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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Etwas Ablenkung von der Tristesse
Zwischenüberschrift:
Die Central-Lichtspiele an der Möserstraße waren Osnabrücks erstes Nachkriegskino
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Ob die " Försterbuben" oder die " Kurtisane von Babylon", ob der " Stern von Afrika" oder " Des Teufels General" sie alle hatten ihren Auftritt in den " Central-Lichtspielen", die von 1947 bis 1963 das Osnabrücker Publikum unterhielten.
Osnabrück. Die Sehnsucht nach Unterhaltung und Ablenkung vom entbehrungsreichen Leben in notdürftig zusammengeflickten Ruinen-Behausungen war riesengroß, als der Bankkaufmann Karl Conrady 1945 aus dem Krieg nach Osnabrück zurückkehrte und die Chance witterte, mit einem großen Lichtspielhaus diese Bedürfnisse zu befriedigen. Die Zeiten waren freilich noch nicht danach, an die prachtvolle Kinoarchitektur der 1930er-Jahre anzuknüpfen. Es ging erst einmal nur darum, ein geeignetes Grundstück, eine einfache Behausung und einen Projektor aufzutreiben.
Ein zentral gelegener Bauplatz für die " Central-Lichtspiele" bot sich im rückwärtigen Bereich des zerbombten Hotels " Germania" und der Villa Gosling zwischen Möserstraße und Haseufer an.
Conrady wurde sich mit den Grundstückseigentümern Eduard Petersilie und Heinz Reichert einig, und die britische Besatzungsmacht erteilte die Baugenehmigung für einen " Kino-Zweckbau". Da stand aber noch ein Rundbunker aus Kriegstagen im Wege, der mittlerweile als Fahrradunterstand genutzt wurde. Ihn abzureißen hätte viel Aufwand bedeutet, deshalb ließ Conrady die aus Baracken-Fertigteilen bestehende Kinohalle direkt angrenzend errichten.
Über gute Beziehungen erhielt Conrady zwei moderne Bauer-B-8-Projektoren und einen Posten Buchenholz für die Bestuhlung. Um die Sitzmöbel herstellen zu können, musste er für den Tischler eigens Rinderknochen aus einer Hildesheimer Fleischfabrik besorgen und zu Knochenleim verkochen lassen.
Am 4. Juni 1947 gingen die Lichtspiele mit ihren 871 Sitzplätzen an den Start. Zur Eröffnung gab es den Film " Operette" mit Willi Forst.
In den 1950ern stiegen die Ansprüche an Kino-Architektur. 1955 ließ der neue Pächter Karl-Emil Schulte eine große Wandscheibe vor den Kinosaal setzen, dessen schlichtes Äußeres dadurch von der Möserstraße aus nicht mehr sichtbar war. Davor entstand ein Foyer im zeitgemäßen Stil, mit eleganten Kassenfenstern, nierenförmigen Ankündigungstafeln und einer modernen Erfrischungstheke. Und auch im Innern des Kinosaals wurde aufgerüstet. Ein üppiger Bühnenvorhang, elegant geschwungene Wandvertäfelungen, raffinierte Beleuchtungen und eine Cinemascope-Leinwand in ungeahnter Breite ließen das Langnese-Eiskonfekt knabbernde Publikum staunen.
In den 1960er-Jahren wurde die Konkurrenz durch das " Puschen-Kino", also das Fernsehen, immer mächtiger. Das Kinosterben setzte ein. Die " Lichtburg" an der Bremer Straße schloss, aus dem " Roxy" an der Schützenstraße wurde ein Supermarkt. Auch im " Central" machte sich die schwächere Auslastung bemerkbar. Da kam es dem Betreiber nicht einmal ungelegen, als sich das Kaufhaus Merkur ausdehnen wollte und Pläne für ein Parkhaus vorlegte. Auch sollte die gesamte Anlieferung auf die Haseseite verlegt werden, um die Möserstraßenfront verlängern und damit mehr Verkaufsfläche gewinnen zu können.
Am 15. September 1963 drehten sich letztmalig die Filmspulen im " Central". Kurz darauf begann der Abriss. Osnabrücks erstes Parkhaus wuchs genau dort empor, wo Zehntausende von Osnabrückern mit " Seelchen" Maria Schell gebangt, mit Liselotte Pulver gelacht oder mit Alfred Hitchcock gezittert hatten.

Bildtext:

Nierenförmige Reklametafeln und Kassenfenster, Holzstab-Wandverkleidungen und ein unruhiges Bodenmosaik waren auch in Osnabrück typisch für das Design der Fünfzigerjahre.Foto: Archiv Museum Industriekultur/ Georg Bosselmann,

Als der Galeria-Kaufhof-Vorgänger Merkur sich 1963 ausdehnte und im rückwärtigen Bereich zur Hase ein Parkhaus baute, musste das Kino weichen. Foto: Joachim Dierks

Der Foyer-Vorbau der Osnabrücker Central-Lichtspiele um 1955. Links an das Gebäude grenzt das kurz zuvor erbaute Kaufhaus Merkur an.

Foto: Archiv Museum Industriekultur/ Georg Bosselmann
Autor:
Joachim Dierks


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