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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Timezone kehrt Maiwoche den Rücken
 
Maiwoche verliert Zugpferd für junge Leute
Zwischenüberschrift:
Zu wenig Zeit, zu hohe Kosten: Agentur und Timezone-Label ziehen sich zurück
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Auf der Osnabrücker Maiwoche wird es in diesem Jahr keine Timezone-Bühne geben. Die Agentur Royal Concepts und das Musiklabel Timezone, die die Bühne in den vergangenen Jahren in der Herrenteichs straße zwischen der L+ T-Markthalle und dem Vapiano gemeinsam betrieben haben, ziehen sich aus Kosten- und Zeitgründen freiwillig von der Veranstaltung zurück. Das Ende des Engagements hat hauptsächlich zwei Gründe: Erhöhte Gebühren und die neue und größere Veranstaltungsfläche auf dem Ledenhof stellen die Organisatoren vor ein wirtschaftliches Risiko. Außerdem sehen sich die Betreiber nicht in der Lage, nach dem Abschluss eines Interessenbekundungsverfahrens für die Ledenhof-Fläche innerhalb von zwei Monaten eine hochwertige Programmorganisation auf die Beine zu stellen.

Die Osnabrücker Agentur Royal Concepts zieht sich nach eigenen Angaben von der Maiwoche 2016 zurück. In den vergangenen Jahren hatte sie gemeinsam mit dem Timezone-Label die gleichnamige Bühne an der Herrenteichsstraße zwischen L& T und dem Vapiano betrieben.
Osnabrück. Für Agentur-Chef Stephan Viehoff verhindern die zu kurze Organisationsphase und die gestiegenen Kosten ein weiteres Engagement auf der Maiwoche. " Allein durch die neue Sondernutzungsgebühr müssen wir mit circa 10 000 Euro Mehrkosten rechnen", so Viehoff auf Anfrage unserer Redaktion. Hintergrund: Der Osnabrücker Stadtrat hatte nicht nur die neue Gebühr im Juli 2015 einstimmig beschlossen, sondern auch, die Flächenvergabe zu vereinheitlichen. Diese Neuorganisation der Maiwoche soll der Stadt mehr Zugriff auf das Programm erlauben und mehr Geld in die Kasse spülen, um kostendeckender zu werden. Und: Künftig soll ein Teil der Veranstaltungsflächen über sogenannte Interessenbekundungsverfahren ausgeschrieben werden.
Zwei neue Standorte
Nun steht aufgrund der L+ T-Pläne für den Neubau eines Sporthauses die angestammte Fläche der Time zone-Bühne zwischen der Markthalle und dem Vapiano nicht mehr zur Verfügung. Gleiches gilt für die Bühne an der Georgstraße, die wegen der anstehenden Haseöffnung nicht bespielbar ist. Als Alternativ-Standorte stehen einerseits der Ledenhof zur Verfügung und andererseits die Fläche zwischen Herrenteichswall und Domschule, die schon in der Vergangenheit etablierter Standort der Maiwoche war.
Weil beide Flächen in 2016 neu in der Verlosung sind, hat die Stadt für diese Orte schon in diesem Jahr ein solches Interessenbekundungsverfahren auf den Weg gebracht. Für andere Flächen soll dies erst im kommenden Jahr eingeführt werden.
Die Rahmendaten der Ausschreibung sind dabei für Viehoffs Agentur, die den Ledenhof schon als Ort für die Timezone-Bühne ausgemacht hatte, denkbar ungünstig. " Das Problem ist, dass der Platz mit einer Fläche von 3100 Quadratmetern als Berechnungsgrundlage von der Stadt angesetzt wird. Da sich die Infrastrukturkosten und nicht zuletzt die Gema-Gebühren an der Quadratmeterzahl ausrichten, ist es schwierig für uns, die Bühne an diesem Standort wirtschaftlich zu betreiben", so Viehoff.
Zu wenig Zeit
Ärgerlich sei es, dass das Interessenbekundungsverfahren für den Ledenhof und den Herrenteichswall seiner Ansicht nach " relativ überraschend" auf den Weg gebracht wurde. Kurz vor Weihnachten habe er erstmalig von der Ausschreibung erfahren, Mitte Januar die endgültige Bestätigung erhalten, dass das Interessenbekundungserfahren nun anlaufe. Noch unklar sei ihm, wie hoch die tatsächlichen Kosten seien: " Die Höhe der Sondernutzungsgebühren wissen wir. Aber zu weiteren Kosten hat uns bislang keiner Auskunft geben können." Zwar habe er eine grundlegende Planung vorbereiten können, aber für das laufende Verfahren ein hochwertiges und wirtschaftlich tragbares Konzept zu erarbeiten sei kurzfristig nicht möglich. " Wir würden ein zu großes finanzielles Risiko eingehen", sagt Viehoff. Erst im März hätte man eine Zu- oder Absage für die Bühne am Ledenhof. Vorher könne man keine Verträge mit Sponsoren und Bands schließen, und danach sei es für eine Programmorganisation dieser Größenordnung schlicht zu spät.
Risiko zu groß
Gerald Oppermann vom Timezone-Label bestätigt diese Ansicht auf Anfrage unserer Redaktion. " Mit mehr Vorlauf hätten wir vielleicht noch Partner und Sponsoren mit in unser Konzept nehmen können. Aber so ist das finanzielle Risiko einfach zu groß."
Interessenten für die Flächen am Ledenhof und am Herrenteichswall können sich indes bei der Stadt bis zum 15. Februar bewerben.
Für Viehoff geht mit dem Ende der Timezone-Bühne ein Stück kulturelle Bereicherung der Maiwoche verloren: " Leider werden wir jetzt auf eine Ebene gestellt mit kommerzialisierten Maiwoche-Bereichen, die auf Coverbands und Chartmusik setzen. Auch unsere vielfältigen Aktionen für die gute Sache werden so künftig wegfallen." Die Time zone-Bühne habe eine kostenlose Plattform für die Caritas mit dem " Projekt Halt!!!" oder " Schools on Rock" dargestellt. Die Wirtschaftsjunioren Osnabrück mit dem Verein Osnabrücke e. V. hätten kostenlose Standflächen und Präsentationsmöglichkeiten bekommen und so die Möglichkeit gehabt, für den guten Zweck Gelder zu erwirtschaften.
Petra Rosenbach, Geschäftsführerin der Osnabrück Marketing und Tourismus GmbH (OMT), zeigte sich überrascht und enttäuscht vom Rückzug der Timezone-Macher. " Die Zusammenarbeit mit den Organisatoren war immer positiv. Aber leider sind uns als OMT bei den Rahmenbedingungen die Hände gebunden." Gebühren und Interessenbekundungsverfahren darüber entscheide nicht die OMT.
Stadtsprecher Sven Jürgensen betont auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Erarbeitung des Profils für das Interessenbekundungsverfahren " ziemlich anspruchsvoll" gewesen sei. Deshalb seien die an den regelmäßig stattfindenden Maiwoche-Workshops Beteiligten auch erst relativ spät informiert worden. " Wir wissen, dass die Zeit knapp wird, aber früher war es aufgrund der vielen an der Planung Beteiligten nicht möglich", so Jürgensen.
Der Sprecher betont gleichzeitig, dass mit den Interessenbekundungsverfahren nach dem Gleichheitsgrundsatz verfahren werde. " Das ist ein offenes Verfahren, an dem sich jeder beteiligen kann. Die neue Sondernutzungsgebühr sieht Jürgensen als " moderate Belastung, mit der eine Grundlage für das Weiterbestehen der Maiwoche in dieser Form geschaffen werden soll."

Mehr zur Maiwoche lesen Sie auf www.noz.de/ maiwoche
Bildtext:
Es war einmal: Eine Timezone-Bühne wird es auf der Maiwoche 2016 nicht mehr geben.
Foto:
Archiv/ Pentermann

Kommentar
Ein Verlust

Mit der Timezone-Bühne verliert die Osnabrücker Maiwoche vorerst ihren Hotspot für junge Musik aus der Region, der einen wohltuenden Gegenpol zu den oft lauten anderen Angeboten bildete. Das ist für die Maiwoche möglicherweise ein richtungsweisendes Zeichen. Denn wenn Angebote wie dieses wegfallen, bleibt auf Dauer nur das Programm vor dem Rathaus als Alternative zum Mainstream.

Doch schon jetzt von einer " Verballermannisierung" der Maiwoche zu sprechen, dafür ist es zu früh. Die Maiwoche ist nicht nur standorttechnisch im Umbruch, sie wird ihr Gesicht vor dem Hintergrund der Ratsentscheidungen in den nächsten Jahren verändern mit offenem Ergebnis.

Fakt ist aber auch, dass die Stadt sich langfristig keine Kosten durch die Maiwoche mehr ans Bein binden lassen wird. Alle, die jetzt nach einer städtischen Unterstützung alternativer Musikangebote rufen, müssen sich daher über den Preis im Klaren sein. Denn ob Steuergelder in der Maiwoche richtig investiert sind, ist zumindest diskussionswürdig. In Zukunft werden Konzepte wie das von den Schaustellern aufgeworfene Crowdfunding gefragt sein.
Autor:
Sebastian Philipp


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