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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Zu wenig Wohnungen für arme Familien
Zwischenüberschrift:
Runder Tisch Kinderarmut: Osnabrück braucht eine Wohnungsbaugesellschaft
Artikel:
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Originaltext:
Der Runde Tisch Kinderarmut in Osnabrück fordert eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft, um für einkommensschwache Haushalte guten Wohnraum zu schaffen. Eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft ist auch Thema der Ratssitzung am 1. März.
Osnabrück. Die Lebens- und Wohnsituation armer Kinder in der Stadt habe sich verschlechtert, sagte Petra Tiesmeyer, für den DGB am Runden Tisch Kinderarmut, in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Der Anteil Minderjähriger in Familien, die Arbeitslosengeld II (Hartz IV) empfangen, liege bei 23, 8 Prozent. Tendenz steigend.
Die Wohnung und das unmittelbare Wohnumfeld böten die entscheidenden Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Kinder, ergänzten Heinrich Funke, für die Arbeitslosenselbsthilfe beim Runden Tisch, und Moderator Herbert Staben. Einkommensarme Familien lebten oft in engem und sanierungsbedürftigem Wohnraum. Beengter Wohnraum könne familiäre Konflikte auslösen. Das habe eine Studie im Stadtteil Schinkel gezeigt.
Aufgabe des 2012 gegründeten Runden Tisches ist es, Politik und Verwaltung zu beraten und zu unterstützen, um Kinderarmut abzumildern. Aus diesem Grunde hätten die Mitglieder eine Reihe von Vorschlägen erarbeitet, die einfließen sollen in die Beratungen des vom Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (Inwis) vorgelegten Wohnraumversorgungskonzeptes für die Stadt Osnabrück.
Unumstritten sei dabei gewesen, dass sich die Stadt selbst zum Akteur auf dem Wohnungsmarkt macht und eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft gründet. Möglich sei aber auch Kauf oder Anmietung geeigneter Wohnungen, um sie an bedürftige Familien zu vermieten. Bei gewerblichen Leerständen in den Stadtteilen solle die Stadt prüfen, ob eine Umwidmung in Wohnraum sinnvoll sei und gefördert werden könne.
Für einen Gesamtüberblick sei ein Wohnungsmonitoring sinnvoll: Das Jobcenter und die Wohngeldstelle müssten dazu fortlaufend die Wohnsituation der bei ihnen registrierten Familien erfassen und darstellen. Die Stadt wiederum erfasse die Qualität der Wohnungen armer Familien. Parallel dazu sei es wichtig, keinen Leerstand zu dulden. Eine Wohnraumtauschbörse sei sinnvoll, ebenso ein Wohnungscoaching bei Problemen wie einer drohenden Stromsperrung.
Der Runde Tisch Kinderarmut macht sich auch für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen stark. Die Kosten für Unterkunft müssten so gestaltet werden, dass sie nicht zu einer Ausgrenzung armer Familien führten. Die Kosten dürften sich nicht mehr an den niedrigsten Wohnstandards orientieren. Nicht zuletzt könne die Stadt Anreize bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraumes geben: wenn zum Beispiel Grundstücke an Investoren nur dann verkauft werden, wenn auch Wohnungen für den schmalen Geldbeutel gebaut werden. " Auch einkommensschwache Familien haben ein Recht auf Neubauwohnungen", sagte Staben.
Nach Ansicht des Runden Tisches Kinderarmut muss mindestens die Hälfte des neu zu schaffenden Wohnraumes den Kriterien " bezahlbar" entsprechen. Bei den bisherigen Wohnungsplanungen habe meist alters- oder behindertengerecht im Mittelpunkt gestanden, sagte Tiesmeyer, Familien seien zu wenig berücksichtigt worden.
Thema im Rat
Die Vorschläge des Runden Tisches sollen nun in die Diskussion über ein " Handlungskonzept bezahlbarer Wohnraum" einfließen, das die Stadt mit einer breiten Bürgerbeteiligung führen will.
Auch für SPD und Grüne ist eine Kommunale Wohnungsbaugesellschaft ein mögliches Instrument, um Defizite im Mietwohnungsbau für Einkommensschwache abzubauen. Die Zählgemeinschaft schlägt vor, mit einer " orientierenden Studie" zu ermitteln, ob der Mangel an bezahlbarem Wohnraum durch eine Kommunale Wohnungsbaugesellschaft behoben werden kann.

Bildtext:

Enger und sanierungsbedürftiger Wohnraum und ein tristes Wohnumfeld erschweren eine gute Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Der Runde Tisch Kinderarmut hat nun Vorschläge zur Verbesserung der Wohnungssituation in Osnabrück erarbeitet.

Symbolfoto:

dpa

Kommentartext:

Gefangen in der Armut

Wenn die Eltern arm sind, sind die Kinder besonders betroffen. Dabei geht es nicht allein um mangelnde finanzielle Möglichkeiten, auch problematische Wohnverhältnisse erschweren eine gute Entwicklung.

Osnabrück wächst. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass es nicht genügend preiswerten Wohnraum gibt. Genau da rauf ist ein großer Anteil der einkommensschwachen Einwohner angewiesen. Etwa jeder fünfte Haushalt muss dazugerechnet werden. Fast 25 Prozent der Osnabrücker Kinder leben in armen Familien.

Mit Blick auf diese jungen Bürger macht jetzt der Runde Tisch Kinderarmut Vorschläge zur Verbesserung der Wohnungssituation, damit die Kinder nicht länger gefangen bleiben in der Armut. Eine Kommunale Wohnungsbaugesellschaft ist für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums sicher ein geeignetes Instrument. Allerdings dürfte eine Gründung auch angesichts der städtischen Haushaltslage Jahre in Anspruch nehmen.

Schnell umsetzbar sind jedoch einige andere Schritte aus dem Papier des Rundes Tisches. Dazu gehört die Überprüfung von Leerstand oder auch die Sicherung von Belegungsrechten, wie sie andere Kommunen praktizieren.

Für einen Überblick über die Wohnsituation armer Familien soll das Wohnungsmonitoring dienen, die Erfassung von Größe und Qualität der Unterkünfte. Ein Argument des Runden Tisches ist besonders überzeugend: Durch die entsprechende Datensammlung weiß die Stadt genau, wofür sie Wohngeld zahlt. Die eine oder andere Bruchbude dürfte dazugehören.
Autor:
Ulrike Schmidt


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