User Online: 4 | Timeout: 15:48Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Als zu viele Kunden die Gas-Flatrate missbrauchten
Zwischenüberschrift:
Januar 1916: Kaiser grüßt Bischof – Bahnbrücken fertig
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Zum zweiten Mal begrüßen die Osnabrücker im Januar 1916 ein neues Jahr unter Kriegsbedingungen. Der Waffengang, der nach Kaiser Wilhelms Worten eigentlich siegreich beendet sein sollte, " ehe noch das Laub von den Bäumen fällt" und damit meinte Majestät den Herbst 1914 –, geht in den 18. Monat, ohne dass ein Ende abzusehen wäre. Das " Osnabrücker Tageblatt" schönt die entbehrungsreichen Folgen für die Zivilbevölkerung nicht, folgt in der Gesamtbeurteilung der Kriegslage aber der offiziellen Propagandalinie.

" Das neue Jahr hat, wie es in diesen ernsten Zeitläufen nicht anders sein kann, einen ziemlich stillen Anfang genommen", schreibt das Blatt. Unterblieben seien " die lauten Kundgebungen", wie sie der Jahreswechsel sonst in Gestalt von Böllerschüssen und dergleichen mit sich bringt. Eher sah man Gruppen von Personen, " die sich am Klange der Sylvesterglocken erbauten". Einige " Prosit Neujahr"- Rufe ließen sich vernehmen, das war aber auch schon alles. Ebenso ruhig sei es in den öffentlichen Lokalen zugegangen, für die die Polizeistunde bis 1 Uhr ausgedehnt worden war.

Bischof an Kaiser

Zwischen dem deutschen Kaiser und dem Bischof von Osnabrück findet aus Anlass des Jahreswechsels " ein herzlicher Glückwunschwechsel" statt. Auf ein Glückwunschschreiben des Bischofs geht folgendes Antworttelegramm ein: " Berlin, Schloß, 31. Dezember, 4 Uhr nachmittags. An Bischof Dr. Wilhelm Berning, Osnabrück. Ihre treuen Segenswünsche und die Meldung von der Standhaftigkeit und Glaubensstärke, mit der die Diözesanen Ihres Bistums die schweren Opfer des Krieges tragen, haben mich mit besonderer Befriedigung erfüllt. Empfangen Sie meinen herzlichen Dank und landesväterlichen Gruß für Ihre ganze Diözese. Wilhelm R."

Handgiftentag

Am ersten Werktag im neuen Jahr begehen Magistrat und Bürgervorsteher " altem Herkommen gemäß" den Handgiftentag. Oberbürgermeister Julius Rißmüller hält Rückblick auf das vergangene Jahr. An erster Stelle nennt er die Vollendung des Stadthafens am 1. November 1915, in dem allerdings noch nicht viel Betrieb herrscht. " Es ist zu hoffen, dass dieses Werk unter dem Schutze des Friedens seine segensreichen Früchte tragen wird", bittet das Stadtoberhaupt um Geduld. Am Netz sei die Kläranlage in Eversburg. Dadurch könnten jetzt in allen Stadtbezirken Spülklosetts angeschlossen werden.

Unter dem Stichwort " Eisenbahnangelegenheiten" beschreibt Rißmüller den Stand der städtischen Baumaßnahmen, die aus der Höherlegung der Bahnlinien resultieren. Fertig ist die Unterführung Bramscher Straße (Hasetor), fast fertig sind die Unterführung Wachsbleiche und der Hasetorbahnhof, in Angriff genommen worden sind die Unterführungen der Liebigstraße, an der Papiermühle (Römereschstraße) und neben dem alten Hannoverschen Bahnhof (Alte Poststraße). " Landespolizeilich geprüft" worden sei das Projekt der Fußgänger-Unterführung Schillerstraße/ Buersche Straße.

Bei den Hochbauten vermeldete der Oberbürgermeister die Innutzungnahme der Evangelischen Knabenbürgerschule an der Hackländerstraße (Backhausschule) und des Eichamts in der Heinrichstraße. Der Neubau der Sparkasse am Neumarkt ist fast fertig, der Neubau einer katholischen Volksschule in Schinkel hat begonnen. Im Kleinwohnungsbau hat der Gemeinnützige Osnabrücker Bauverein mit Unterstützung der Stadt 37 Häuser an der Oststraße und an der Blücherstraße fertiggestellt, außerdem noch einige Häuser an der Tannenburgstraße. Für die beschlossene Eigenheimsiedlung am Westerberg sind die Straßenbauten so weit erledigt, dass der Hausbau beginnen könnte, " mit Rücksicht aber auf die Kriegslage haben wir mit dem Verkauf dieser Baustellen bislang noch zurückgehalten", so der OB.

Knappes Gas

Ein Sorgenkind ist die städtische Gasanstalt. Als Folge der großen Knappheit an Petroleum und durch zahlreiche neue Verbrauchsstellen ist der Gasverbrauch rasant gestiegen. Das Problem: Seit Kriegsausbruch können Gaszähler nicht mehr in erforderlicher Zahl produziert werden. Die Gasanstalt hat sich daher gezwungen gesehen, in manchen Fällen Gas gegen eine Pauschalgebühr von 3 Mark pro Monat abzugeben heute würde man von einer " Flatrate" sprechen. Doch diese ist offenbar missbraucht worden: Viele Pauschal-Konsumenten verbrauchen offenbar die fünffache Menge gegenüber dem erwarteten Durchschnitt. Die Gasanstalt spricht daraufhin ein Verbot des Gasverbrauchs zu Koch- und Heizzwecken aus, gestattet also nur noch den Einsatz des Gases zur Beleuchtung. Angestellte des Betriebsamtes gehen die Haushalte zur Überprüfung ab. Wer ertappt wird, dem wird der Kochanschluss getrennt und mit einem verplombten Pfropfen versehen.

Ausverkauf

Die Bekleidungsgeschäfte räumen ihre Läger. In einem Inserat der Firma Wilhelm Gerdsmeyer, Krahnstraße 22, heißt es beispielsweise: " Am Montag, 3. Januar, beginnt mein großer Inventur-Ausverkauf. Selbst die anhaltende Preissteigerung aller Woll- und Baumwollwaren vermag an meinem Grundsatz Räumung um jeden Preis′ nichts zu ändern. Ich habe insbesondere bei fertiger Konfektion wie Jackenkleider, Sommer- und Wintermäntel, fertige Taillenkleider und Morgenröcke Räumungspreise festgesetzt, die zum Teil unter der Hälfte des heutigen Wertes bemessen sind."

Bildtext:

Baustelle der Bahnunterführung im Zuge der Alten Poststraße, 1918. Der Blick geht in Richtung Bohmter Straße. Die hintere Brücke überführt das Industriegleis zum Gaswerk, Schlachthof und OKD. Foto: Rudolf Lichtenberg jr., Archiv Museum Industriekultur
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste