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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Für den Lärmschutz fehlt das Geld
Zwischenüberschrift:
Stadt plant Schmalspurprogramm statt Tempo 30 für Hauptverkehrsstraßen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Stadt will mehr tun gegen den Verkehrslärm, aber das Geld reicht nur für ein Schmalspurprogramm. Von der Überlegung, Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen als Lärmschutz einzusetzen, sind die Fachleute abgerückt. Am Donnerstag befasst sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt mit dem Thema.

Die Umsetzung des Lärmaktionsplans ist ins Stocken geraten. Punkt für Punkt hat der Fachbereich Städtebau in den vergangenen Jahren die Vorgaben der Europäischen Union abgearbeitet, den Ist-Zustand dokumentiert und eine Bürgerbeteiligung veranstaltet. Wirksame Schritte scheitern jedoch daran, dass " nur sehr begrenzte Haushaltsmittel zur Verfügung stehen", wie es in der Verwaltungsvorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt formuliert ist.

Vor diesem Hintergrund war schon 2013 diskutiert worden, ob die Stadt ihre Hauptverkehrsstraßen zur Lärmreduzierung auf Tempo 30 begrenzen sollte. Inzwischen haben die Planer fünf Straßenabschnitte unter die Lupe genommen. Tag- und Nachtreglementierungen wurden untersucht, Vor- und Nachteile abgewogen, und nun lautet die Empfehlung, von der Idee Abschied zu nehmen. Zu folgenden Straßenabschnitten macht der Fachbereich Städtebau konkrete Aussagen:

Martinistraße (zwischen Wall und Kirchenkamp): Aus schalltechnischer Sicht müsste eine ganztägige Tempo-30-Regelung veranlasst werden, doch die würde an der Akzeptanz der Autofahrer scheitern. Um sie durchzusetzen, müsste die Straße " stationär überwacht", also mit Radarkontrollen ausgestattet werden. Mit dem Tempolimit werde aber auch der Busverkehr behindert, heißt es in der Stellungnahme weiter. Weil die Martinistraße aber in den nächsten Jahren ohnehin umgestaltet werden soll, regen die Planer an, dem Lärmproblem mit einer Reduzierung auf zwei Fahrspuren zu begegnen.

Sutthauser Straße (zwischen Gustav-Tweer-Straße und Bergerskamp): Hier wurde eine Tempo-30-Regelung für die Nachtstunden erwogen, doch auch hier sehen die Planer ein Akzeptanzproblem und eine Verlangsamung des Busverkehrs. Um den Verkehrslärm zu senken, wird vorgeschlagen, den unebenen Fahrbahnbelag durch neuen Asphalt zu ersetzen.

Rheiner Landstraße (zwischen Lieneschweg und Mozartstraße): Im Gespräch war ein Tempo-30-Limit für die Nachtstunden. Davon wären wiederum die Busse betroffen, und auch hier müssten die Autofahrer mit der Radarknute zum Langsamfahren gezwungen werden. Weil demnächst Kanalbauarbeiten notwendig sind, versprechen sich die Planer eine Lärmreduzierung durch den Einbau von lärmoptimiertem Asphalt.

Johannisstraße (zwischen Johannistorwall und Rosenplatz): Hier lautet die Empfehlung, ganztags Tempo 30 zu verordnen, wobei die Akzeptanz für diese Reglementierung " als hoch eingeschätzt" wird, wie es in der Vorlage heißt. Dass die Geschwindigkeitsbegrenzung auch für 551 am Tag und 52 Busse in der Nacht gelten würde, halten die Planer angesichts der Kürze des Straßenabschnitts von 150 m für vertretbar.

Nonnenpfad (zwischen Liebigstraße und Knollstraße): Für dieses 240 Meter lange Straßenstück favorisiert der Fachbereich Städtebau ein Tempo-30-Limit für die Nachtstunden. Zumindest für den Abschnitt mit der Steigung wird die Akzeptanz als hoch eingeschätzt.

In der Ausschussvorlage steht nicht, wann mit den Sanierungsarbeiten begonnen wird. Ursprünglich hatte die Stadt angepeilt, die Arbeiten bis zur Fortschreibung des Lärmaktionsplans 2018 abzuschließen. Doch es deutet sich schon an, dass die Spielräume im Haushalt das nicht zulassen.

Kein Anspruch

Muss die Stadt dann nicht mit einer Beschwerde der Europäischen Union rechnen wie bei der Luftreinhaltung? Nein, sagt Franz Schürings, der Leiter des Fachbereichs Städtebau. Beim Lärmschutz bestehe " kein Anspruch, bestimmte Grenzwerte einzuhalten, und kein Anspruch, dass eine bestimmte Maßnahmen umgesetzt wird". Die Stadt versuche aber " im Rahmen ihrer Möglichkeiten", die Situation für die Anwohner zu verbessern.

Bildtext:

Bei Tempo 30 gäbe es ein Akzeptanzproblem: Die Martinistraße soll demnächst umgebaut werden. Im Gespräch ist eine Reduzierung auf zwei Spuren.

Foto:

Swaantje Hehmann

Kommentartext:

Ein Trostpflaster reicht nicht

Es ist beschämend: Die Stadt hat nicht genug Geld, um ihre Bürger, die an Hauptstraßen wohnen, vor dem Verkehrslärm zu schützen. Pflichtgemäß haben die Planer zwar den Lärmaktionsplan abgearbeitet, aber bei der Umsetzung reicht es nur für ein Trostpflaster. Grenzwerte der Europäischen Union werden da zur Illusion.

Lärm macht krank. Deshalb werden Wohngebiete heute abseits der Durchgangsstraßen geplant. Oft gerät jedoch in Vergessenheit, dass auch am Wall und an der Hansastraße Menschen leben. Sie müssen es ertragen, dass ihre Wohnung bebt, sobald ein Lkw vorbeifährt. Sie wissen nicht, wie sie sich bemerkbar machen müssen, um daran etwas zu ändern. Wenn über Pendlerströme und über die Erreichbarkeit der Innenstadt diskutiert wird, stehen sie im Abseits.

Für die Politiker ist es schon schwer genug, den Mangel zu verwalten. Aber der Haushaltsnotstand entbindet sie nicht von ihrer Verantwortung, auch die Menschen an den Hauptstraßen vor krank machendem Lärm zu schützen.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert
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