User Online: 2 | Timeout: 18:34Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Zoo muss Rote Liste korrigieren
Zwischenüberschrift:
Weniger bedrohte Tierarten am Schölerberg als zunächst angegeben
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Der Zoo Osnabrück hat seine hausinterne Rote Liste korrigiert. Die neu erstellte und Anfang April von unserer Redaktion veröffentlichte Übersicht über den Gefährdungsstatus aller Tierarten, die am Schölerberg gehalten werden, sei teilweise falsch, räumt der Zoo mit Bedauern ein.
Osnabrück. Ein Leser des Berichts in unserer Zeitung hatte Kritik geäußert, die der Zoo allerdings nicht in allen Punkten gelten lassen will.
Irrtümlich seien sowohl bei der Anzahl als auch bei der Art der bedrohten Tiere verkehrte Angaben gemacht worden, erklärt Zoosprecherin Lisa Josef. Das tut mir wirklich sehr leid, dass diese Fehler passiert sind, aber der Teufel steckt da im Detail.″
Von 211 klassifizierten Tierarten, die im Zoo Osnabrück gehalten werden, würden statt 61 lediglich 59 auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als mehr oder weniger stark bedroht eingestuft. Der seltene, aber nicht unter Artenschutz stehende Hybridbär (Mischung aus Eisbär und Braunbär) sei versehentlich als gefährdeter Polarbär ausgewiesen worden. Ebenso müsse das Trampeltier aus der Aufzählung herausgerechnet werden. Zwar sei es in seiner Wildform vom Aussterben bedroht. In Osnabrück lebt aber wie überall die domestizierte Form, und die ist als Nutztier überhaupt nicht bedroht″, stellt Josef klar.
Hingegen wurde der Sumatra-Tiger in der ursprünglichen Zooliste mit einem zu geringen Gefährdungsstatus vermerkt. Gemäß IUCN gilt er nicht bloß als stark gefährdet″, sondern sogar als vom Aussterben bedroht. Die angegebene Gesamtzahl der am Schölerberg gehaltenen Tierarten dieser Kategorie (7) bleibt damit korrekt. Der Anteil aller gefährdeten Tier arten im Zoo Osnabrück schrumpft geringfügig um einen Prozentpunkt auf knapp 28 Prozent. Nach Einschätzung von Sprecherin Josef immer noch eine sehr gute Zahl″.
Bemerkt hatte einen Teil der Mängel, die, ausgehend von den übermittelten Zoo-Daten zur Roten Liste, auch in unserer Berichterstattung Niederschlag gefunden hatten, zunächst der NOZ-Leser Heinz Höppger. In einem Artikel-Kommentar auf noz.de stellte er die Richtigkeit der Quellinformationen und ihrer Wiedergabe infrage konkret in Bezug auf das Trampeltier.
Darüber hinaus setzte Höppger sich kritisch auseinander mit Angaben etwa zum Thema Arterhaltung und Tierauswahl. Auf Bitte unserer Redaktion hat Zoosprecherin Josef auch dazu ausführlich Stellung genommen. Dabei sieht sie sich in einigen Punkten zum Widerspruch veranlasst.
Thema Zebras: Die schwarz-weiß gestreiften Pferde gehören nach Angaben von Zoodirektor Michael Böer zu den beliebtesten Tieren der Besucher und seien deshalb ein Muss im Bestand. Gezeigt werden Chapman-Zebras. Als Unterart des Steppenzebras sind sie laut IUCN ungefährdet. Der Zoo Osnabrück begründet ihre Haltung dennoch mit Artenschutz-Absichten, weil die Tiere die Aufmerksamkeit des Publikums auf (gering bedrohte) Breitmaulnashörner lenken würden, mit denen sie sich im Tal der grauen Riesen″ ein Gehege teilen.
Fadenscheinig findet das Zookritiker Höppger und meint, da könne der Zoo auch gleich eine bedrohte Zebraform halten: Grevy- oder Bergzebra zum Beispiel. Zoosprecherin Josef verweist darauf, dass in der Abteilung Samburu″ früher vier Grevy-Zebras mit Giraffen und Vogelstraußen zusammenlebten. Diese charakterlich schwierige″ Tierart sei jedoch mangels optimaler Haltungsbedingungen abgegeben und durch friedlichere″ Chapman-Zebras ersetzt worden. Andere seien damals nicht verfügbar gewesen. Ansonsten hätten wir keine Zebras gehabt.″
Thema Nerz: Als definitiv falsch″ weist Lisa Josef Höppgers Behauptung zurück, der Zoo Osnabrück beteilige sich erst seit einigen Jahren″ an der Nachzucht des vom Aussterben bedrohten Europäischen Nerzes durch den 1998 gegründeten Osnabrücker Verein Euronerz. Der Zoo unterstütze den Verein von Beginn an mit Futterspenden. Seit 2011 nehme er zudem jedes Jahr für Euronerz eine Fähe auf, die im Waschbärengehege ihre Jungtiere großzieht.
Um den Europäischen Nerz als Tierart zu erhalten, arbeiten laut der Zoosprecherin drei Einrichtungen zusammen: erstens der Verein Euronerz, der fachgerecht nachzüchte, zweitens die Wildtierstation Sachsenhagen, welche die Tiere auf ein Leben in Freiheit vorbereite, drittens die Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer, die für die Auswilderung zuständig sei.
Thema Balistar: Kritiker Höppger stellt fest, dass es wiederum nicht der Zoo Osnabrück selbst sei, der diese vom Aussterben bedrohte Vogelart in ihrer Heimat Bali auswildere. Zudem sei die Auswilderung wenig erfolgreich″. Zoosprecherin Josef erklärt, dass Osnabrück hier mit anderen Tierparks kooperiere. Das Zuchtbuch für den Balistar werde im Zoo Köln geführt. Dort entscheide sich, ob Nachwuchs im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) bleibt oder ausgewildert wird.
Das Projekt ist sehr wohl erfolgreich″, so Josef. Aus einst nur noch 30 Exemplaren in der Wildbahn seien dank der Nachzucht auch in Zoos wieder ungefähr 100 Paare geworden. Problematisch sei allerdings, dass diese seltenen Vögel auf Bali gerne zu Hause gehalten werden. Deswegen gibt es Aufklärungsprogramme für die Bevölkerung vor Ort.″
Thema Zuchtbücher: Heinz Höppger bemängelt, dass der Zoo Osnabrück offenbar aus Kostenersparnis″ kein Zuchtbuch mehr führe, und sagt: Wenn der Zoo Osnabrück sich heute mit der Teilnahme an EEPs brüstet, schmückt er sich mit fremden Federn, nämlich der Arbeit anderer.″ Zoosprecherin Josef hält dagegen: Wir brüsten uns nicht damit, sondern informieren darüber. Kein Zuchtbuch funktioniert, wenn sich nicht genügend Zoos daran beteiligen.″ Insofern leiste man am Schölerberg im Rahmen der Möglichkeiten einen sehr wichtigen″ Beitrag.
In der Tat habe der Zoo Osnabrück das Zuchtbuch der Sandkatzen vor einigen Jahren abgegeben. Dies sei geschehen, weil der Aufwand, den die Koordination eines EEP erfordere, finanziell und personell nicht mehr zu stemmen gewesen sei. Lisa Josef: Als gemeinnützige Einrichtung, die kaum bezuschusst wird, haben wir nur ein sehr kleines Team.″ Gleichwohl spende der Zoo jährlich etwa 12 000 Euro für Schutzprojekte in der Wildbahn.

Bildtext:

Der Sumatra-Tiger ist vom Aussterben bedroht. In freier Natur leben nur noch schätzungsweise 400 Exemplare. Der Zoo Osnabrück hofft, mit erfolgreicher Nachzucht einen Beitrag zur Erhaltung dieser Tierart leisten zu können. Foto: Archiv/ Jörn Martens

Die Trampeltiere, die im Zoo leben, gehören zur nicht bedrohten domestizierten Art. Nur die Wildform ist vom Aussterben bedroht. Foto: Michael Gründel
Autor:
Sebastian Stricker


Anfang der Liste Ende der Liste