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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wie viele Autos kann Osnabrück noch vertragen?
Zwischenüberschrift:
"Bürgerdialog Verkehrswende" will Raum in der Stadt anders verteilen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Verkehr wächst, aber der Platz in Osnabrück ist begrenzt: Wie kann der Verkehrsraum besser verteilt werden, damit diejenigen, die das Auto wirklich brauchen, nicht im Stau stehen?
Die Lokale Agenda in Osnabrück will mit dem " Bürgerdialog Verkehrswende" eine Diskussion anstoßen, die " nicht unter die Räder von Parteipolitik und Gruppeninteressen" gerät, wie Initiator Thomas Polewsky amDienstagabend zum Auftakt der Dialogreihe im Rathaus sagte. Das Ziel dieser Veranstaltungsserie " von Bürgern für Bürger" ist anspruchsvoll: Sie will ein Umdenken anstoßen und eine ökologisch verträgliche Mobilität auf den Weg bringen, die die Stadt lebenswert erhält und dem Klimaschutz dient.
Der Verkehr ist für die Stadt der wirksamste Hebel zur Erreichung der Klimaschutzziele, wie Polewsky betonte, denn anders als bei der energetischen Haussanierung wo viele Hausbesitzer mitwirken müssen hat die Stadt beim Verkehr den Hebel allein in der Hand.
Die Gegenseite fehlte
Etwa 50 Zuhörer traten in den ersten Bürgerdialog ein, der inhaltlich über weite Strecken ein Monolog blieb, weil die Gegenposition fehlte. Der Bund Osnabrücker Bürger (BOB), hervorgegangen aus der Facebook-Gruppe " Gebt den Neumarkt wieder frei", hatte seine Teilnahme zugesagt, dann aber zurückgezogen. Der Grund: Am selben Abend fand das BOB-Gründungstreffen statt.
So blieb der Meinungsaustausch weitgehend konfliktfrei. Die Teilnehmer waren sich in der grundsätzlichen Zielrichtung einig: Um den knappen Verkehrsraum in einer Stadt besser aufzuteilen, sei es nötig, Verkehre zu vermeiden, zu trennen und zu " recyceln". " Beim Thema Müll ist uns das gelungen", sagte Thomas Polewsky.
Bei der Verkehrstrennung gehe es darum, für einen Weg das jeweils passende Verkehrsmittel zur Verfügung zu haben. Knapp die Hälfte aller Fahrten sei kürzer als sechs Kilometer. In der Stadt müsse diese Distanz nicht zwingend im eigenen Pkw zurückgelegt werden, wenn es andere Angebote wie einen nahtlosen Nahverkehr oder Radstraßen gebe. " Verkehr recyceln" bedeute, so Polewsky, Fahrzeuge zu " benutzen, statt zu besitzen". Also: Carsharing, Stadtteilauto und multimodale Verkehrskonzepte (wie Park & Ride oder Radmitnahme in Zug und Bus).
Der Lungenfacharzt Dr. Thomas Lob-Corzilius vom Christlichen Kinderhospital Osnabrück (CKO) forderte aus medizinischen Gründen ein Umdenken. In fundierten Studien sei der Zusammenhang zwischen Lungenkrankheiten und der Belastung durch den Straßenverkehr unzweifelhaft nachgewiesen. Problematisch seien vor allem der ganz feine Feinstaub und das Stickstoffdioxid, das vor allem Dieselfahrzeuge ausstoßen. Jeder könne sich darüber in den Veröffentlichungen des Umweltbundesamtes und auch der Stadt Osnabrück eingehend informieren. " An Wissen darüber fehlt es uns nicht", sagte der Kinderarzt. Es fehle die Bereitschaft, da raus die Konsequenzen zu ziehen.
An diesem Punkt kam erstmals auch der Neumarkt in die Diskussion als Schadstoff-Brennpunkt. Vor der Sperrung lag der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid am Neumarkt nach Angaben der Verwaltung bei 62, 8 Mikrogramm. Der Grenzwert für dieses Atemgift liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Während der Sperrzeit seit Juni 2014 sank der Wert auf 42, 8 Mikrogramm. Experten erwarten bei einer zweispurigen Verkehrsführung einen Jahresmittelwert von 53 bis 55 Mikrogramm. Zwei Drittel der Belastung entstehen durch die Busse, der Rest durch den Autoverkehr. Gelingt es nicht, den Grenzwert von 40 Mikrogramm einzuhalten, steht der Stadt ein Strafgeldbescheid der EU ins Haus.
Stadtbaurat Frank Otte dankte den Teilnehmern für ihre Bereitschaft, sich kon struktiv in die Diskussion einzubringen. Ziel des Bürgerdialoges sei es nicht, das Auto aus der Stadt zu verbannen oder das Autofahren unattraktiv zu machen. Sondern: " Es geht darum, den Verkehrsraum in der Stadt anders zu verteilen." Von 1990 bis heute ist nach Ottes Angaben der Autoverkehr um 50 Prozent gestiegen. Die Straßen könnten aber nicht mitwachsen.

Bildtext:

Der Verkehrsraum ist eng in der Stadt und wächst mit dem Verkehr mit. Das Foro entstand gestern auf dem Osnabrücker Neumarkt.

Foto: David Ebener

Kommentartext:

Von unten

" Bürgerdialog Verkehrswende" ist eine verdienstvolle Initiative von unten, an der sich auch die Auto-Lobby beteiligen sollte.

Die Initiative will den knappen Verkehrsraum in der Stadt anders verteilen. Ein hohes Ziel, denn es verlangt, dass viele Menschen, die ihre innerstädtischen Wege eigentlich nicht mit dem Auto zurücklegen müssten, auf Bus, Rad oder Leihwagen umsteigen, damit andere, die das Auto wirklich brauchen, den Raum dafür haben.

Auf der anderen Seite sammeln sich Bürger, die mit der kommunalen Verkehrspolitik nicht einverstanden sind. Aus einer Facebook-Gruppe formiert sich zurzeit ein Verein, der eine Umverteilung des Verkehrsraumes zulasten des Autos befürchtet und deshalb den Autofahrern mehr Gehör verschaffen will.

Zwei Initiativen aus der Mitte der Bürgerschaft, zwei gegensätzliche Ansätze, aber ein Ziel: eine bessere Mobilität. Schade, dass zum Auftakt des Bürgerdialogs keiner der Auto-Bürger dabei sein konnte. Es mag vielleicht naiv klingen, aber: Der Sache und dem gesellschaftlichen Klima in der Stadt täte es gut, wenn beide Seiten sich regelmäßig im Bürgerdialog austauschten und der Verkehrspolitik (gemeinsam?) Impulse geben würden.
Autor:
hin
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