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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Neumarkt und Wall: Überall mehr Verkehr
Zwischenüberschrift:
Bei Sperrung wird auf Autobahnen und Schleichwege ausgewichen – Gutachter legt Untersuchung vor
Artikel:
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Originaltext:
Wenn der Neumarkt für Autos freigegeben wird, nimmt der Verkehr auf dem Wallring nicht zwangsläufig ab. Das ist die Kernaussage einer Untersuchung, die das Essener Ingenieurbüro TSC im Auftrag der Stadt erarbeitet hat.
Osnabrück. Die Prognose zielt auf das Jahr 2030, und es wird unterstellt, dass dann die Autobahn 33 durchgehend bis Wallenhorst befahrbar ist, dass der Güterbahnhof erschlossen, das Einkaufszentrum am Neumarkt ebenso wie das Sporthaus L+ T in Betrieb und der Westerberg verkehrsberuhigt ist. Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt stellte der Verkehrsplaner Jörg Herold vom Büro TSC fünf Szenarien vor, in denen es nicht nur um den Neumarkt, sondern auch um Teilbereiche wie die Karlstraße geht.
" Man sieht, dass durch die Öffnung des Neumarkts die Verkehrsqualitäten teilweise schlechter werden", fasste Herold zusammen, als bei den Politikern angesichts der Modellrechnungen schon die Köpfe rauchten. In der Tendenz zeigt sich dabei, dass eine Neumarkt-Sperrung geringfügig mehr Verkehr auf dem südlichen Wallring verursacht, während einige der nördlichen Wallabschnitte sogar entlastet werden.
Wenn es für die Autos freie Fahrt über den Neumarkt gibt, muss allerdings mit längeren Wartezeiten vor der Stadthalle und am Berliner Platz gerechnet werden. Diese Knotenpunkte seien schon jetzt stark belastet, erklärte Herold. Auf einer Skala von A (gut) bis F (ungenügend) hat er die Kreuzung Wall/ Martinistraße mit D eingestuft, die am Berliner Platz mit E. Beide würden sich nach der Prognose um einen Rang verschlechtern. In der Praxis hieße das 70 Sekunden Wartezeit. Nicht für alle, sondern für den Verkehrsteilnehmer, der auf der ungünstigsten Position vor der Ampel gelandet ist.
Für den Ausschuss stellte sich die Frage, wo die 25 000 Autos geblieben sind, die vor der Sperrung über den Neumarkt gefahren sind. Denn nach den Berechnungen sind nur 5000 davon über den Schlosswall ausgewichen und noch deutlich weniger über die nördlichen Wallabschnitte. Detlef Gerdts, der Leiter des Fachbereichs Städtebau, machte die Rechnung so auf: " Die haben sich andere Wege gesucht, über die Autobahn und als Schleichverkehr."
Dass der Neumarkt jetzt wieder geöffnet ist, wird im Fachbereich kritisch gesehen, weil erhebliche Grenzwertüberschreitungen beim Stickstoffdioxid erwartet werden. Das giftige Gas, das für Atemwegserkrankungen und Krebs verantwortlich gemacht wird, kommt aus den Auspuffrohren der Dieselfahrzeuge. Am Neumarkt wurde der NO2-Wert vor der Sperrung um mehr als 50 Prozent überschritten, während der autofreien Bauphase lag er immer noch über dem Grenzwert. Die Stadt stellt sich schon darauf ein, dass sie von der Europäischen Union zu Strafzahlungen verurteilt wird. Außerdem können Bürger auf die Einhaltung der Grenzwerte klagen.
Als kritisch gelten aber auch die Lärmemissionen am Wallring. Der Schallgutachter Ralf Pröpper vom Büro RP Schalltechnik hat auf der Basis der TCS-Zahlen die Belastung für Wohngebäude und Schulen berechnet. Schon jetzt würden die Richtwerte für den Lärmschutz überschritten, lautet sein Fazit. Und die Prognose für 2030 falle keinesfalls besser aus ganz gleich, ob der Neumarkt für Autos offen oder gesperrt sei.
Hoffnungen, dass die Elektromobilität bei der Lösung der Lärm- und Schadstoffprobleme helfen könnte, wollte Stadtbaurat Frank Otte nicht bestätigen. Bisher seien erst 74 E-Fahrzeuge in Osnabrück angemeldet, mit einem sprunghaften Anstieg sei nicht zu rechnen.

Bildtext:

Der Verkehr rollt wieder mitten durch die Stadt. Welche Auswirkungen die Freigabe des Neumarkts für den Wallring hat, war Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt. Foto: Michael Gründel

Kommentartext:

Schlechte Luft

Wo sind sie geblieben? 25 000 Autos rollten einmal Tag für Tag über den Neumarkt. Dann kam die Sperrung, und ein großer Teil davon verschwand unter dem Radar. Na klar, das gibt mehr Schleichverkehr, argwöhnen die Gegner der Neumarkt-Sperrung. Aber die Rechnung geht nicht auf.

Sicher, es gibt Spezialisten, die drücken sich am Marienhospital vorbei, sobald der Poller an der Johannisfreiheit offen ist. Auch vor Wohnstraßen machen sie nicht halt. Aber in der City gibt′s kaum Schleichwege in Ost-West-Richtung.

Die meisten der " Vermissten" werden die Autobahn genommen haben. Von Hellern nach Belm ging das am schnellsten, solange der Neumarkt dicht war. Vielleicht ist sogar der eine oder andere Autofahrer mal aufs Fahrrad oder in den Bus gestiegen, um auf die andere Seite der Baustelle zu kommen. Ist ja nun nicht mehr nötig, die Sperren sind abgeräumt. Was da raus folgt? Mehr Verkehr in der Innenstadt. Und schlechtere Luft.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert
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