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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Trotz Kriegswirren fertiggestellt
Zwischenüberschrift:
März 1916: Sparkasse weiht Neubau am Neumarkt ein
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Auch wenn die Front weit entfernt war, bestimmte der Erste Weltkrieg vor 100 Jahren in Osnabrück den Alltag. Es gab aber auch erfreuliche Ereignisse.
Osnabrück. Der 27. März 1916 ist ein großer Tag für die Sparkasse der Stadt Osnabrück. Sie bezieht ihre repräsentative neue Hauptstelle am Neumarkt. Der Krieg hat seinen Tribut gefordert und die Fertigstellung um fast ein Jahr verzögert Mangel an Arbeitskräften und Material sind nicht ohne Folgen geblieben. Umso zufriedener ist Stadtbaurat (und zugleich Entwurfsverfasser) Friedrich Lehmann, als er beim Festakt in der Hauptkassenhalle verkünden kann: " Ich überantworte nunmehr das neue Haus Ihrer Aufsicht, Herr Oberbürgermeister!"
OB Rißmüller lobt den " imposanten Eindruck" der Fassade zum Neumarkt. Das dreistöckige, in rötlichem Sandstein ausgeführte Gebäude bereichere das Stadtbild ganz eindeutig, so das Urteil des Stadtoberhauptes. Im Innern entspreche es allen Anforderungen, die der moderne Geschäftsverkehr, die Feuer- und Diebessicherheit sowie die Hygiene stellten.
Mit einem Einlagenbestand von 58 Millionen Mark nehme die Sparkasse den 35. Rang unter allen deutschen Sparkassen ein. " Möge dieses Gebäude in seiner hervorragenden Lage im Mittelpunkt der Stadt auch weiterhin die Früchte des bürgerlichen Fleißes sammeln, wahren und mehren", wünscht Sparkassendirektor Stackelbeck, der seit 1893 die Geschicke des Geldinstituts leitet und den Einzug als Krönung seiner Laufbahn nach 44 Dienstjahren bezeichnet. Die Vollendung des Baus habe einschließlich Grund und Boden 300 000 Mark gekostet. Kostentreibend: Der ungünstige Baugrund nahe dem Hasebett, der eine Gründung auf Pfahlrost erforderlich gemacht hat.
Bereits am 2. März stirbt der Geheime Kommerzienrat und Mitinhaber der " weltbekannten Gasmesserfabrik", Otto Kromschröder, im Alter von 72 Jahren. Das " Osnabrücker Tageblatt" beschreibt ihn als " stattliche, kraftvolle Persönlichkeit von kerndeutschem Wesen", die sich um das gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Leben der Stadt hochverdient gemacht habe. " Es gab kein gemeinnützig-vaterländisches Unternehmen, für das er sich nicht mit Herz und Hand eingesetzt hätte."
Die Zeitung erinnert an die Einrichtung eines Reserve-Lazaretts in der Gasuhrenfabrik und an die maßgebliche Förderung des Krieger-Waisenhauses, an die Erhaltung des kostbaren Renaissance-Giebels Bierstraße 17 (" Agnes-Schoeller-Haus" und Sitz des Vaterländischen Frauenvereins) und an die jährlichen Sedan-Veranstaltungen, " deren Seele er war". Auch der städtische Fiskus habe ihm und der Firma viel zu verdanken, " flossen ihm doch alljährlich rund 100 000 Mark an Eichgebühren zu, bis vor einigen Jahren das Reich diese Gebühren für sich beanspruchte". Mit Kromschröder sei nun " einer der Besten von uns dahingegangen". Zum letzten Geleit am Sonntag, dem 5. März, wird aufgerufen. Der Trauerzug beginnt um 11.30 Uhr beim Trauerhaus Bergstraße 31.
Eine Bundesrats-Verordnung verbietet die Einfuhr " entbehrlicher Gegenstände". Dazu zählen Ananas, Ingwer, Vanille, Kaviar, Langusten, Schmuckfedern, Erzeugnisse der Ziergärtnerei, Alabaster, Marmor, Riech- und Schönheitsmittel, Waren aus Seide oder Baumwoll-Tüll, Pelzwaren und ausgestopfte Tiere.
Petroleum wird nur noch an Landwirte abgegeben, in deren Wohnungen oder Ställen sich weder ein Gasanschluss noch elektrisches Licht befindet, sowie an Heimarbeiter und ferner zur Beleuchtung von Fuhrwerken und nur gegen Vorzeigen einer Petroleumkarte, die im Polizeibüro Bierstraße 28 ausgestellt wird. Die Ausgabe des Petroleums erfolgt im Gebiet des 3. Polizeireviers (Schinkel) beim Kutscher Eggersmann, Oststraße 58, für die im Gebiet des 1. und 2. Polizeireviers Wohnenden bei dem Kaufmann und Schenkwirt Wiesehahn, Martinistraße 109. Geeignete Gefäße sind mitzubringen. In Melle sind kürzlich mehrere Petroleumhändler mit einem Strafbefehl von je drei Mark bedacht worden, weil sie den Vorschriften zuwidergehandelt haben sollen. Da die Beteiligten sich zu Unrecht bestraft glauben, schweben noch Verhandlungen.
Die Bahnverwaltung verordnet ihren Dienststellen Sparsamkeit im Papiergebrauch. " Es soll auf die Verwendung von Halben- und Viertelbogen, wo irgend angängig, Bedacht genommen werden", schreibt der Dienstherr. Berichte an die vorgesetzten Behörden sollen bis auf Weiteres nicht auf " gebrochenen Bogen, sondern über die ganze Blattseite geschrieben eingereicht werden", sodass nur der Heftrand frei bleibt. Ebenso wird Sparsamkeit im Gebrauch von Briefumschlägen zur Pflicht gemacht. Sie dürfen " unter Umständen wiederholt benutzt" werden.
Aus dem Polizeibericht: Eine " vagabundierende Zigeunerin", wie es im Jargon der damaligen Zeit heißt, ist wegen Betrugs festgesetzt worden. Ihre Masche: Sie ging von Haus zu Haus und bot ihre Dienste als Schirmflickerin an. Wenn es keinen Schirm zu flicken gab, drängte sie sich den aufgesuchten Hausfrauen als Glücksbringerin mittels eines " Glücksbeutelchens" auf. Sie ließ sich einen Leinenlappen, Nadel und Faden, einige Körnchen Salz, Brotkrumen und als wichtigste Zutat Geld geben. Je mehr Geld, desto mehr Glück könne sie in das Beutelchen einnähen. Aber kein profanes Menschenauge dürfe den geheimnisvollen Vorgang entweihen. Deshalb müsse sich die zu beglückende Person während des von vielen Zauberformeln begleiteten Einnähens abwenden. Eine Osnabrückerin nun, von der die Zeitung schreibt, dass sie nicht " zu denen gehört, die die Weisheit in Erbpacht genommen haben", gab gleich einen 50-Mark-Schein. Das " Glücksbeutelchen" wanderte nun auf Empfehlung der Ganovin in den Küchenschrank, wo es seine Wirkung am besten entfalten könne. Am Nachmittag siegte beim Opfer die Neugier. Trotz " Verbots" öffnete sie den Beutel, um dem Geheimnis des eingenähten Glücks auf den Grund zu gehen. Doch siehe da das Geld hatte sich verflüchtigt. Unter Tränen meldete sich die Dame bei der Polizei. Der gelang es noch am gleichen Abend, die " Glücksspenderin" zu erwischen.
Pastor Bodensieck steht als evangelischer Feldprediger an der Westfront in Schirmeck (Unterelsass). Über die Zeitung bittet er für die von ihm betreuten Soldatenunterkünfte und Lazarette um " guten Lesestoff", und zwar in Form von Büchern und Zeitschriften nicht zu alten Datums. " Es unterliegt sicherlich keinem Zweifel, daß der Bitte in reichlichem Maße entsprochen wird", schreibt das " Tageblatt", das die Gaben sammelt und den Transport zur Front organisiert.

Bildtext:

Die neue Hauptstelle der städtischen Sparkasse am Neumarkt wurde vor 100 Jahren eingeweiht. Redner lobten die imposante Architektur. Quelle: Denkschrift zur Einweihung, hrsg. von der Sparkasse, die uns unser Leser Rolf Mehrmann zur Verfügung stellte

Otto Kromschröder (1844– 1916). Foto: Archiv IHK
Autor:
Joachim Dierks
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