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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wegen Nordamerika-Welt: Kahlschlag im Zoo?
Zwischenüberschrift:
Baumfällungen laut Landschaftsplaner unausweichlich
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Für die neue Nordamerika-Landschaft im Zoo Osnabrück müssen viele große Bäume weichen. Mit den Fällungen soll in Kürze begonnen werden. Dies geschehe jedoch zum Wohl des Waldes und seiner Tiere, versichern die Planer.

Die Wildwest-Themenwelt entsteht spätestens ab Mitte 2016 auf knapp vier Hektar im südöstlichen Teil des Zoos, wo sich zurzeit Vogelgarten, Kamelgehege und Wolfswald befinden. Landschaftlich bestimmen dort haushohe Buchen das Bild noch. Denn der Umbau macht auch vor den ältesten Bäumen nicht halt.

Protest von Zoofreunden

Unter Zoofreunden ist die Aufregung deshalb groß. " Mehr als 100 intakte Bäume werden in Osnabrück im Zuge der Themenwelt Nordamerika gefällt", behauptete jetzt ein besorgter Mann auf Twitter und Facebook, sprach von " Kahlschlag" und nannte die geplante Anlage spöttisch eine " Karl-May-Idylle mit Teichen und Tipi-Zelten". Dabei sei der Wald auf dem Schölerberg nichts weniger als " das unverzichtbare Kapital des Zoos", wie es schon der frühere Zoodirektor Wolf Everts (1985 bis 2007) gesagt habe. Am Ziel der " gesunden Wiederaufforstung" scheint der empörte Bürger jedenfalls zu zweifeln.

Dafür gebe es allerdings keinen Grund, heißt es beim Zoo Osnabrück auf Nachfrage unserer Redaktion. Es stimme zwar, dass für die Nordamerika-Anlage Bäume gefällt werden. Aber nur, weil es mit dem Bestand " Probleme" gebe, sagt Hanna Rickert von der Pressestelle. Welche, erklärt der vom Zoo beauftragte Landschaftsarchitekt Peter Drecker (Bottrop). Er hält den Buchenwald im betroffenen Areal für " völlig verkommen".

Idealerweise bestehe ein Buchenwald aus vier Schichten: eine Moos- und Krautschicht ganz unten, eine Strauchschicht darüber, außerdem eine Schicht mit jungen, etwa vier bis acht Meter großen Bäumen, sowie ganz oben eine hohe Baumschicht mit ausgewachsenen Exemplaren. Im Zoo Osnabrück gebe es nur noch die hohe Schicht, sagt Drecker. " Die macht alles zu, deswegen wächst unten auch nichts." Nun gehe es darum, den Wald wiederaufzubauen und die natürliche Vegetation zurückzuholen.

Damit aber überhaupt Licht auf den Boden gelangen und Neues gedeihen kann, müssten zunächst bis März einige der höchsten Bäume verschwinden. Wie viele, sei völlig offen, betont Peter Drecker. Die Auswahl werde er Anfang Januar treffen und zwar mithilfe eines Baum-Sachverständigen. Darüber hinaus sei ein Landschaftsökologe als Gutachter an der Themenwelt-Planung beteiligt. Er soll sich um Artenschutzbelange kümmern. Auch die Umweltbehörden seien eingebunden.

" Wald besser machen"

" Der Wald gehört wie das hügelige Gelände zu den Dingen, die den Osnabrücker Zoo einzigartig machen. Wir werden behutsam damit umgehen", verspricht Drecker, auf dessen Dienste viele deutsche Zoos vertrauen und der am Schölerberg bereits die 2011 eröffnete Nordeuropa-Tierwelt " Kajanaland" entwarf. Entsprechend kundig gehe er auch das Projekt Nordamerika an. " Wir brauchen für diese Anlage einen gesunden Wald", so der Landschaftsarchitekt, " und am Ende wird es ein besserer Wald sein als vorher."

Bildtext:

Da kann das Erdmannchen im Vordergrund noch so wachsam sein: Der Buchenwald hinter seinem Rücken wird sich schon bald lichten. Grund ist der Bau einer Nordamerkianischen Landschaft im Zoo Osnabrück.

Foto:

Michael Gründel

Kommentartext:

Der Sache dienlich

Großflächige Baumfällungen im Zoo Osnabrück wegen einer neuen Themenwelt: Schon beim Gedanken daran kreischen manche Bürger lauter als eine Kettensäge. Denn sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Der Buchenwald im südöstlichen Teil des Zoos, wo ab 2016 eine Nordamerika-Landschaft entstehen soll, ist wirklich kein Schmuckstück. Und nach Einschätzung von Fachleuten ist er auch nicht intakt, weil unter den Kronen der Baumriesen kaum noch etwas gedeiht, das eigentlich dorthin gehört. Ergebnis: eine braune, unbelebte Bodenschicht hässlich und ökologisch wirkungslos.

Wenn sich nun angesichts eines vermeintlichen Kahlschlags am Schölerberg einzelne Zoofreunde zum Aufschrei veranlasst sehen, so ist dies möglicherweise ein Beleg für erhöhte Sensibilität im Umgang mit Stadtgrün. Gleichzeitig zeigt sich darin eine Tendenz zur Überreaktion. Zugegeben: Wahrscheinlich werden der geplanten Wildwest-Anlage reihenweise Bäume zum Opfer fallen, die für sich betrachtet gesund sind. Unterm Strich dient es jedoch der Sache. Und angesichts der Vielzahl an Experten, die hier mit dem Thema Abholzung, Aufforstung und Architektur der Landschaft betraut sind, darf vorausgesetzt werden, dass der Zoo Osnabrück besonders umsichtig agiert. Schließlich ist der Wald sein Markenzeichen. Das gilt es aufzuwerten und nicht zu entwerten.
Autor:
Sebastian Stricker


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