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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
14 Millionen Feldpostbriefe pro Tag
Zwischenüberschrift:
Februar 1916: Beliebte Kleingärten, patentierte Kriegsschuhe, reichlich Schnee
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Im Februar 1916 begann die Schlacht um Verdun, eine der verlustreichsten und längsten Schlachten des Ersten Weltkriegs, die zudem keiner Seite nennenswerte Geländegewinne einbrachte. Unter den Soldaten waren viele Osnabrücker.

Was wir heute im Rückblick wissen, konnte das " Osnabrücker Tageblatt" zu Beginn der Offensive seinen Lesern natürlich nicht vermitteln. Im Nachrichtenteil werden die deutschen Anfangserfolge mit den üblichen propagandistischen Überhöhungen berichtet, im Lokalteil spielt die Schlacht jedoch (noch) keine Rolle.

Hier überwiegen weiterhin Meldungen, die im Zusammenhang mit der Ernährungslage oder der Findung von Ersatzstoffen stehen. Wie etwa die sogenannten Kriegsschuhe. Das Obermaterial besteht aus grauem oder schwarzem wasserdichten Segelleinen, wie es auch für die Tornister der Soldaten verwendet wird. Brandsohlen, Sohlen und Absätze sind aus Holz. Die dünnen Holzschichten sind kreuzweise wasserfest verleimt. Die Schuhe haben ein Gelenk und tragen sich daher angeblich wie feste Lederschuhe.

" Sammelt Zeitungen"

" Da sich die Sohlen filzig laufen, tritt das Klappergeräusch nur anfangs auf", heißt es in der Beschreibung. Sie sollen sogar wärmer als herkömmliche Lederschuhe sein. Die Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau halten das Patent. Anlass der Erfindung war die preistreibende Verknappung von Leder, das in großen Mengen für Sättel und Zaumzeug gebraucht wird.

Der Magistrat hat beschlossen, 100 Paar davon zu bestellen, um zu testen, ob die " anderwärts guten Erfahrungen" auch auf dem Osnabrücker Pflaster gemacht werden. Sofern sie sich bewähren, will die Stadt an hiesige Schuhfabriken herantreten und sie veranlassen, ebenfalls solche Schuhe herzustellen. Denn: " Die Schuhfrage bedarf bei den hohen Lederpreisen dringend einer Lösung."

" Sammelt Zeitungspapier!", ruft die Zeitung im Auftrag der Heeresverwaltung auf. Die braucht große Mengen Füllmittel für Strohsäcke, die den Soldaten wiederum als Ruhelager dienen. Die Strohsäcke werden nicht mehr mit Stroh gefüllt, weil das der tierischen Ernährung vorbehalten bleiben muss. Holzwolle und Seegras sind sehr teuer und kaum zu haben. Ein sehr guter Ersatz ist Zeitungspapier. Daher: " Es ist patriotische Pflicht, dieses zu sammeln und der Heeresverwaltung zur Verfügung zu stellen. Ablieferung bei der Königlichen Garnisonsverwaltung im Schloss, von 3 bis 6 Uhr nachmittags am Hauptportal des Schlosses."

In den letzten Februartagen hat sich der Winter zurückgemeldet. Im " Tageblatt" lesen wir: " Die Schneedecke hat gestern noch wesentliche Verstärkung erfahren. Besonders in der verflossenen Nacht hat Frau Holle kräftig das Bett ausgeschüttelt, sodass der Schnee stellenweise 20–30 cm hoch liegt. Die Jugend vermag die Freuden des Schlittenfahrens noch einmal in vollen Zügen zu genießen. Auch größere, mit Pferden bespannte Schlitten, mit Milchkannen beladen, konnte man bereits heute früh auf den Straßen fahren sehen. Für die jungen Saaten auf den Feldern bildet die Schneedecke einen wirksamen Schutz gegen Auswinterung, der nach den regenreichen Wochen umso willkommener ist."

Entzündliche Feldpost

Was die Feldpost so alles leisten muss: Die Zahl der Sendungen ist immer noch im Steigen begriffen. Pro Tag gehen aus Deutschland 8, 5 Millionen Briefsendungen ab. 5, 9 Millionen sind als Feldpost portofrei. Aus dem Feld in die Heimat gelangen 5, 8 Millionen, zusammen also 14, 3 Millionen Sendungen. Täglich kommt es zu 35 000 Retouren, weil die Sendungen völlig mangelhaft adressiert oder so schlecht verpackt sind, dass sie nicht ins Feld geschickt werden können. Die Reichspostverwaltung mahnt, keine leicht entzündbaren Sachen ins Feld zu senden. Im Laufe des vergangenen Kriegsjahres sind nicht weniger als 43 Waggonbrände durch solche Sendungen verursacht worden.

" Die gestrige Verpachtung der sog. Russengärten hinter Moskau gestaltete sich beinahe zu einem kleinen Ereignis", schreibt die Zeitung am 23. Februar. 36 Gärten zu je 600 Quadratmetern waren ausgeschrieben, aber 250 bis 300 Personen, " darunter sicher über 100 ernsthafte Reflektanten", hatten sich eingefunden, sodass die bis dato vorhandenen Gärten im Gebotsverfahren zu verhältnismäßig hohen Preisen reißenden Absatz fanden.

Die Stadt hatte als Untergrenze 20 Mark Jahrespacht festgelegt.

Der Erste brachte gleich 32 Mark, der nächste 39, einige kamen sogar über 40 Mark. Beste Preise erbrachten die nach der Bahn an der Südseite gelegenen Gärten, die nördlicheren weniger wegen der etwas moorigen Durchsetzung des Bodens. Die Zeitung resümiert: " Im Ganzen ließ die Verpachtung das in unseren Handwerker-, Beamten- und Arbeiterkreisen vorhandene große Bedürfnis nach Pachtland erkennen, nachdem mit der zunehmenden Ausdehnung der Stadt während der letzten Jahrzehnte große Ländereien der nächsten Umgebung in Baugelände und Straßen umgewandelt sind."

Sicherlich werde die Stadt nach diesem Ergebnis bald dazu übergehen, mithilfe der kriegsgefangenen Russen auch die jetzt noch als Wiese daliegende Fläche zu Gärten herzurichten. Im Sinne der Kleingärtner, die auf Pferdeäpfel als Dünger reflektieren, schließt die Zeitung mit dieser Bitte: " Einen besonderen Dienst würde die Stadt den kleinen Gartenpächtern erweisen, wenn sie ihnen den Dünger des Schlachthofes, des Fuhrparks usw. zu einem möglichst niedrigen Preise zur Verfügung stellen wollte. Besonders auf Neuland, wie hier, ist er unentbehrlich, wenn Erträge erzielt werden sollen."

Bildtext:

Die Reichspost vollbrachte im Ersten Weltkrieg Höchstleistungen. Vielfach versahen Frauen die Postdienste-

Foto:

Archiv Felix-Nussbaum-Haus/ Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück
Autor:
Joachim Dierks


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