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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Was bringt die Beziehung zu China?
Zwischenüberschrift:
Zehn Jahre Freundschaftsvertrag mit Hefei
Artikel:
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Originaltext:
Zehn Jahre Freundschaftsvertrag mit Hefei: Zu diesem Anlass ist eine Delegation aus Politik und Wirtschaft in die chinesische Millionenstadt gereist. Wie ist der Stand der Beziehungen?
Osnabrück. Auf den ersten Blick verbindet das kleine Osnabrück wenig mit der Riesenstadt in der Mitte Chinas. Vier Millionen Menschen leben in Hefei, mit direktem Umland sind es sieben Millionen. Mehr als die Hälfte der Wertschöpfung Hefeis stammt aus der Industrie mit den Schwerpunkten Kohle, Dünger, Zement, Eisen, Automobile, Reifen und Haushaltsgeräte.
Die wichtigste Brücke zwischen Osnabrück und Hefei bilden die Universitäten und Hochschulen. Schon in den Achtzigerjahren knüpften die damalige Fachhochschule Osnabrück und Hochschulen in Hefei Kontakte, die Schritt für Schritt ausgebaut wurden. Ein Impulsgeber war Hans-Wolf Sievert, Aufsichtsratsvorsitzender der Sievert-Baustoffgruppe, China-Kenner und inzwischen Ehrenbürger von Hefei.
Sievert wird die 18-köpfige Delegation aus Osnabrück begleiten, die von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und IHK-Präsident Martin Schlichter angeführt wird. Für Griesert ist es eine Premiere: Ich bin gespannt auf die persönlichen Kontakte und Gespräche. Ich erhoffe mir, durch unseren Besuch auch die Unternehmen unterstützen zu können″, sagte der Oberbürgermeister.
Menschenrechte
Stationen der Reise sind Schanghai und Hefei. Neben Kooperationsgesprächen für die Unternehmensvertreter sind Treffen mit dem Oberbürgermeister von Hefei, dem deutschen Generalkonsul in Schanghai, der Auslandshandelskammer sowie weiteren Wirtschaftsinstitutionen und - förderern beider Städte geplant.
Im Mittelpunkt der Gespräche stehen die Wirtschaftsbeziehungen. Wolfgang Griesert sagt, er werde die politischen Verhältnisse in China, die Fragen der Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit im Blick haben, aber nur dann zum Thema machen, wenn es in den Beziehungen zu Hefei dazu konkreten Anlass gebe. Wenn die Gelegenheit dazu da ist, unsere Werte und Auffassung anzusprechen, werde ich es so tun, wie man es unter Freunden macht, ohne sich gegenseitig zu verletzen.″
200 Unternehmen
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) stuft China als bedeutenden Absatzmarkt″ für Unternehmen aus der Region Osnabrück, Emsland und Grafschaft Bentheim ein. Nach den USA sei das Reich der Mitte der wichtigste außereuropäische Exportmarkt für die regionalen Unternehmen. Über 200 Betriebe sind dort nach IHK-Angaben inzwischen aktiv. China bietet langfristig weiter große Chancen für deutsche Unternehmen. Durch Delegationsreisen wie diese unterstützt unsere IHK die Betriebe der Region beim Auf- und Ausbau ihrer internationalen Geschäftsbeziehungen″, erklärte IHK-Präsident Schlichter.
Es ist der vierte offizielle Besuch einer Osnabrücker Delegation in Hefei. Beim ersten Besuch 2006 unterzeichnete der damalige Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip den Freundschaftsvertrag und stellte damit die bis dahin losen Kontakte zwischen den Hochschulen auf eine feste Basis. 2008 und 2010 folgten weitere Reisen.
Hefei ist die Hauptstadt der Provinz Anhui, die seit 1984 partnerschaftlich mit Niedersachsen verbunden ist. Anhui gehörte bis Anfang der 90er-Jahre zu den ärmsten Provinzen Chinas, hat sich aber seitdem rasant entwickelt. Niedersachsen und Anhui sind in ähnlicher Weise durch die Landwirtschaft geprägt. Regelmäßig besuchen Vertreter der niedersächsischen Landesregierung Anhui. 2014 machte Ministerpräsident Stephan Weil seine Aufwartung und besichtigte dabei auch die Niederlassung der Sievert-Baustoffgruppe in Hefei. Im Oktober 2015 empfing der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang Kanzlerin Angela Merkel in der Universität Hefei. Der Grund: Hefei ist mit über 50 Hochschulen eines der vier von der Regierung geförderten Zentren der Hochschulausbildung in China.

Bildtext:

Die Zentrale von Partei und Stadtverwaltung in Hefei. Die Architektur erinnert an ein aufgeschlagenes Buch.

Foto: Hinrichs

Kommentar:

Eine besondere Freundschaft

Offiziell ist es eine Freundschaft, die Hefei und Osnabrück verbindet. Das hat nicht nur sprachlich eine andere Qualität als die Partnerschaft, die Osnabrück zu Angers, Haarlem oder Derby pflegt. Hefei ist auch zehn Jahre nach Vertragsunterzeichnung (noch) keine Verbindung des Herzens, sondern des Kopfes.

Natürlich ist es die Entfernung die räumliche, kulturelle und mentale –, die dem Aufbau einer wirklich tiefen Verbindung entgegensteht. Wir werden wohl so schnell nicht erleben, dass Schulklassen einander besuchen, wie es im Austausch mit den europäischen Partnerstädten jahrzehntelange Tradition ist. Und wer als Tourist nach China reist, kommt wohl kaum auf den Gedanken, nach dem Besuch von Mauer und Verbotener Stadt unbedingt noch einen Abstecher nach Hefei zu machen.

Hefei und Osnabrück, so fern sie sich auch sein mögen, schaffen mit ihrer Freundschaft den Boden für einen intensiven Bildungsaustausch. Studenten, die eines Tages Unternehmen führen sollen, lernen nicht nur die fremde Sprache, sondern die sehr unterschiedlichen Mentalitäten kennen. So wachsen Verständnis und Vertrauen.

Zur chinesischen Management-Mentalität gehört die Verzahnung von Wirtschaft und Politik. Es ist wichtig, dass hochrangige Politiker die Unternehmer begleiten und damit Unterstützung signalisieren. Daher ist jede Reise einer offiziellen Delegation ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaftsförderung.

Und was ist mit Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit? Das ist zunächst Sache der höchsten Repräsentanten. Bundespräsident Gauck hat jüngst die deutsche Haltung deutlich gemacht, Außenminister Steinmeier wird dies möglicherweise bei seinem aktuellen Besuch tun. Die Aufgabe von Griesert & Co. ist es dagegen, im Kleinen zu wirken. Das ist oft viel effektiver.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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