User Online: 5 | Timeout: 20:48Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Kunst-Fassaden im neuen Einkaufscenter
 
So etwa soll das Neumarkt-Center aussehen
Zwischenüberschrift:
Geschwungene Mall und überhöhte Fassaden – "Über 800 Arbeitsplätze"
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Das Einkaufszentrum am Neumarkt will mit einer geschwungenen Mall und zweigeschossigen Fassaden gestalterisch Akzente setzen. Entwürfe für die Fronten mit künstlerisch-verspielten Effekten würden zurzeit mit potenziellen Mietern verhandelt, sagte Chefdesignerin Martina Fecke. Als Vorbild dienen die sogenannten Highrise-Fassaden im Mönchengladbacher Center Minto. Ulrich Wölfer, Vorstandsmitglied des Centerbauers Unibail Rodamco Germany, geht von mehr als 800 Arbeitsplätzen im neuen Osnabrücker Einkaufszentrum am Neumarkt aus. Das sagte Wölfer im Gespräch mit Politikern und Handelsexperten aus Osnabrück. An diesem Gespräch nahm kein Vertreter der CDU teil, was die SPD scharf kritisiert. Die CDU hatte Terminprobleme, wie Anette Meyer zu Strohen sagt.

Osnabrück. Leicht geschwungen, zwei Stockwerke hoch, mit kunstreichen Fassaden: So stellen sich die Planer des Centerentwicklers Unibail Rodamco die Hauptstraße im künftigen Einkaufszentrum am Neumarkt vor.

Der frühere Investor mfi, der 2015 komplett vom französischen Konzern Unibail Rodamco geschluckt worden ist, sah eine geradlinige Mall von sechs Meter Breite für das Osnabrücker Center vor. Die drei Ebenen waren nach diesem Plan jeweils in sich geschlossen, Sichtbeziehungen von unten nach oben nur an den Rolltreppen möglich.

Die französische Centerphilosophie ist eine andere. Die zentrale Bummelmeile wird deutlich verbreitert und vor allem luftiger zwei Stockwerke hoch. Irgendwo in den Datenbänken der Designabteilung von Unibail Rodamco sind die Entwürfe für die Mall schon gespeichert. Sie werden noch als Betriebsgeheimnisse streng gehütet, doch als konkretes Anschauungsmaterial präsentiert Chefdesignerin Martina Fecke gern die Mall im Einkaufszentrum Minto in Mönchengladbach.

Moos und Leder

Nach dem Mönchengladbacher Vorbild sollen einige wenige Geschäfte mit sogenannten Highrise-Fassaden übergroßen Fassaden von zehn bis zwölf Meter Höhe Glanzlichter setzen. So präsentiert sich der Edel-Lederladen Liebeskind in Mönchengladbach mit einer von Moos überwucherten Front. Das Moos lebt, ist pflegeleicht, verströmt einen leichten Duft. Und aus Lautsprechern zwitschern Vögel. " New Yorker" macht mit einer Front aus Millionen beweglicher Spiegel auf sich aufmerksam, Hunkemöller kommt mit einer Fassade aus hellem Leder entgegen. Diese übergroßen Fronten spiegeln manchmal nur etwas vor: Die Geschäfte wirken größer, als sie sind. Tatsächlich gehören die Obergeschosse zum Teil zu Flächen der Ankermieter.

Kein Entwurf wird umgesetzt, ohne dass sich die Design-Chefin vorher einen konkreten Eindruck verschafft hat. Für das Minto zum Beispiel mietete Unibail Rodamco eine Lagerhalle an und baute Prototypen der Fassaden in Originalgröße auf. Auch in Osnabrück werde es einen solchen " Showroom" geben, der während der Bauphase öffentlich zugänglich sein werde.

Die Mall wird " dynamisch geschwungen" sein, wie Projektmanager Björn Reineking erklärt, was interessantere Sichtbeziehungen biete. Wichtig sind den Planern große Gucklöcher auf jeder der drei Ebenen, damit die Kundschaft beim Bummeln immer wieder neue Einblicke entdecken und die Highrise-Fassaden in ihrer ganz Pracht erfassen kann. Die Mall wird mit Sitzecken möbliert, aber kein Möbelstück darf höher als 1, 40 Meter sein, um den freien Blick durch das Center nicht zu verstellen.

Der Gastronomieanteil im Center, der bei alten Zentren zwei bis drei Prozent ausmachte, wird im " Oskar" (so der vorläufige Name für das Neumarkt-Projekt) über zehn Prozent liegen, wie Ulrich Wölfer, Vorstandsmitglied von Unibail Rodamco Germany, kürzlich beim Besuch einer Osnabrücker Delegation in Mönchengladbach berichtete. Die Restaurants sind dem Neumarkt und der Johannisstraße zugewandt, sollen über Außenterrassen verfügen und über die üblichen Ladenschlusszeiten hinaus geöffnet sein.

" Dies führt zu deutlich mehr Publikumsverkehr in diesem Bereich und damit zu einer deutlichen Stärkung und Attraktivitätssteigerung der Johannisstraße", so die Einschätzung des SPD-Fraktionschefs Frank Henning, der sich in einer SPD-Pressemitteilung positiv über das neue Centerkonzept äußert.

Henning und sein Fraktionskollege Heiko Panzer, die an der Rundreise teilnahmen, halten die Aussagen von Unibail-Vorstand Ulrich Wölfer für " sehr glaubwürdig". Wölfer hatte bekräftigt, dass das Unternehmen am Osnabrücker Projekt festhält und 2016 mit dem Bau beginnen will. Der Centerentwickler hat nach SPD-Angaben bereits 30 Millionen Euro in die Grundstücke am Neumarkt investiert.

Kritik übt die SPD an der CDU-Fraktion und Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU), die der Center-Bereisung ferngeblieben waren. " Wir fragen uns: Geht man so mit einem Investor um, der 130 Millionen Euro in Osnabrück investieren will?", heißt es in der SPD-Mitteilung. Die SPD wirft Griesert vor, " im Interesse seiner Partei zu zaudern, zu verzögern und zu blockie ren".

Warum fehlte die CDU?

Für die CDU wollte Ratsmitglied Christoph Bertels teilnehmen, der zwei Tage vor dem Termin am Freitag vergangener Woche hatte absagen müssen. Es sei nicht möglich gewesen, in der kurzen Zeit Ersatz zu finden, sagte Anette Meyer zu Strohen (CDU). Das sei bedauerlich: " Natürlich hätten wir gern mit der Führungsebene von Unibail gesprochen", sagte die Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses.

Unibail-Vorstand Wölfer geht von " mehr als 800 Arbeitsplätzen" aus, die das Center selbst in Osnabrück schaffen werde, einschließlich aller indirekten Effekte (etwa bei Zulieferern) könnten 1500 neue Arbeitsplätze entstehen. Keine Angaben macht Wölfer über etwaige Ankermieter.

Video vom Rundgang durch das Minto und Palais Vest in Recklinghausen auf www.noz.de
Bildtexte:
Die Mall des Minto in Mönchengladbach. Rechts die bemooste Highrise-Fassade von Liebeskind.
Der neue Grundriss des Einkaufszentrums am Neumarkt (Erdgeschoss). Der Durchgang im Zuge der Seminarstraße wird 24 Stunden für Fußgänger passierbar sein.
Foto:
Hinrichs

Kommentar
Schwaches Bild

Der Centerentwickler lädt ein, und die schärfsten Kritiker und Zweifler bleiben fern. Die CDU hat ein schwaches Bild abgegeben und leichtfertig ihre Position in der Debatte um das Einkaufszentrum geschwächt.

Jeder, der den Bus bestieg, wusste, dass Unibail Rodamco Germany mit der Präsentation der neuen Center in Recklinghausen und Mönchengladbach Werbung in eigener Sache machen wollte, und ordnete die Präsentationen entsprechend ein. Aber was die Fahrt so wertvoll machte, waren der direkte Kontakt und das offene Gespräch. Die CDU ließ die Chance verstreichen, den Spitzenmanagern von Unibail Rodamco Germany in die Augen zu schauen und ihre berechtigten kritischen Fragen zu stellen.

Ja, Terminprobleme mag es gegeben haben. Das kommt vor in der ehrenamtlichen Kommunalpolitik. Es muss aber die Frage erlaubt sein, ob in der 18-köpfigen Fraktion nicht doch jemand in der Lage gewesen wäre, spontan einzuspringen. Das ist eine Frage der Organisation, aber vor allem der Prioritätensetzung. Dass dem Gespräch mit Unibail offenbar keine besondere Bedeutung beigemessen wurde, war ein Fehler. Denn nun muss sich die CDU bei jeder Diskussion vorhalten lassen, sich nicht allumfassend informiert zu haben.
Autor:
Wilfried Hinrichs


Anfang der Liste Ende der Liste