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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Fast jede dritte Tierart im Zoo ist bedroht
Zwischenüberschrift:
61 von 211 Arten in Osnabrück mit Gefährdungsstatus auf der Roten Liste
Artikel:
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Originaltext:
Im Zoo Osnabrück sind überdurchschnittlich viele bedrohte Tierarten zu sehen. Dass dort auch jede Menge ungefährdete Tierarten gehalten werden, sei dem Artenschutz nicht abträglich, heißt es. Außerdem diene es der Umweltbildung.
Osnabrück. Von 211 klassifizierten Tierarten, die im Zoo Osnabrück gehalten werden, stehen 61 als mehr oder weniger stark gefährdet auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Sieben davon sind sogar vom Aussterben bedroht. Bei 88 Tierarten, vor allem Fischen und Wirbellosen wie Korallen, aber auch einigen Reptilien, ist der Gefährdungsstatus unbekannt: Sie können nicht klassifiziert werden. Einen kompletten Überblick hat der Zoo jetzt auf Nachfrage unserer Redaktion erstellt.
In die Kategorie der am stärksten gefährdeten Tierarten im Zoo Osnabrück fallen fünf Säugetierarten (Klammeraffe, Lisztäffchen, Weißwangengibbon, Europäischer Nerz, Trampeltier), außerdem eine Vogelart (Balistar) und eine Amphibienart (Axolotl). „ Wir repräsentieren damit nicht den Zustand der Wildbahn″, stellt Zoodirektor Michael Böer fest. Dort betrage der Anteil der als gefährdet eingestuften Säugetiere 20 Prozent.
Dass am Schölerberg also überdurchschnittlich viele bedrohte Arten aus dieser Klasse gezeigt werden, liege an der Schwerpunktsetzung des Osnabrücker Zoos. Wir können und wollen nicht alles zeigen, was möglich ist, sondern uns spezialisieren″, erklärt Böer. Bei der Auswahl der Tiere würden zwei Aspekte eine entscheidende Rolle spielen: Artenschutz und Bildung.
Rettung durch Zucht
Zunächst zum Artenschutz: Mithilfe internationaler Zuchtprogramme sei es möglich, Tierarten unabhängig von der freien Natur, wo ihre Population zusehends schwindet, zu erhalten und zwar ohne großen genetischen Verlust, wie der Zoodirektor betont. In Osnabrück wird dies laut Böer inzwischen mit knapp der Hälfte aller bedrohten Säugetier arten versucht. Etwa mit Sumatra-Tigern und westafrikanischen Schimpansen, ab Herbst auch mit Orang-Utans von der Insel Borneo und eines Tages wahrscheinlich sogar mit asiatischen Elefanten.
Alles Tierarten, die laut Roter Liste aktuell stark gefährdet″ sind. Außerdem solche, die von Zoosprecherin Lisa Josef als Flaggschiff-Tierarten″ bezeichnet werden. Warum? An dieser Stelle kommt das Thema Bildung zum Tragen. Wir brauchen im Zoo bestimmte Tiere, die Empathie wecken und die Menschen berühren. Nur so können wir unsere Besucher überhaupt für den Artenschutz begeistern.″
Das hat jedoch zur Folge, dass im Zoo Osnabrück auch Tiere gehalten werden, deren natürlicher Bestand gemäß IUCN nicht gefährdet ist, die aber in der Publikumsgunst oben stehen. Beispiel Zebra: Die Leute wollen im Zoo ein schwarz-weiß gestreiftes Pferd sehen, das ist ihnen sehr wichtig″, sagt Direktor Böer. Also zeige man es.
Allerdings nicht das Zebra allein, sondern naturgetreu zusammen mit einem (gering gefährdeten) Breitmaulnashorn. Auf diese Weise kriege der Zoo wieder die Kurve zum Artenschutz. So können wir ganze Lebensräume darstellen und erklären, wie Tiergesellschaften funktionieren.″

Bildtext:

Die Klammeraffen sind eine von sieben Tierarten im Zoo Osnabrück, die laut Roter Liste vom Aussterben bedroht sind. Insgesamt werden 61 am Schölerberg gehaltene Arten offiziell als gefährdet eingestufft.

Foto: Michael Gründel

Kommentar:

Botschafter

Wer Zoos plump als Tiergefängnisse verteufelt, verkennt ihren Beitrag zum weltweiten Artenschutz und der fängt in unseren Köpfen an. Natürlich müssen Haltungsbedingungen den gesetzlichen Mindestanforderungen genügen. Doch die Erfolge von wissenschaftlich geführten Tierparks, gerade in Bezug auf gemeinsame Erhaltungszucht, sind nicht von der Hand zu weisen. Osnabrück reiht sich da bei vielen bedrohten Tierarten ganz vorne ein. Hier werden Bau und Gestaltung von Anlagen und Gehegen auf eine verantwortungsvolle Bestandsplanung abgestimmt. Zudem wird der Bildungsauftrag ernst genommen: Am Schölerberg geht es nicht darum, Tiere bloß zur Schau zu stellen. Hier wird jährlich einem Millionenpublikum quer durch alle gesellschaftlichen Schichten mit großem Aufwand Wissen über die Umwelt vermittelt, das es sich sonst kaum oder gar nicht aneignen würde. Die Tiere sind also Botschafter der Wildbahn: Sie mahnen uns Menschen, einen Lebensstil zu hinterfragen, der ihr natürliches Biotop erst zerstört.
Autor:
Sebastian Stricker


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