Suchtkliniken des Umlandes wie die Berghofklinik in Bad Essen oder das Ameos-Klinikum, um sich dort vorzustellen. Dadurch haben wir schon einige Neumitglieder gewonnen″, bestätigt der Vorsitzende Klaus Kramsch. Einige Mitglieder der Osnabrücker Guttempler haben sich auch zu ehrenamtlichen Suchtkrankenhelfern ausbilden lassen. Die meisten waren selbst einmal abhängig. Die wissen, worum es geht″, versichert Kramsch.
Trotz des Namensbestandteils Tempel″ sind die Guttempler keine religiöse Gemeinschaft, sondern ein weltlicher eingetragener Verein, der Menschen jeder Religion, Ethnie und weltanschaulichen Überzeugung offensteht. Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängige sowie deren Angehörige finden Rat und Hilfe.
Die Zeiten dreistelliger Mitgliederzahlen sind allerdings lange vorbei. Heute nehmen etwa 25 Mitglieder aktiv am Vereinsleben teil. Die Gruppe Osnabrück″ trifft sich immer montags um 20 Uhr, die Gruppe Weg und Ziel″ immer donnerstags um 19.30 Uhr. Am heutigen Samstag beginnt die Festsitzung um 15 Uhr im Guttemplerhaus Heinrichstraße 75a. Gäste sind willkommen.

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Bildtexte:
Das alte Guttemplerhaus in der Heinrichstraße 75 stand von 1913 bis 1944. Das Foto zeigt ein Ölgemälde, das ein früheres Gemeinschaftsmitglied von dem Haus gemalt hat.
Der Neubau Heinrichstraße 75a ist heute Ort der Festversammlung.
Klaus Kramsch leitet die Guttemplergemeinschaft Osnabrück.
Fotos:
Archiv Guttempler Osnabrück, Joachim Dierks

Guttempler
Die Guttempler
wurden 1851 in den USA als Order of Good Templars″ gegründet, um die Alkoholsucht zu bekämpfen. Der Name nimmt Bezug auf den mittelalterlichen Templerorden und grenzt sich gleichzeitig durch das Beiwort good″ (gut) von ihm ab. Die Templer (Tempelherren, Tempelritter) waren ein geistlicher Ritterorden, der seine Entstehung den christlichen Kreuzzügen verdankte.
Um sich für alle Religionen der Welt zu öffnen, nutzt der internationale Dachverband International Organization of Good Templars″ heute nur noch die Abkürzung IOGT″, der deutsche Bundesverband nennt sich weiterhin Guttempler″. Weltweit sind in 60 Ländern IOGT-Vereinigungen aktiv. Die deutschen Guttempler sind in elf Landesverbänden organisiert und haben etwa 9000 Mitglieder.
Autor:
Joachim Dierks


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